Leipzig. 100 Medienvertreter, ein hungriges Team und ein ambitionierter Trainer: Bei RasenBallsport Leipzig fiel am Donnerstag der Startschuss zum Marsch durch die Ligen.
Riesenrummel beim Auftakt zur Operation Bundesliga-Fußball in Leipzig, die Strategen von Initiator Red Bull fühlten sich sogar an den Einzug vor drei Jahren von Lothar Matthäus und Giovanni Trapattoni in Salzburg erinnert. Die ersten drei Testspiele des neuen RasenBallsport Leipzig bei unterklassigen Vereinen wurden aus Angst vor Chaoten und dem alle Erwartungen übertreffenden Ansturm allerdings gleich abgesagt.
Bräutigam als Torwarttrainer
So spektakulär wie seinerzeit im heimischen Österreich waren die neuen Leute bei der Teampräsentation im Medien-Container in der ostdeutschen Fußball-Provinz freilich nicht. Neuer Sportdirektor wird der früher bei LR Ahlen als Manager und Trainer tätige Joachim Krug, der als Chefcoach verbleibende Tino Vogel vom Lizenzgeber SSV Markranstädt erhielt bisher acht neue Akteure und den früheren DDR-Auswahlhüter Perry Bräutigam als Torwart-Trainer.
"Wir sind begeistert, wie groß das Interesse ist"
Fast 100 Journalisten, ein paar Hundert Kiebitze hinter dem Maschendrahtzaun und ein Großaufgebot an Sicherheitskräften sorgten beim ersten öffentlichen Auftritt des Fünftligisten RB Leipzig mit den Neuen um Ex-Nationalspieler Ingo Hertzsch im idyllischen Stadion am Bad des SSV vor den Toren von Leipzig schon mal für Bundesliga-Feeling. "Der Vergleich mit Matthäus und Trapattoni ist vom Ansturm her legitim - wir sind begeistert, wie groß das Interesse ist", sagte Red-Bull-Soccer-Fußballchef Markus Egger.
Am ersten Trainingstag wurden zu den bisherigen Verstärkungen noch Jochen Höfler vom FSV Frankfurt, Michael Lerchl von Energie Cottbus, Christian Reimann vom 1. FC Magdeburg und Nicolas Warz aus der U19 von Hertha BSC präsentiert. In den nächsten Tagen werde die Truppe laut Coach Vogel untereinander üben müssen, weil bei den geplanten Partien auf "kleinen Plätzen die Sicherheit nicht gewährleistet ist." Er verwies auf Chaoten, die in den vergangenen Wochen schon im rund 5500 Zuschauer fassenden Markranstädter Stadion am Bad den Rasen mit Unkraut-Ex zerstört und Werbebanden beschmiert hatten.
In die Bundesliga hieven
RB Leipzig, das mit maßgeblicher Unterstützung des Energy-Drink-Herstellers in die Bundesliga gehievt werden soll und wohl in der Saison 2010/11 ins WM-Stadion umzieht, spielt in der kommenden Spielzeit in der Oberliga gemeinsam mit den Ortsrivalen FC Sachsen und 1. FC Lok Leipzig.
"Aufstieg", nannte Vorgel das sportliche Ziel in einem Wort. Für die Frage, wie die Herzen der gespaltenen Fußball-Region zu erobern sind, nahm er sich mehr Zeit: "Es geht bei Null los, irgendwann beginnt jede Tradition einmal. Wir wollen guten Fußball spielen, mit unseren Auftritten die Fans gewinnen."
"Wir sind gekommen, um zu bleiben"
Laut Egger gibt es eine lange Liste von Unternehmen, die angefragt haben, um das Projekt zu unterstützen. "Das wird jetzt abgearbeitet", sagte er. Einen Saisonetat wollte er nicht nennen. Es werde aber soviel Geld zur Verfügung gestellt, dass die Ziele erreicht werden können: "Wir sind gekommen, um zu bleiben."
Hertzsch steht als Beispiel, dass die Weltfirma aus Fuschl am See den schlafenden Fußball-Riesen auch mit heimatlichem Personal wachküssen will. "Ich bin stolz darauf, als Sachse bei diesem spannenden Projekt dabei sein zu dürfen", so der vom FC Augsburg gekommene 32-Jährige. Seit dem Bundesliga-Abstieg 1994 des inzwischen nach einer Insolvenz aufgelösten VfB Leipzig war es in der Stadt des ersten deutschen Meisters stetig bergab gegangen.