Brüssel. .
Joachim Löw betrachtet den 1:0-Auftakterfolg in der langen EM-Qualifikation als wichtigen Schritt. „Bei einem solchen Marathon“, sagt der Bundestrainer, „ist es wichtig, dass man das erste Spiel gewinnt.“
Joachim Löw vergleicht so eine Qualifikationsrunde für eine Welt- oder Europameisterschaft gerne mit einem Marathonlauf: Ein Rennen über eine ganz lange Strecke – in diesem Fall von 14 oder 15 Monaten bis in den Herbst nächsten Jahres. „Bei einem solchen Marathon“, sagt Joachim Löw, „ist es wichtig, dass man das erste Spiel gewinnt, um nachher nicht hinterher rennen zu müssen“. Vor zwei Jahren hatte sich die deutsche Mannschaft bei der Qualifikation zur WM 2010 gleich zu Beginn ein 3:3-Unentschieden in Finnland geleistet und stand in den direkten Duellen mit dem Hauptkonkurrenten Russland somit unter Erfolgsdruck. Insofern war die Erleichterung diesmal spürbar, dass es mit dem 1:0-Sieg in Belgien einen erfolgreichen Start in die Qualifikation zur Europameisterschaft 2012 gab.
Hauptsache gewonnen – das war der eine, positive Aspekt nach dem Sieg in Brüssel. Aber es war auch ansonsten ein geglückter Auftakt, weil die Mannschaft in Ansätzen schon wieder an die starken Leistungen der WM anknüpfen konnte. Der Bundestrainer hatte die Erwartungen zuvor bewusst nicht allzu hoch gesteckt und von seinen Spielern vor allem „maximale Konzentration und maximales Engagement“ abverlangt, um mit diesen Tugenden die Punkte einzufahren. Denn nach nur vier bis fünf Wochen Training seien die Spieler einfach noch nicht in der Lage, schon wieder ihre absolute Bestform abzurufen. Sami Khedira hatte zum Beispiel vorher deutlich gemacht: „Ich habe bei Real Madrid in dieser Saison erst ein Spiel über 90 Minuten absolviert, und das war ein Freundschaftsspiel gegen Bayern München. Ansonsten habe ich nur Einsätze über höchstens 45 oder 60 Minuten.“ In Belgien ging er jetzt wieder über 90 Minuten – da fehlte es noch ein wenig an dem Rhythmus. Anderen ging es ähnlich.
„Seriös und sachlich“
Dennoch konnte sich die Leistung des Teams unterm Strich sehen lassen – in der zweiten Halbzeit war sie beinahe schon etwas besser als erwartet. Löw stellte zufrieden fest: „Da hat die Mannschaft über weite Strecken schon wieder eine unglaubliche Ball- und Spielsicherheit gezeigt.“ Und da erzielte die DFB-Elf durch Miroslav Klose auch den verdienten Siegtreffer: Der Münchner, auf den in der Nationalelf offenbar weiterhin Verlass ist, verwertete in der 51. Minute ein feines Zuspiel seines Bayern-Kollegen Thomas Müller. „Wichtig ist in einem solchen Spiel, dass man seriös und sachlich seine Möglichkeiten nutzt. Und das haben wir mit dem einen Tor auch gemacht“, bilanzierte der Bundestrainer.
Ungeachtet der befürchteten Anlaufschwierigkeiten hatte Löw zuvor sechs Punkte aus dem Doppelpack-Start in die EM-Qualifikation mit den Spielen in Belgien und am Dienstag in Köln gegen Aserbaidschan zum Ziel erklärt – dies ist schließlich der Anspruch des WM-Dritten in einer Gruppe mit Belgien, der Türkei, Österreich, Aserbaidschan und Kasachstan. Am Samstagnachmittag flog die Mannschaft von Brüssel aus nach Köln, um sich dort auf das Spiel gegen die von Berti Vogts betreuten Aserbaidschaner vorzubereiten. „Das wird ein völlig anderes Spiel werden“, weiß Löw: „Aserbaidschan steht mit zehn Mann in der eigenen Hälfte, wir müssen anrennen und schauen, dass wir früh in Führung gehen.“ Die DFB-Elf kennt das noch aus der vergangenen WM-Qualifikation, als Aserbaidschan ebenfalls der Gegner war. Damals gab es – standesgemäß – zwei Siege, aber jeweils auch Anlaufprobleme. Für Deutschland ist es der erste Auftritt vor heimischem Publikum nach der WM: „Wir freuen uns drauf“, sagt Löw, „in Köln spielen wir immer gerne.“
Es läuft der Neustart nach der WM. Das erste Testspiel im August in Dänemark (2:2) kam noch zu einem ungelegenen Zeitpunkt, der Sieg in Belgien verlief genau nach Plan. Und jetzt prophezeit Löw: „Wenn ich die Perspektiven der Mannschaft und der Spieler sehe, dann habe ich ein unglaublich positives Gefühl.“