München. Die Corona-Krise spitzt sich zu und erreicht auch den Sport. Eine 2G-Regelung für Profis steht im Raum. Alle Corona-Infos in unserem Newsblog.

  • Die Politik denkt über eine 2G-Regelung im Profifußball nach. In der hochemotionalen Impfdebatte wollen die Länderchefs unwillige Fußballprofis am liebsten ins Abseits stellen. Wie auf den Rängen soll auch auf dem Platz 2G gelten. Die Umsetzung sei nach Ansicht eines Experten jedoch schwierig.
  • Das Bundesland Bayern wird wegen der sich zuspitzenden Coronalage auch die Maßnahmen für den Sport verschärfen. So soll die Auslastung von Stadien und Hallen bei Sportveranstaltungen wie den Spielen des deutschen Fußball-Rekordmeisters Bayern München auf „maximal 25 Prozent“ beschränkt werden.
  • Nationalspieler Joshua Kimmich vom deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München muss als ungeimpfte Kontaktperson eines Corona-Infizierten erneut in Quarantäne. Das gab der FC Bayern am Nachmittag bekannt. Damit fehlt er dem FC Bayern am Freitagabend im Spiel beim FC Augsburg.

Bayern-Sportvorstand Salihamizic zur Quarantäne: "Schwierige Situation"

Vor dem Fußball-Bundesligaspiel des FC Bayern München beim FC Augsburg hat sich auch der Münchener Sportvorstand Hasan Salihamidzic zur Quarantäne von Nationalspieler Joshua Kimmich geäußert. "Es kommt immer wieder was dazwischen, jetzt hat es Stani erwischt und Jo ist in Quarantäne. Man muss mit der Situation auskommen", sagte Salihamidzic zur aktuellen Lage beim Rekordmeister.

Kimmich wurde anders als Verteidiger Josip Stanisic zwar nicht positiv auf das Coronavirus getestet, muss sich aufgrund seines Impfstatus allerdings in Quarantäne begeben. „"Die Haltung des Klubs und auch meine persönliche ist die, dass sich alle im Land impfen lassen sollten, das ist der einzige Weg aus der Pandemie“, sagte Salihamidzic dazu. Dass das nicht bei jedem die Meinung ist, muss man aber akzeptieren. Es ist eben so, dass es keine Impfpflicht gibt und jeder das in unserem Land frei entscheiden darf", so der Sportvorstand weiter: "Es ist eine schwierige Situation."

Experte: Impfpflicht für Profis wie Kimmich „nicht mit geltendem Recht vereinbar“

Eine Impfpflicht für Profi-Sportler wie Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich von Bayern München ist „nicht mit geltendem Recht vereinbar“, sagte Arbeitsrecht-Experte Thomas Schulz dem SID. Bei den Profi-Fußballern handele es sich rein rechtlich gesehen um „normale Arbeitnehmer. Eine allgemeine 2G-Regelung für Arbeitnehmer gibt es allenfalls in bestimmten Ausnahmegruppen, nicht aber für die Allgemeinheit der Beschäftigten“, sagte Schulz, Fachanwalt für Arbeitsrecht in der Hamburger Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek.

Ob es unabhängig von einer gesetzlichen Vorgabe „möglich wäre, dass die Klubs ihre Spieler aufgrund ihrer Gesunderhaltungspflicht zu einer Impfung im Rahmen des Arbeitsverhältnisses verpflichten, wird in der juristischen Literatur unterschiedlich bewertet“, sagte Schulz: „Nach meiner Ansicht überwiegt aber auch hier das Selbstbestimmungsrecht der Sportler, über eine Impfung selbst entscheiden zu können.“

Kimmich als ungeimpfte Kontaktperson erneut in Quarantäne

Impfskeptiker Joshua Kimmich vom deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München muss als ungeimpfte Kontaktperson eines Corona-Infizierten erneut in Quarantäne. Das hat der FC Bayern am Freitagnachmittag wenige Stunden vor dem Bundesligaspiel beim FC Augsburg am Freitag (20.30 Uhr) bestätigt. Nationalspieler Kimmich wird somit nicht nur das Derby beim FCA, sondern auch das Champions-League-Gruppenspiel bei Dynamo Kiew am Dienstag (18.45 Uhr/beide DAZN) verpassen. Auch Josip Stanisic muss in Quarantäne.

