Essen. Die Klubs sparen im Winter, aber der FCA schlägt auf dem Spielermarkt zu. Ein Millionen-Talent und ein Investor lassen Diskussionen aufkommen.

Anfang Januar, wenn der Spielbetrieb im deutschen Profifußball ruht, öffnet sich eine eigenartige Bühne, Transferfenster genannt. Die Klubs nutzen die in erster Linie, um am Kader nachzubessern, Hoffnungsträger zu verpflichten, Bankdrücker loszuwerden. Der Januar ist aber auch eine Bühne für Glamour. Es ist gerade mal zwei Jahre her, da garantierte sich der BVB mit Erling Haaland ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit – und die ist beim Fußball ein geldwerter Vorteil.

In diesem Jahr haben sämtliche Klubs frühzeitig abgewunken: kein Geld. Die Bühne drohte leer zu bleiben. Ausgerechnet der FC Augsburg, eine der selbsterklärten Grauen Mäuse der Liga, hat sich darauf nun breit gemacht und mit der Verpflichtung des US-Amerikaners Ricardo Pepi für Gesprächsstoff gesorgt. Wie kann der FCA mindestens 13, durch Boni maximal mögliche 20 Millionen Euro – interner Transferrekord – für einen 18-Jährigen locker machen, während alle anderen in der Pandemie sparen müssen?

Hofmann ist Mäzen klassischer Schule

Woher das Geld ganz genau kommt, bleibt Augsburger Geheimnis. Die Strukturen aber, die dem Bundesliga-15. Spielraum geben, wo andere knausern, lassen sich skizzieren.

Klaus Hofmann ist Klub-Präsident des FC Augsburg. Gleichzeitig ist seine „Hofmann Investoren GmbH“ Mehrheitseignerin an der FC Augsburg GmbH und Co. KgaA, die den Spielbetrieb der Profis organisiert. Formal halten sich die bayrischen Schwaben an die 50+1-Regel, die besagt, dass die Mehrheit der Vereinsanteile immer in den Händen der Mitglieder liegt. Faktisch ist der 54-Jährige der starke Mann im Klub. Die Entscheidungen trifft ein kleiner Zirkel um Hofmann, erzählt ein Insider. Die Geschäftsführer Stefan Reuter und Michael Ströll dürfen mitentscheiden.

Fußball-Hintergrund bringt Hofmann nicht mit, eher ist er leidenschaftlicher Fan. In Augsburg gibt er sich volkstümlich, er stellt sich zu den Fans in die Kurve, stichelt gegen die Großen. RB Leipzig gehört zu seinen Lieblingsfeindbildern.

Hofmann ist ein Fußball-Mäzen im klassischen Sinn. „Es geht um Macht und Ansehen“, charakterisierte der Essener Sportpsychologe Ulrich Kuhl diesen Typus. Es seien oft beruflich sehr erfolgreiche Mittelständler, denen das nicht auszureichen scheine, denen zusätzliche öffentliche, mediale Präsenz fehle.

Es ist eine Frage des Standpunktes, wie man Hofmanns Engagement bewertet. Die wohlwollende Sichtweise erkennt einen Mann, der alles tut, um seinen Klub voranzubringen, Geld und Investoren besorgt. Kritiker sehen bayrische Spezlwirtschaft. Hofmann verkauft immer wieder Anteile an Weggefährten. Zwischenzeitlich zählte der Manager von Franz Beckenbauer und Ehemann der früheren Skifahrerin Maria Höfl-Riesch, Marcus Höfl, zu den Eigentümern. Mittlerweile sind dessen und weitere Anteile für rund 5,5 Millionen Euro an den US-Investor David Blitzer übergangen. Das mag in München und Dortmund noch kein Zittern auslösen, eher aber schon in Bochum oder Stuttgart.

Blitzer liebt den Kauf von Sportklubs

Vor allem die Personalie Blitzer sorgt in Augsburg für Bauchgrimmen. In erster Linie bei den veränderungsskeptischen Ultras. Dass der Deal eher zufällig, Monate nach dem Vollzug herauskam, machte die Sache nicht besser. Union Berlins Präsident Dirk Zingler urteilte ebenso knapp wie hart: „Augsburg ist für mich das kleine RB.“ RB Leipzig steht wegen Geldgeber Red Bull und seiner Struktur in der Fanszene in der Kritik. Man kann nur ahnen, wie sehr Hofmann wegen des Vergleichs tobte. Öffentlich ließ er nur wissen: „Ich bleibe der alleinvertretungsberechtigte und einzige Geschäftsführer der Hofmann Investoren GmbH, und es gibt nach wie vor die 50+1-Regel, die wir einhalten.“

Hütern der reinen Lehre macht die Person Blitzer dennoch Sorgen. Sein Beruf ist das Geldverdienen. Er arbeitet für die Investmentgesellschaft Black Stone, verwaltet dort 34 Milliarden Dollar. Privat kauft sich der 52-Jährige Sportklubs. Ihm gehören Anteile des NHL-Klubs New Jersey Devils, des NBA-Klubs Philadelphia 76ers und des Premier-League-Klubs Crystal Palace. Blitzer vermischt bei seinem Engagement private Leidenschaft und Geschäftssinn. Die New York Times schrieb, Blitzer hätte „Crystal Palace mit forensischer Detailversessenheit überprüft“. Der Investor hätte ein Jahr über ein Dutzend möglicher Szenarien für den Klub durchgespielt, bevor er Anteile erwarb. Man kann ahnen, was der US-Amerikaner mit Augsburg machen würde, wenn er dürfte, wie er könnte.

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Noch versuchen sie beim FCA das Engagement herunterzuspielen: Bei der Verpflichtung Pepis habe Blitzer keine Rolle gespielt. Brennender als die Frage, wie weit Blitzers Einfluss reichen könnte, ist die nach der unmittelbaren Zukunft des Teams von Trainer Markus Weinzierl. Das liegt zum Rückrundenstart bei der TSG Hoffenheim knapp vor einem Abstiegsplatz. Ob da ein 18-Jähriger helfen kann? Aber wie sagt Ricardo Pepi, seit kurzem US-Nationalspieler: „Ich bin bereit, am Samstag zu spielen.“