Essen. BVB-Torjäger Erling Haaland fehlt 2022 beim Turnier in Katar. Doch der Norweger erhält weitere Chancen. Manche Giganten schafften es nie zur WM.

Erling Haaland verfolgte das Spiel seiner Nationalmannschaft auf der Couch. Weil der Angreifer von Borussia Dortmund an einer Hüftverletzung leidet, musste er tatenlos mitansehen, wie Norwegen mit 0:2 (0:0) in den Niederlanden verlor. Dadurch steht fest, dass auch Haaland bei der WM 2022 in Katar nur Zuschauer sein wird.

WM 2026: Erling Haaland hat größere Chancen

Mit seinen 21 Jahren liegt der Großteil seiner Karriere aber vor ihm. Drei Weltmeisterschaften könnte er noch bestreiten. Sollte der Zwei-Jahres-Rhythmus kommen, dürften es noch mehr Chancen sein. Dass ab 2026 sogar 48 Teams teilnehmen dürfen, könnte Norwegen zugutekommen. Außerdem hat Haaland noch talentierte Landsmänner – wie Martin Ödegaard (22) von FC Arsenal.

Sollte er es trotz dieser Voraussetzungen nie zum Turnier um den WM-Pokal schaffen, würde Haaland allerdings einem exklusiven Klub beitreten: dem der Weltstars ohne WM-Einsatz. Diese Ausnahmefußballer sind dort bereits vertreten:

Alfredo Di Stefano

Alfredo Di Stefano
Alfredo Di Stefano © Imago

Neben Fritz Walter und Ferenc Puskas gehörte der gebürtige Argentinier zu den großen Stars der Nachkriegszeit. Di Stefano gewann mit Real Madrid acht spanische Meisterschaften und fünf Mal in Folge den Europapokal der Landesmeister. Bei WM-Teilnahmen steht jedoch die Null. Di Stefano war zur falschen Zeit am falschen Ort. Weil der Stürmer von 1949 bis 1953 für CD Los Millonarios im ungeliebten Nachbarland Kolumbien spielte, war er fürs argentinische Nationalteam gesperrt. Di Stefano wechselte den Verband. Mit Spanien scheiterte er aber sensationell in der Qualifikation zur WM 1958. Vier Jahre später war sein neues Nationalteam zwar dabei, er aber fehlte verletzt.

George Best

 George Best 1972 beim Abschiedsspiel für Uwe Seeler im Hamburger Volksparkstadion.
George Best 1972 beim Abschiedsspiel für Uwe Seeler im Hamburger Volksparkstadion. © Imagp

Billy Bingham hatte einen Plan. Der Trainer der nordirischen Nationalmannschaft erwog es, George Best zur WM 1982 mitzunehmen. Allerdings litt der geniale Rechtsaußen damals schon unter seiner Alkoholsucht. Das Engagement bei den San Jose Earthquakes in den USA war auch nicht dafür geeignet, um in Form zu kommen. Also verwarf Bingham seinen Plan und verzichtete darauf, den damals 36-Jährige zu nominieren. Best, extravaganter Medienstar und mehr als zehn Jahre prägend bei Manchester United, betrat die WM-Bühne deshalb nie.

George Weah

George Weah, 2000 im Trikot von  Manchester City
George Weah, 2000 im Trikot von Manchester City © Getty Images Sport/Getty Images | Getty Images

Der pfeilschnelle Angreifer hatte alles, was es zu einem WM-Star brauchte – nur nicht den richtigen Pass. George Weah stammt aus Liberia. Für das west­afrikanische Land war die Qualifikation utopisch. Da half auch ein Ausnahmespieler im Team nicht: George Weah gewann 1995 die Wahl zum Weltfußballer des Jahres. AS Monaco, Paris Saint-Germain und AC Mailand führte er zu Landesmeisterschaften. Auch wenn Weah seine Nation nie zu einer Weltmeisterschaft schießen konnte, ist er in Liberia ein Volksheld – und seit 2018 sogar Staatspräsident.

Ryan Giggs

Ryan Giggs hier im Jahr 2014 Co-Trainer von Louis van Gaal bei Manchester United.
Ryan Giggs hier im Jahr 2014 Co-Trainer von Louis van Gaal bei Manchester United. © Andy Rain

In Wales kamen der dreifache Snooker-Weltmeister Mark Williams und der aktuelle Darts-Weltmeister Gerwyn Price zur Welt. Auch der Radsportler Geraint Thomas, 2018 Gewinner der Tour der France, ist Waliser. Im Fußball spielte die Nation mit ihren drei Millionen Einwohnern hingegen nie eine große Rolle. 1958 erreichte Wales zum bislang einzigen Mal die WM. Ein Ryan Giggs konnte es später nicht im Alleingang richten. Ihm fehlten im Nationalteam starke Mitspieler, um die Qualifikation zu schaffen. Die hatte der Flügelstürmer dafür bei Manchester United – unter anderem Peter Schmeichel, David Beckham und Cristiano Ronaldo. Giggs holte in seiner Karriere mit dem englischen Spitzenklub unglaubliche 13 Meistertitel. Außerdem gewann er zwei Mal die Champions League.

Bernd Schuster

Bernd Schuster bei einem seiner 21 Länderspiele
Bernd Schuster bei einem seiner 21 Länderspiele © Imago

EM 1980: Deutschland holte in Italien den Titel. Im Mittelfeld trumpfte ein damals 20-Jähriger auf: Bernd Schuster stand eine Weltkarriere bevor, die er auf Klubebene auch hinlegte. Der Blondschopf spielte für den FC Barcelona sowie für Real und Atlético Madrid. Nur ins Nationalteam passte der eigenwillige Profi bald nicht mehr. Im Vorfeld der WM 1982 schwänzte er eine Party von Mitspieler Hansi Müller. Bundestrainer Jupp Derwall verzichtete fortan auf Schuster. Teamchef Franz Beckenbauer wollte den Star für das Turnier 1986 in Mexiko wieder berufen. Doch Gaby Schuster, die als Managerin auftrat, soll vom Deutschen Fußball-Bund für ihren Ehemann eine Auflaufprämie in Höhe von einer Million Mark gefordert haben. Verbandspräsident Hermann Neuberger war erzürnt. Der DFB lehnte ab. Bernd Schuster spielte nie mehr für Deutschland.

Eric Cantona

Eric Cantona
Eric Cantona © dpa/pa

Der Mann mit dem Stehkragen darf sich Weltmeister nennen. 2005 führte Eric Cantona Frankreich zum Titel – als Spielertrainer der Beach­soccer-Nationalmannschaft. Mit Stollenschuhen an den Füßen und auf Rasen lief es im Nationalteam weniger gut. Eric Cantona war der Mann des Übergangs. Zu seiner Glanzzeit hatte Michel Platini schon aufgehört, Zinedine Zidane war noch kein Star. Bei den WM-Turnieren 1990 und 1994 fehlten die Franzosen. Als sie 1998 im eigenen Land den Titel holten, hatte der streitbare Star von Manchester United seine Karriere bereits beendet.

Roy Makaay

Der Niederländer Roy Makaay
Der Niederländer Roy Makaay © dpa

Der niederländische Angreifer hatte im Nationalteam immer große Konkurrenz. 1998 spielten noch Dennis Bergkamp und Patrick Kluivert. 2006 waren Ruud van Nistelrooy und Robin van Persie die Offensivstars. Für Roy Makaay war jeweils kein Platz im WM-Kader. 2002 wäre der spätere Bayern-Torjäger gesetzt gewesen. Doch in jenem Jahr hieß der große Partyschlager „Ohne Holland fahr’n wir zur WM“.