Am Donnerstag war Kimmich, der bislang eine Impfung gegen COVID-19 ablehnt, nicht beim Abschlusstraining dabei gewesen. Eine „reine Vorsichtsmaßnahme“, sagte Trainer Julian Nagelsmann.

Nationalspieler Serge Gnabry zählt zu den Profis beim FC Bayern, die noch keine Corona-Impfung erhalten haben.
Nationalspieler Serge Gnabry zählt zu den Profis beim FC Bayern, die noch keine Corona-Impfung erhalten haben. © Getty.

Kimmich hatte zuletzt bereits als Kontaktperson des positiv getesteten Teamkollegen Niklas Süle die Länderspiele gegen Liechtenstein und in Armenien verpasst und war erst zu Wochenbeginn aus der Quarantäne zurückgekehrt. Neben Süle fällt beim FC Bayern derzeit auch Verteidiger Josip Stanisic nach einem positiven Coronatest aus. Süle und Stanisic sind doppelt geimpft.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat für Bayern einen „de-facto-Lockdown für Ungeimpfte“ beschlossen und wird wegen der sich zuspitzenden Coronalage auch die Maßnahmen für den Sport verschärfen. So soll die Auslastung von Stadien und Hallen bei Sportveranstaltungen wie den Spielen des deutschen Fußball-Rekordmeisters Bayern München auf „maximal 25 Prozent“ beschränkt werden, für Zuschauer gelte die 2GPlus-Regel. Geimpfte und Genesene müssen dann zusätzlich einen aktuellen negativen Coronatest vorweisen.

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Die Maßnahmen sollen am Dienstag im Landtag beschlossen werden und bis zum 15. Dezember gelten. Im Fall des noch ungeimpften Bayern-Profis Joshua Kimmich sprach sich Söder zudem erneut für das 2G-Modell auch für Profi-Fußballer aus, dies wäre „sinnvoll“, sagte er.

2G-Regel im Profifußball? Sportrechtler äußert Bedenken

Den Vorstoß der Länderchefs für ein Spielverbot für ungeimpfte Fußballprofis hält Sport- und Arbeitsrechtler Martin Schimke für „schwer umsetzbar“. „Denn das ist aufgrund der hohen Impfquote unter den Spielern unverhältnismäßig“, sagte der Experte am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Nach Informationen der Deutschen Fußball Liga sollen bei den 36 Clubs der ersten und zweiten Liga knapp zehn Prozent der Fußballer nicht geimpft sein. Zudem seien die Spieler im Vergleich zu etwa Pflegern nicht in Kontakt mit vulnerablen Gruppen, ergänzte Schimke.

Der Verfassungsrechtler Hans Michael Heinig hingegen schließt eine 2G-Regelung bei Fußballprofis nicht aus. „Ich würde den Ländern raten, in das Prozessrisiko reinzugehen“, sagte Heinig, der an der Georg-August-Universität Göttingen lehrt. Es gehe „allgemein um Gefahren, die von Massenveranstaltungen ausgehen, und denen können sich auch Fußballprofis nicht vollständig entziehen“, sagte Heinig.

NRW-Ministerpräsident Wüst für 2G im Fußball

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst hatte nach der Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag angekündigt, dass nach Meinung der Länderchefs die 2G-Regelung nicht nur für Zuschauer, sondern auch für Fußballprofis gelten solle. Demnach dürften nur genesene oder geimpfte Kicker spielen. „Sehr schnell einig“ seien sich die Länderspitzen in dieser Frage gewesen. „Ob wir das umgesetzt kriegen, müssen wir jetzt prüfen“, fügte der CDU-Politiker hinzu.

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Zuletzt war in der Öffentlichkeit emotional über die Vorbildwirkung von Profi-Fußballern und eine mögliche Impfpflicht für die Branche diskutiert worden. Bayern-Profi Joshua Kimmich hatte die Debatte Ende Oktober angeheizt, als er bekanntgab, nicht geimpft zu sein. (dpa)