Essen. .
Bundestrainer Joachim Löw braucht ein Team für den Test am Mittwoch gegen Dänemark. Aber die Vereine wollen keine Spieler abstellen.
Noch gar nicht geäußert hat sich der Bundestrainer. Das fällt zwar nicht so auf, weil seit Tagen bereits vermeldet wird, auf welche eigentlich wichtigen Kräfte Joachim Löw bei der Reise der Nationalelf nach Dänemark zu verzichten gedenke, doch unter dem Strich ist es auch in diesem Fall wie so oft im Fußball: Die Entscheidungsgewalt hat der Trainer. Dass Löw schon kurz nach der Rückkehr von der Weltmeisterschaft in Südafrika angekündigt hatte, er wolle bei der Nominierung der Kandidaten für die Testpartie am kommenden Mittwoch in Kopenhagens Parken-Stadion die Interessen der Bundesliga-Klubs berücksichtigen, hat den Medienspekulanten allerdings Tür und Tor geöffnet.
Allein eintreten müssen sie nicht. Bei der Begegnung mit den Dänen handelt es sich zwar tatsächlich um den einzigen Test vor der ersten Qualifikationspartie für die Europameisterschaft (am 3. September in Brüssel gegen Belgien), doch auf Vereinsfürstenebene ist dieser bereits heruntergeredet zum Jux oder, schlimmer, zum groß angelegten betriebswirtschaftlichen Feldversuch unter dem Titel „Wie komme ich ohne jegliche Gegenleistung an das Geld anderer Leute?“ Karl-Heinz Rummenigge hat unverhohlen verkündet, dass er der letzteren Theorie zuneigt und die Ökonomen am Werk sieht: „Es geht nur darum, Banden- und Fernsehwerbung zu verkaufen.“ Das erleichtert dem Vorstandschef des FC Bayern, das Ultimative einzufordern, nämlich, „dass Joachim Löw auf alle Spieler von Bayern München“ verzichten solle.
Das wären: Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller, Holger Badstuber, Miroslav Klose, Mario Gomez und Toni Kroos. Und weil der VfB Stuttgart noch im internationalen Ausscheidungswettbewerb unterwegs war und Bayer Leverkusen, Werder Bremen und Borussia Dortmund demnächst noch um einen Platz am Geldtopf ringen müssen, sollen Akteure dieser Klubs für den Bundestrainer ebenfalls zu den Unantastbaren gehören. Auf wen Löw überhaupt noch Zugriff hätte, wenn er beide Ohren für die Einflüsterungen der Interessensvertreter öffnen würde, ist ungewiss. Auf Andreas Beck vielleicht, den Hoffenheimer, den er vor dem Start in die WM aussortiert hatte. Auf Heiko Westermann vielleicht, den Hamburger, der sich vor der WM verletzt hatte.
U21 tritt auf Island an
Im März 2007, als eine ähnlich unbeliebte Partie gegen die Dänen in Duisburg ausgetragen wurde, konnte der Bundestrainer all die abwesenden Stammspieler immerhin noch durch Jugend ersetzen, durch Spieler, die er im milden Ernstfall beobachten wollte. Diesmal tritt die U 21 zeitgleich in einer EM-Qualifikationspartie auf Island an. Damit ist die Chance, den Test als erfreulichen Anlass zur Auslotung der Perspektiven zu deklarieren, verdorben. Und auch als Maßnahme zur gesellschaftlichen Wiedereingliederung des bei der WM verletzten Kapitäns lässt er sich nicht einordnen. Selbst wenn Löw ihn wollte, Michael Ballack dürfte noch nicht wieder im Adlertrikot auf den Rasen.
Freitag. Heute. Letzter möglicher Termin vor der Zusammenziehen der Auswahl am Montag in Frankfurt. Der Bundestrainer wird sich äußern. Er wird ein Team präsentieren. Sympathiepunkte in der Bundesliga kann er aber nur mit diesen Nominierten sammeln: Sturm, Bierhoff. Tor, Köpke. Rest: Thekenkicker.