Essen. Fußball-Bundesligist Hertha BSC muss in Quarantäne. Spielabsagen sind unvermeidbar, weil die Liga nicht konsequent gehandelt hat. Ein Kommentar.

Es ist ein Gefühl, das schnell entsteht: Die da oben haben es besser als die da unten. Der Eindruck mochte zuletzt auch in der Deutschen Fußball-Liga zwischen erster und zweiter Liga entstanden sein: Nach Coronafällen bei Kiel, Karlsruhe und Sandhausen wurden die Zweitligisten in Quarantäne gesteckt, ihre Spiele verlegt. Die Folge: Terminchaos, Kiel geriet im Aufstiegs-, Sandhausen im Abstiegskampf aus dem Tritt. Anders in der ersten Liga: Bei Klubs wie Gladbach oder Bayern wurden die Betroffenen zwar isoliert, der Betrieb aber lief weiter. Gleiche Situation, zweierlei Maß?

Der Fall Hertha BSC

Mitnichten. Man muss genau hinschauen. Das jeweilige Gesundheitsamt und nicht die DFL legt fest, ob Mannschaften komplett in Quarantäne müssen. Und auch nicht jeder Zweitligist wurde bei positiven Tests direkt aus dem Verkehr gezogen. Es war also tatsächlich bislang Zufall, dass es nur Zweitligisten in dem Umfang erwischt hatte. Doch jetzt kam noch der Fall Hertha BSC dazu.

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Nachdem zunächst nur die positiv getesteten Personen sowie ein enger Kontakt isoliert werden mussten, ging am späten Donnerstagabend die gesamte Mannschaft plus Trainerteam für 14 Tage in häusliche Quarantäne. Hertha beantragte die Verlegung von drei Bundesliga-Spielen. Die DFL kann dem eigentlich nur folgen.

Der Spielplan droht im Chaos zu versinken

Damit ist eingetreten, wovor die Liga und ihre Klubs gebangt hatten: Der ohnehin schon auf Kante genähte Spielplan droht im Chaos zu versinken. Die sportlichen Auswirkungen – Hertha steckt mitten im Abstiegskampf – könnten fatal sein. Es ist die Folge eines zu zaghaften Verhaltens der DFL. Obwohl die Infektionszahlen rasant stiegen, hat die DFL sich die Möglichkeit für Quarantäne-Trainingslager bisher lediglich „vorbehalten“. Sie hätte sie aber längst anordnen müssen. Jetzt ist klar: Ohne eine strenge Hotel-Isolation der Vereine wird diese Saison nur schwer zu Ende gebracht werden können. Die Folgen des Zögerns werden jetzt offensichtlich.