Kopenhagen. .

Im WM-Aufgebot war für Thomas Hitzlsperger kein Platz. Doch nun gibt Bundestrainer Joachim Löw ihm eine neue Chance. Beim Testspiel gegen Dänemark ist der Ex-Stuttgarter sogar Kapitän.

Die Partie selbst hat schon vor dem Anpfiff ihr Thema verfehlt. Beim einzigen Test vor dem Einstieg in die EM-Qualifikation am 3. September in Brüssel gegen Belgien wird nicht der Leistungsstand der Nationalspieler gemessen werden, die am Ende in die Prüfung müssen. Und das ist bekannt. Der Bundestrainer sieht sich aber qua Amt dazu verpflichtet, auch der Begegnung mit den Dänen am Mittwochabend in Kopenhagen einen Sinn abzuringen. Am Dienstag hat er sich dieser Aufgabe nicht nur tapfer gestellt, er hat sie trotz der schlechten Rahmenbedingungen bewältigt. Auf der Basis der Erkenntnis, dass eine Qualifikation auf einer langen Zeitstrecke ausgetragen wird und möglicherweise reichlich Personal erfordert.

Gegen die Auswahl des Trainerkollegen Morten Olsen sind deshalb laut Joachim Löw Männer am Ball, deren Namen er schon vor vielen Monaten, ja, schon vor vielen Jahren zumindest auf dem Löschblatt seines Notizbuches eingetragen hatte. Vor Monaten vielleicht Sascha Riether, den Wolfsburger Defensiven, der gegen die Dänen sicher sein kann, sein Debüt feiern zu dürfen, weil der Bundestrainer angekündigt hat, dass zumindest alle Feldspieler zum Einsatz kommen werden. Vor Jahren dagegen hat Löw bereits den Namen Thomas Hitzlsperger notiert. Und das führt zu dem Thema, das dieses themenlose erste Spiel nach den aufregenden WM-Tagen von Südafrika überstrahlt (wahlweise: überschattet), das aber gar kein Thema sein soll.

Auf dem Weg nach oben

Thomas Hitzlsperger könnte demnächst nämlich auch wieder als Konkurrent von Michael Ballack auftreten. Der 28-Jährige, dem von der sportlichen Leistung der Nationalmannschaft vor Beginn der Vorbereitungsphase auf die WM mitgeteilt worden war, dass für ihn kein Platz im Aufgebot reserviert sei, gehört zu den Kräften, die um die zwei Positionen vor der Abwehrzentrale rangeln. Nach seinem jüngst vollzogenen Wechsel zu West Ham United, so der Bundestrainer, habe er bei dem Ex-Stuttgarter mit Musterprofiausstattung „eine ganz andere Stimmung“ ausgemacht als in der Saison der Depression davor. Der Hitze, so die Botschaft, ist zurück auf dem Weg nach oben.

In Kopenhagen wird der 51-malige Nationalspieler die Mannschaft sogar als Kapitän auf den Rasen führen. Und auch das führt wieder zu dem Thema, das dieses themenlose Spiel überstrahlt (wahlweise: überschattet). Michael Ballack ist eben nicht nur einer der Kandidaten für die Sechser-Position. Er firmiert als Kapitän, und er wartet derzeit einsam auf seiner Brücke darauf, dass der mächtige Reeder Löw ihm Antworten auf zwei Fragen erteilt: Muss ich mich hinten anstellen bei der Vergabe der Pöstchen auf dem Feld? Bin ich auch im September noch der höchste Würdenträger der Mannschaft?

Für Ballack geht es um alles

Wahrscheinlich wird es auf diese Fragen eine zusammenfassende Antwort geben. Ein selbst gewählter und damit eleganter Abschied von der Amts-Hauptrolle ist für Ballack ja nicht mehr möglich, weil Interims-Captain Lahm vor mittlerweile mehr als fünf Wochen erklärt hat, dass er die Binde nicht mehr ablegen wolle. Für den 33-Jährigen geht es also um alles, ums Kapitäns- und Nationalspielerdasein als Gesamtkomplex. Der Bundestrainer hat zwar betont: „Das war doch mehr ein Thema der Medien.“ Und er hat festgehalten: „Ich habe mich ja bislang nie dazu geäußert.“ Dass Löw sich aber nach dem Kopenhagen-Ausflug „konzeptionell ein paar Dinge überlegen will“, bedeutet für Ballack, dass der Herr am entscheidenden Hebel seine strategischen Möglichkeiten ausloten will.

Und in diesem Zusammenhang wird sogar dieses Spiel mit den Dänen von etwas berührt, das irgendwann einmal beim Blick zurück als wichtig wahrgenommen werden könnte. Bastian Schweinsteiger ist gesetzt. Ballack muss aktuell in den indirekten Zweikampf mit WM-Spieler Sami Khedira eintreten. Und weil das Notizbuch des Bundestrainers Bundestrainers mit den Sechser-Kandidaten mittlerweile Bibel-Format hat, sollte der alte Kapitän am heutigen Mittwoch trotz möglicher Vorbehalte gegen die Begegnung mit den Dänen den Fernseher einschalten: Kontrahent Hitzlsperger spielt ebenso wie die weiteren Kontrahenten Christian Gentner und Christian Träsch vor.