Mönchengladbach. Gladbachs früherer Sportchef Max Eberl kehrt mit RB Leipzig in den Borussia-Park zurück. Die Fohlen setzen dabei auf Nico Elvedi.
Bei den Äußerungen von Nico Elvedi zu seinen Zukunftsplänen spitzte Gerardo Seoane zuletzt immer besonders fein die Ohren – und das, was er da vor einigen Tagen rund um die Partie bei Aufsteiger Darmstadt zu hören bekam, behagte ihm erkennbar. „Schon am vergangenen Wochenende gab es positive Signale von Nico“, berichtete Gladbachs Cheftrainer gerade von klaren Anzeichen, dass sein Schweizer Landsmann gewillt sein könnte, seinen Vertrag bei den Niederrheinischen doch zu verlängern. Am Donnerstag war es dann so weit: Elvedi, bereits seit acht Jahren im Klub und im Sommer durchaus offen für einen Vereinswechsel, unterzeichnete ein neues Arbeitspapier mit Gültigkeit bis 2027. Was seine Aussichten, am Samstag gegen Leipzig von Beginn an zu spielen, schlagartig erhöhte.
Elvedi-Verlängerung "eine sehr positive Nachricht" für Borussia Mönchengladbach
„Dieses klare Commitment unterstützt natürlich seine Chancen für die nächsten Wochen, auch mit Blick auf die Startelf“, betonte Seoane, der den frisch ausgedehnten Kontrakt des gebürtigen Zürichers als „eine sehr positive Nachricht“ bezeichnete. Schließlich ist Elvedi, um dessen Dienste die Wolverhampton Wanderers aus der Premier League lange gebuhlt hatten, ein gelernter Innenverteidiger mit viel Erfahrung. Und bei der Abwehrarbeit tun sich die Borussen in dieser Saison des großen Umbruchs bislang ausgesprochen schwer.
Gleich zum Rundenstart gab es ein wildes 4:4 in Augsburg. Und nach zwei Heimpleiten gegen die Liga-Schwergewichte aus Leverkusen (0:3) und München (1:2) ergatterten die Fohlen nach einer völlig indiskutablen ersten Hälfe, 0:3-Pausenrückstand inklusive, beim 3:3 in Darmstadt nur deshalb noch einen Punkt, weil die Gastgeber kurz nach Wiederbeginn durch die Rote Karte gegen Matej Maglica dezimiert wurden.
Max Eberl zieht im Januar 2022 die Reißleine bei Gladbach
Nicht auf dem Platz, dafür aber an entscheidender Stelle in der Führungsriege plötzlich einen Mann weniger hatten auch die Gladbacher – Ende Januar 2022, als der langjährige Sportchef Max Eberl mental ausgelaugt und mit Tränen in den Augen die Reißleine beim Rautenklub zog. An diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) kehrt der gebürtige Niederbayer in seiner neuen Funktion als Sport-Geschäftsführer der ungeliebten Leipziger erstmals in den Borussia-Park zurück. Gemeinsam mit Trainer Marco Rose, der, vom damaligen RB-Kritiker Eberl 2019 nach Gladbach geholt und über die Station Dortmund bei den Sachsen gelandet, dort im vergangenen September beim 0:3 bereits Beschimpfungen der Borussen-Fans über sich ergehen lassen musste.
Mit dem Adressaten Eberl, der seinen jetzigen Job offiziell am 1. Dezember 2022 antrat, reckten Borussen-Fans beim Gladbacher 0:3 im Rückspiel im März verunglimpfende Transparente in die Höhe. Nun, da Eberl am Donnerstag seinen 50. Geburtstag feierte, platzierte die Borussia, deutlich freundlicher, auf ihrer Homepage Glückwünsche an den Jubilar. Während Gerardo Seoane den Chef-Diplomaten gab und erklärte: „Wir konzentrieren uns auf unsere Aufgaben, davon haben wir genug. Wir wissen, dass das eine oder andere Thema schon mal extrem im Vordergrund stand. Aber wir wünschen uns, dass wir unsere Energie auf unsere Leistung und Entwicklung konzentrieren.“
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Gegen die offensivstarken Rasenballsportler, die nach dem 2:3 zum Saisonstart in Leverkusen zuletzt drei deutliche Siege in der Liga und am Dienstag mit dem 3:1 bei den Young Boys aus Bern auch einen gelungenen Einstieg in die Champions League hinlegten, ist dabei zuallererst solide Abwehrarbeit gefordert. „Leipzig hat einige vielseitig einsetzbare, schnelle Spieler und eine gute Feldbesetzung“, weiß Seoane – und fordert deshalb: „Wir werden eine extrem gute Kompaktheit brauchen, wenig Abstand zwischen den Ketten.“ Oder anders ausgedrückt: „Ich erwarte von meiner Mannschaft eine große Solidarität im Verteidigen.“
Seoane will „Reaktion“ bei Borussia Mönchengladbach sehen
Bei diesen unmissverständlichen Solidaritätsbestrebungen dürfte Nico Elvedi eine wichtige Rolle zufallen. Vor dem Ende der Transferperiode hatte Seoane den 47-maligen Schweizer Nationalkicker in Pflichtspielen nicht eingesetzt. Danach kam der 26-Jährige gegen die Bayern in der Schlussphase in die Partie. Und gegen Darmstadt trug er, zur zweiten Halbzeit eingewechselt, tatkräftig zur Gladbacher Aufholjagd bei. Nach der Beinahe-Blamage beim Aufsteiger setzt Gerardo Seoane nun auf eine „Reaktion“ seiner Mannschaft – und darauf, dass sich das Publikum auf die Unterstützung des Fohlen-Ensembles konzentriert. „Und diese anderen Themen“, sagt Borussias Bank-Chef zur vorübergehenden Rückkehr von Eberl und Rose, „sollten uns weder tangieren noch belasten.“