Köln. Der 1. FC Köln trifft am Mittwoch in der Relegation auf Holstein Kiel. Kapitän Jonas Hector soll die Rheinländer zum Klassenerhalt führen.
Es ist der erste Akt im finalen Nervenspiel einer aufreibenden Saison, doch eine gute Nachricht gibt es für Jonas Hector vor dem Relegations-Hinspiel am Mittwoch (18.30 Uhr/DAZN) gegen Holstein Kiel schon mal: Diesmal wird den Kapitän des 1. FC Köln niemand mit Zwischenständen von anderen Partien behelligen, so wie es Schiedsrichter Daniel Siebert am vergangenen Samstag machte. Einmal habe ihm „der Kollege in Schwarz“ zwischendurch die Ergebnisse gesagt, berichtete Hector nach dem dramatischen Sieg über Schalke, noch immer etwas irritiert. Denn: „Das war mir eigentlich gar nicht so recht.“
Die große Zusatz-Chance für Köln
Der Leitwolf des Kölner Ensembles wollte durch nichts abgelenkt werden, sich nur auf das Spiel gegen die Schalker konzentrieren. Das entscheidende 1:0 durch Sebastiaan Bornauw leitete er vier Minuten vor Schluss dann auch mit einer überragenden Aktion ein. Der Treffer des belgischen Innenverteidigers stieß für die Domstädter das Tor zur Extra-Runde gegen den Dritten der Zweiten Liga auf. Jetzt müssen sie die große Zusatz-Chance, bei der alleine die zwei Resultate heute (in Köln) und am Samstag (in Kiel) zählen, nur noch nutzen.
Jonas Hector, 30, ist dabei die Symbolfigur für die Hoffnungen des Geißbock-Klubs auf ein spätes Happy End – am Ende einer Spielzeit, die den gebürtigen Saarbrücker vor ganz besondere Herausforderungen stellte. Im vergangenen Juni starb sein älterer Bruder Lucas, der zuletzt für den SV Auersmacher in der Saarlandliga spielte und nur 31 Jahre alt wurde. Zur mentalen Ausnahmesituation kamen bei Jonas Hector dann physische Beschwerden hinzu. Aufgrund einer Nackenverletzung, zugezogen Ende September beim Spiel in Bielefeld, musste er fast drei Monate pausieren. Mitte Oktober wurde zudem Hectors – stiller – Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt, den er Bundestrainer Joachim Löw schon im September mitgeteilt hatte.
Funkel lobt Hector nach dem Sieg gegen Schalke
Die FC-Verantwortlichen wussten bereits seit Juli über die Pläne ihre Kapitäns Bescheid, der seinen bis 2023 gültigen Vertrag in Köln wohl auch im Falle eines Abstiegs erfüllen würde. Entsprechende Andeutungen machte Hector vor dem Spiel gegen Schalke, als die Rheinländer schon mit einem Bein in der 2. Liga standen. Am Pfingstwochenende haben sie dieses eine Bein mit aller Entschlossenheit wieder zurückgezogen. Nicht zuletzt dank der Energie, der Einsatzbereitschaft und der Spielintelligenz von Jonas Hector.
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Zwar musste der 43-malige Nationalspieler (davon 42 Mal in der Startelf) nach der Partie gegen Schalke wegen einer vergebenen Großchance zugeben: „Man hat gesehen, dass ich kein klassischer Torjäger bin.“ Voll des Lobes über die Leistung des Mannes mit der Rückennummer 14 war Friedhelm Funkel danach trotzdem. „Wir alle wissen, dass Jonas wahnsinnig wichtig für uns ist“, erklärte Kölns Cheftrainer. Er erwähnte, wie sehr Hector dem Team eine Woche zuvor beim 0:0 bei Hertha BSC gefehlt habe – und betonte: „Er gibt der Mannschaft zusätzlichen Halt. Und er ist von ganzem Herzen Kölner und FC-Profi.“
Zwei Treffer beim wichtigen Erfolg gegen Leipzig
Ein Profi aus dem defensiven Mittelfeld, den Funkel beim wichtigen 2:1 gegen Leipzig am 20. April nach der Pause zum Mittelstürmer umfunktionierte. Prompt erzielte Hector in dem Spiel, das die Kölner Lebensgeister im Abstiegskampf so richtig weckte, beide Tore für die Gastgeber. Es folgten Siege in Augsburg und gegen Schalke – so dass die Kölner gegen Kiel nun zum Matchball aufschlagen können.
Eine Möglichkeit, die das Hirn der Mannschaft an die Quarantäne während des Saisonfinales denken lässt. „Da hatten wir eine gute Stimmung und auch eine gewisse Lockerheit im Hotel. Das kann ja auch anders sein in so einer Situation“, sagt Jonas Hector – und fordert: „Das müssen wir jetzt mit rübernehmen in die Relegationsspiele.“