Pretoria/Port Elizabeth.

Für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft geht es nur noch um die Goldene Ananas, für Miroslav Klose, Mesut Özil, Bastian Schweinsteiger und Thomas Müller aber um einen Eintrag in die WM-Geschichtsbücher.

Vor allem Klose, der am Freitag wegen Rückenbeschwerden nicht trainieren konnte, kann im WM-Spiel um Platz drei gegen Uruguay am Samstag in Port Elizabeth (20.30 Uhr/ARD und Sky live) einen Rekord für die Ewigkeit aufstellen.

„Das wäre eine unglaubliche Sache, wenn ich Ronaldo als WM-Rekord-Torjäger ablösen könnte. Aber der WM-Titel wäre mir lieber gewesen“, sagte der 32-Jährige vor seinem 20. und wohl letzten WM-Spiel. Mit insgesamt 14 Treffern liegt der Münchner in der ewigen WM-Torjägerliste gemeinsam mit Gerd Müller auf Platz zwei.

Mit seinem fünften Tor in Südafrika würde er seine jeweilige Quote von 2002 und 2006 wiederholen und mit Ronaldo (15 Tore) gleichziehen, jeder weitere Treffer würde ihn unsterblich machen. „Die Mannschaft wird alles dafür tun, dass sich Miro diesen Traum erfüllt. Wenn das klappt, würde es die ganze Mannschaft mit Stolz erfüllen“, berichtete Teammanager Oliver Bierhoff.

Doch Konkurrenz hat Klose ausgerechnet in den eigenen Reihen. Denn Thomas Müller hat bei der WM sogar noch die Chance auf zwei Titel. Der Stürmer gehört zu den drei Akteuren, aus denen der Weltverband FIFA den besten Nachwuchsspieler auswählt. Zudem kann sich der Münchner Shootingstar ebenso wie Klose noch Chancen auf den Goldenen Schuh ausrechnen.

„Die Torjägerkrone wäre natürlich ein Preis für die Ewigkeit. Es gibt nicht viele, die so eine Auszeichnung im Schrank haben. Wichtiger ist mir aber, dass die Mannschaft im letzten Spiel gewinnt und wir mit einem positiven Gefühl nach Hause fahren“, sagte der 20-Jährige am Freitag kurz dem Abflug an den Indischen Ozean.

Die Auszeichnung als bester Nachwuchsspieler der WM würde Müller, der nach seiner Gelbsperre im Halbfinale gegen Spanien wieder zur Startformation gehört, ebenfalls gerne mitnehmen: „Es freut mich, dass ich da mit dabei bin. Das ist natürlich eine kleine Ehre, dass von einem technischen Komitee die Leistung honoriert wird.“

„Das Turnier ist noch nicht beendet!

Auch Bastian Schweinsteiger und Mesut Özil könnten den Rückflug am Sonntagabend mit dem Super-Airbus A380 mit einem besonderen Souvenir im Gepäck antreten. Die beiden Mittelfeldspieler haben zumindest Außenseiterchancen, mit dem Goldenen Ball als bester Spieler des Turniers in Südafrika ausgezeichnet zu werden. Nicht nur wegen der persönlichen Motive dieses Quartetts verdeutlichte Bierhoff den besonderen Stellenwert des ansonsten ungeliebten Spiels um Platz drei.

„Das Turnier ist noch nicht beendet, darauf lege ich großen Wert. Wir wollen das Turnier erfolgreich abschließen, genau wie 2006“, sagte der Nationalmannschaftsmanager in Abwesenheit des erkrankten Bundestrainers Joachim Löw, der wegen eines grippalen Infektes nicht das letzte deutsche Training in Südafrika leiten konnte. Bierhoff betonte auch den psycholgischen Effekt: „Es gibt auch eine Medaille und es ist immer besser zu sagen, wir sind Dritter geworden, als zu sagen, wir sind im Halbfinale ausgeschieden.“

Mach’s noch zweimal, Miro! Der deutsche Stürmer hat am Samstag eine historische Chance.
Mach’s noch zweimal, Miro! Der deutsche Stürmer hat am Samstag eine historische Chance. © AP

Auch Kapitän Philipp Lahm stellte trotz der großen Enttäuschung über das verlorene Halbfinale klar: „Man hat vor vier Jahren gesehen, wie schön auch ein dritter Platz sein kann. Das ist ein schönes Erlebnis, wenn man gewinnt und mit einem guten Gefühl nach Hause fliegt. Zudem wollen wir unseren Fans noch einmal etwas bieten.“ 2006 hatten die Weltmeister der Herzen das kleine Finale gegen Portugal 3:1 in Stuttgart gewonnen und damit noch für einen rauschenden WM-Abschluss gesorgt.

Dies sei auch in Südafrika das erklärte Ziel der gesamten Mannschaft, verdeutlichte Müller, der aber auch warnte: „Uruguay ist nicht umsonst im Halbfinale gewesen. Die wollen sich auch noch mal beweisen. Deswegen wird das kein Larifari-Spiel, da müssen wir auf der Höhe sein.“ Auch Bierhoff forderte, die letzten Kräfte zu mobilisieren und sich noch einmal zu strecken.

Der frühere DFB-Kapitän berichtete, dass es im Trainerstab Überlegungen gäbe, dass auch einige Ersatzspieler im „kleinen“ Finale zum Einsatz kommen könnten. „Alle Ersatzspieler haben sich in der ganzen Zeit vorbildlich verhalten. Wir wussten immer, dass wir auf sie zählen können. Das wäre auch eine kleine Belohnung für ihr vorbildliches Verhalten.“

Löw, wird der Mannschaft unabhängig von diesen Plänen möglicherweise zwangsläufig ein anderes Gesicht verpassen müssen. Denn die Reisestrapazen sowie der ständige Klimawechsel haben nicht nur den Bundestrainer am Freitag außer Gefecht gesetzt. Lahm und Lukas Podolski verpassten ebenfalls wie der Bundestrainer wegen einer Erkältung das Abschlusstraining. Zudem musste Ersatztorwart Tim Wiese wegen einer Schleimbeutelentzündung passen.