Essen. DAZN zeigt mehr Bundesliga und mehr Champions League. Doch die Kunden der ersten Generation könnten vergrault werden. Ein Kommentar.
Das Stöhnen ist beim Anheben von Preisen immer groß. In den sozialen Medien ließen die ersten Reaktionen auf die Preiserhöhung des Streamingdienst DAZN nicht lange auf sich warten. „Wer soll das alles noch bezahlen können?“, fragte ein Nutzer. „DAZN ohne schweineteure Balltreterrechte war irgendwie cooler“, meint ein anderer. Stellvertretend ist damit schon das ganze Dilemma zusammengefasst: DAZN wird teurer, weil das Angebot steigt. Auf einer Seite verständlich, auf anderer ärgerlich.
Der Monatspreis wird ab der kommenden Fußball-Spielzeit von 11,99 auf 14,99 Euro steigen, das Jahresabonnement kostet 149,99 statt 119,99 Euro. Der Grund ist nachvollziehbar: Zum Angebot des Internetanbieters gehören von der kommenden Saison an 106 statt 40 Bundesligaspiele sowie fast die komplette Champions League.
Das ist eine stolze Programmaufwertung. Prestigeträchtig für einen Sender, der vor fünf Jahren bei seiner Geburt noch ein wenig belächelt wurde, mittlerweile aber eine feste Größe geworden ist. Man muss sich allerdings fragen: Ist der Grund für den rasanten Wachstum nicht auch der niedrige Preis gewesen? Entfernt sich DAZN zu sehr von seinen Wurzeln, um sich zu einem der ganz Großen zu entwickeln?
Für DAZN-Kunden ein gewaltiger Schritt
DAZN in den Anfangsjahren – das war der Sender, der für knapp zehn Euro im Monat auch die Sportfans ansprach, die nicht nur auf Fußball fixiert waren. NBA-Basketball, NHL-Eishockey, viele Tennisturniere und auch Kampfsport - DAZN war immer ein sympathisches Nischenprodukt, auch wenn der Expansions-Hunger schon früh erkennbar war. Als der Streamingdienst im August 2019 die Monatspreise von 9,99 Euro moderat auf 11,99 Euro erhöht hatte, wurde dies noch mit einem Grummeln hingenommen.
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Das derzeitige DAZN ist ein anderer Sender als der vor fünf Jahren. Mehr Bundesliga, mehr Champions League, ein größerer und namhafterer Kommentatorenstab, dazu aufwendige Eigenproduktionen wie die gerade laufende Dokumentation „Ronaldo: El Presidente“ über den einstigen brasilianischen Fußballstar. Klar, das kostet. Doch der Sprung von knapp 10 auf 15 Euro, so verständlich er angesichts teurer Übertragungsrechte und Investition in technische Verbesserungen auch sein mag, ist schon ein gewaltiger für den Kunden. Zumal Sportfans weiterhin nicht auf Sky, Amazon und T-Online mit deren Sportangeboten verzichten können, wenn sie wirklich ein komplettes Bild erhalten wollen.
Die Kosten steigen - ist die Grenze für DAZN erreicht?
Denkbar also, dass der Markt es nicht so sieht wie DAZNs Deutschland-Chef Thomas de Buhr, der zur Preiserhöhung sagte: „Die DNA von DAZN ist es, jedem Fan immer einen fairen Deal anbieten zu können.“ Denn wer DAZN bisher als kostengünstige Alternative zur Konkurrenz sah und vor allem für die Übertragung des spanischen Fußballs und US-Sport schätzte, der muss nun auch tiefer in die Tasche greifen. Egal, ob er dabei weniger Interesse für die Fußball-Bundesliga und die Champions League hegt.
Teurer wird ohnehin alles, denn auch andere Streamingdienste wie Netflix und Disney+ erhöhen immer wieder die Preise. Knapp 15 Euro sind allerdings eine neue Monatsgröße – und damit dürfte die Grenze endgültig erreicht sein, die so manchen doch zweimal überlegen lässt, ob DAZN dieser Betrag wirklich wert ist.