Essen. Seit 2017 träumt der BVB vergeblich vom DFB-Pokalfinale. Und doch gibt es aktuell wichtigere Aufgaben als das Halbfinale – auch für Gegner Kiel.
Es ist eine seltsame Stimmung, die über diesem DFB-Pokal-Halbfinale liegt, und wie alles in diesen Zeiten hat das auch mit der Corona-Pandemie zu tun. Nehmen wir den BVB: Vor gar nicht langer Zeit waren die Dortmunder Dauergast im Pokalfinale, verlässlich gab es zum Saisonabschluss ein Highlight für die Mannschaft und ihre Fans, die zu Zehntausenden nach Berlin pilgerten und die Hauptstadt schwarz-gelb färbten. Seit 2017 aber stand man nicht mehr im Finale, seit 2017 sehnt sich der Klub nach Berlin. Und jetzt, da der Traum endlich wahr werden kann – ausgerechnet jetzt sind keine Fans zugelassen. Es wird ein Feiertag ohne Feiernde.
Auch sportlich ist die Situation ambivalent. Die Dortmunder sehnen sich nach einem Titel und die Chance darauf ist groß wie lange nicht, seit der FC Bayern an Holstein Kiel scheiterte. Für Spieler und Fans wäre es sicher ein emotionaler Höhepunkt, den Pokal wieder nach Dortmund zu holen. Für den Klub aber gibt es wichtigere Endspiele: die drei ausstehenden Partien in der Liga. Sollte Platz vier und damit die Champions League verpasst werden, würde das den BVB finanziell empfindlich treffen und ihn in seiner Entwicklung massiv zurückwerfen. Nüchtern betrachtet wäre die Saison keine erfolgreiche, auch wenn am Ende ein Titel herausspränge.
Das Pokalspiel stört fast im Kalender
Auch interessant
Und nicht einmal für den Halbfinalgegner Kiel ist diese Partie der Saisonhöhepunkt, nicht einmal das Finale wäre es. Klar, ein Zweitligist hat eher selten die Chance auf einen Pokal. Aber ein Zweitligist will vor allem ein Erstligist werden, das ist langfristig viel wichtiger. Und da stehen die Chancen der Kieler auf Platz vier gut. Ihr Vorteil: Sie haben noch drei Spiele nachzuholen. Ihr Nachteil: Sie haben noch drei Spiele nachzuholen. Denn der Kalender ist nun prallevoll, da stört so ein Pokalspiel fast ein wenig. Natürlich werden die Kieler es trotzdem gerne spielen, jeder Profi will ja ins Pokalfinale. Vom Spiel des Jahres aber kann man nicht sprechen, nicht für Kiel und schon gar nicht für den BVB.