Essen. Die Klubs lassen die Olympia-Auswahl im Stich. Dabei hat das Turnier 2016 noch großen Talenten mehr geholfen als geschadet. Ein Kommentar.
Es ist derzeit kaum absehbar, wie die Karriere von Ron-Thorben Hoffmann noch verlaufen wird. Der 22-Jährige ist dritter Torhüter beim FC Bayern München, also Ersatz-Ersatz von Manuel Neuer. Das ist ja schon was. Aber: Nur wenn für den Kapitän der Nationalmannschaft im Fall der Fälle der zurückgeholte Sven Ulreich aus gesundheitlichen Gründen nicht einspringen kann, wird Hoffmann aus der Regionalliga-Mannschaft nach oben befördert. Weil man Verletzungspech gleichwohl nie vorhersehen kann, hat der Deutsche Meister seinem Torhüter aus der dritten Reihe kurzerhand den Traum von Olympia verwehrt. U-21- und Olympia-Trainer Stefan Kuntz hatte auch ihn auf seinem Zettel für das Tokio-Team.
Kuntz bekommt auch nach der Nominierung noch Absagen für Olympia
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Wie der FC Bayern haben sich diverse andere Bundesligaklubs und internationale Arbeitgeber von deutschen Spielern verhalten, damit mal wieder ihren Egoismus und mangelnden Respekt vor dem Fünf-Ringe-Spektakel signalisiert. Und mehr noch: Sie interessieren sich nicht den Hauch dafür, wie sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ab nächster Woche in Japan präsentieren wird. Kuntz zeigte sich bereits bei der Nominierung verschnupft, dass er sich für manches Olympia-Abstellungsgesuch eine Absage eingefangen hatte bei den Klubs.
Beispiele gefällig? U-21-Europameister Niklas Dorsch war fest für Tokio vorgesehen, musste dann aber doch wegen des späten Wechsels zum FC Augsburg die Dienstreise nach Fernost stornieren. Der Kölner Ismail Jakobs zieht an die Côte d’Azur und muss dort die vollständige Vorbereitung mit der AS Monaco absolvieren. Kuntz reist auch deshalb mit insgesamt nur 18 Spielern zu Olympia, darunter sind drei Torhüter. Dann kann man es auch eigentlich ganz bleiben lassen.
Als Goretzka, Gnabry, Ginter und Brandt bei Olympia waren
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Die Spieler, die vor fünf Jahren in Rio die Silbermedaille gewannen, schwärmten im Nachhinein auch von der unglaublichen Atmosphäre. Natürlich, ohne Zuschauer wird Tokio 2021 nicht ansatzweise das Erlebnis sein können, das noch in Jahrzehnten für Gänsehaut sorgen wird. 2016 aber zählten hoffnungsvolle Juniorenspieler wie Leon Goretzka, Serge Gnabry, Matthias Ginter, Julian Brandt oder Niklas Süle zum deutschen Olympia-Aufgebot. Ihren Werdegängen hat das Turnier wahrlich nicht geschadet.