Kapstadt. .

Bundeskanzlerin Angela Merkel und der verletzte Kapitän Michael Ballack feierten mit dem deutschen Team in Kapstadt nach dem 4:0-Viertelfinalsieg über Argentinien.

Bundeskanzlerin Angela Merkel herzte Südafrikas Staatspräsident Jacob Zuma und FIFA-Boss Joseph S. Blatter, DFB-Präsident Theo Zwanziger wollte fast die ganze Welt umarmen, und Michael Ballack hielt es nicht mehr auf der Tribüne: Der verletzte Kapitän stürmte an den Spielfeldrand, um seine erfolgreichen Kollegen nach dem unerwarteten 4:0 (1:0) im WM-Viertelfinale gegen Argentinien einzeln zu gratulieren.

Angela Merkel (r.) mit Michael Ballack.
Angela Merkel (r.) mit Michael Ballack. © REUTERS

Merkel brauchte dagegen einige Minuten, ehe sie im ZDF ein Interview als Augenzeugin der deutschen Gala in Kapstadt geben konnte. „Das war einfach überwältigend. So etwas ist ein Traum, ein einfacher Traum“, sagte Merkel sichtlich mitgenommen: „Wie diese junge Mannschaft ihre Chancen genutzt hat, hat mich einfach nur begeistert. Deutschland hat hier heute etwas Wunderbares geschafft. Dass war eine tolle Sache.“ Vor dem 4:0 habe sie als „vorsichtiger Mensch“ noch Angst gehabt, „dann war mir aber gut ums Herz“.

Süddeutsche Zeitung: „Deutschland demütigt Maradona“

Die deutschen Zeitungen übertrafen sich in ihren Internet-Diensten mit großen Schlagzeilen. Die Bild-Zeitung titelte Sekunden nach dem Schlusspfiff mit einem ironischen Seitenhieb auf Diego Maradonas „Hand Gottes“ in großen Lettern: „Schland Gottes“. Die Süddeutsche schrieb: „Deutschland demütigt Maradona. Bum, Bum, Bum Bum. Was für ein Spiel.“ Für die Frankfurter Rundschau war es „ein Triumph für die Geschichtsbücher.“ ZDF-Experte Oliver Kahn musste während seiner ersten Analyse ungläubig lachen. „Normalerweise schreibe ich mir was auf. Aber ich habe einfach genossen, wie wir dieses Trainingsspiel gegen Argentinien gewonnen haben. 4:0, das ist ja unglaublich“, sagte er und brachte zunächst kaum einen Satz heraus.

Dann analysierte der beste Spieler der WM 2002 nüchtern: „Wir können Weltmeister werden. So wie die Mannschaft im Achtelfinale aufgetreten ist und im Viertelfinale, da muss ich lange zurückdenken, dass eine Mannschaft so dominant und brillant aufgetreten ist. Allerhöchsten Respekt.“

Auch Andreas Brehme, 1990 beim letzten deutschen WM-Triumph Sieg-Torschütze im Finale gegen die Argentinier, verfolgte das Spiel als Audi-Gast bei der DTM am Norisring. Die deutsche Mannschaft habe „überragend gespielt“, sagte Brehme: „Das war die bisher beste Leistung bei dieser WM. Der Sieg fiel auch in der überraschenden Höhe leichter als unser im Finale 1990.“

Deutschlands Sportler fieberten mit deutscher Elf

Auch Schwimm-Weltmeister Paul Biedermann war überwältigt. „Jetzt kann Deutschland Weltmeister werden“, sagte Deutschlands Sportler des Jahres: „Die Mannschaft hätte es sich verdient. Sie hält zusammen - und den Ball flach. Es ist imponierend, wie jeder Spieler nicht abhebt, sondern sich auf die nächste Aufgabe konzentriert.“

Auch die deutschen Hockey-Olympiasieger fieberten mit den Fußball-Kollegen. Nachdem die deutsche Partie beim Hamburg-Masters gegen Indien (5:3) extra von 16.30 Uhr auf 14.00 Uhr vorverlegt worden war, verfolgten sie das WM-Viertelfinale bei einem gemeinsamen Grillfest. Als in Kapstadt der Schlusspfiff ertönte, sangen die Hockeyspieler fröhlich ausgelassen: „Don’t cry for me Argentina.“ (sid)