Basel. .

Der FC Bayern will am Dienstag im Champions-League-Spiel beim FC Basel überzeugen. Vor allem um die Münchner Fans zu besänftigen und wieder Ruhe in den Bundesliga Alltag zu bringen.

Die Alarmglocken schrillen unüberhörbar, die Bosse sind nervös: Auf der großen Bühne Champions League will der kriselnde Rekordmeister Bayern München sich mit einem Erfolgserlebnis beim Schweizer Double-Sieger FC Basel wieder mehr Ruhe für den Alltag Bundesliga erkämpfen. „Der Druck ist jetzt enorm hoch. Wenn wir in der Champions League ein Zeichen setzen und nach dem Sieg gegen Rom mit sechs Punkten starten könnten, wäre das Gold wert“, sagte Philipp Lahm vor dem Spiel am heutigen Dienstag (20.45 Uhr/live im DerWesten-Ticker).

Der Druck, von dem Lahm sprach, lastet vor allem auf den Spielern - Trainer Louis van Gaal nahm Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vor dem Abflug mit dem Airbus A321 am Montagmittag demonstrativ in Schutz. „Nicht er ist gefragt, die Spieler sind jetzt gefragt. Unsere Nationalspieler müssen sich steigern“, sagte er. Van Gaals Autorität dagegen steht völlig außer Frage, nach der Ankunft in Basel und dem dortigen Mittagessen hat er im noblen Hilton-Hotel die erwartete Unterschrift unter seinen neuen, bis 2012 datierten Vertrag geleistet.

Einigung in schweren Zeiten

Rummenigge will mit der Ausdehnung des Arbeitsverhältnisses „klar zeigen, welchen Stellenwert Louis genießt“. Die Einigung in schweren Zeiten, die der Vorstand mit dem Trainer am Samstagabend nach dem 1:2 gegen Mainz 05 bei einem Glas Rotwein erzielt hatte, sei „ein gutes Zeichen für die Öffentlichkeit“.

Entsprechend gelöst präsentierte sich der Coach am Tag vor dem Spiel. Gut gelaunt berichtete er, was für die Verlängerung entscheidend gewesen war. „Es ist mir immer wichtig, etwas gewinnen zu können, und mit einem Spitzenklub wie dem FC Bayern kann man etwas gewinnen.“ Außerdem klappe „die Zusammenarbeit mit meinen Spielern hervorragend, das ist der wichtigste Punkt“. Auch mit den Bossen habe er ein „sehr gutes Verhältnis. Sie stehen zu mir, wie sie vor dem Champions-League-Finale zu mir gestanden haben.“ Und schließlich sei seine Frau Truus „in München verliebt und froh, dass wir bleiben“.

Rummenigge fordert „Leidenschaft, Wille und Kampfbereitschaft“

Doch auch die Ungeduld der Bayern war spürbar. Vor allem die Ungeduld Rummenigges mit den lethargischen Profis. „Sie müssen das Spiel mit dem nötigen Ernst angehen“, forderte er. Zudem müssten die Angestellten in den nächsten Wochen anders auftreten und „Leidenschaft, Wille und Kampfbereitschaft verbessern, damit wir unsere Ziele erreichen“.

Van Gaal meinte, er „verstehe die Nervosität, der FC Bayern kann nicht in sechs Spielen acht Punkte holen, das geht nicht. Der Vorstand hat recht.“ Die missliche Lage in der Liga spielt auch in Basel im Hinterkopf mit. „Ich hoffe, dass wir uns hier einen Klick für die Bundesliga holen“, sagte Thomas Müller.

Profis müssen sich beweisen

Weil der FC Bayern national erst am Sonntag bei Borussia Dortmund wieder ran darf, müssen die Profis in Europa zeigen, dass es richtig war, dass ihnen der Klub auf van Gaals Geheiß im Sommer keine Stars vor die Nase gesetzt hat. Doch Mainz hat beim Coach Zweifel genährt. „Wir müssen nicht übertreiben, aber wir haben Schwierigkeiten, Tore zu erzielen. Es wird schwer in Basel“, sagte er.

Die von Rummenigge angezählten Auswahlspieler - bis auf Torhüter Jörg Butt in Basel wohl die komplette Startelf - seien „geistig müde, und so können sie ihre Qualität nicht abrufen“. Auch Stürmer Ivica Olic gab am Montag zu, dass der FC Bayern derzeit „nicht auf hohem Niveau“ spiele.

Bayern fehlen die „Dosenöffner“

Das liegt auch am Fehlen der „Dosenöffner“ Arjen Robben und Franck Ribéry. In Basel fehlt zudem Linksverteidiger Diego Contento, für den wohl (wie gegen Mainz) Danijel Pranjic spielen wird. Torwart Butt nahm seine Vorderleute vor dem Auftritt im mit 38.512 Fans ausverkauften St. Jakob Park in die Pflicht. „Unser taktisches Verhalten ist sehr gut, aber wir müssen aggressiver und konzentrierter agieren“, sagte er. Wie es geht, haben die Bayern im Januar gezeigt, als sie ein Testspiel beim Schweizer FCB ohne „Robbery“ 3:1 gewannen.

Basel mit Ex-Bayern-Profi Thorsten Fink als Trainer und den ehemaligen Bundesliga-Legionären Alex Frei, Marco Streller und Benjamin Huggel rechnet sich aber etwas aus. „Wir können jede Top-Mannschaft in Europa schlagen und auch die Bayern ärgern“, sagte Fink: „Aber wir haben nur eine Chance, wenn sie keinen guten Tag haben.“ Wie zuletzt so oft. (sid)