München. Durch das 1:0 gegen RB Leipzig sind die Münchener erneut auf Meisterkurs in der Bundesliga. In der Champions League wartet nun Paris St. Germain.

Auch am Montag lag eine entspannte Osterruhe über dem Vereinsgelände an der Säbener Straße. Allein schon deshalb, weil Thomas Müller als Radio oder Lautsprecher nicht zugegen war. Bereits am Sonntag hatten er und die Nationalspieler des FC Bayern frei gehabt, ebenso wie jene, die in Leipzig am Sonnabend zur Startelf gezählt hatten. Und nach dem 1:0 (1:0)-Sieg bei RB sowie der Titel-Vorentscheidung in der Bundesliga gewährte Trainer Hansi Flick auch am Montag noch Sonderurlaub, obwohl oder gerade weil bereits an diesem Mittwoch das Viertelfinal-Hinspiel in der Champion League gegen Paris Saint-Germain ansteht. „Die nächsten Wochen bis Ende April werden für alle sehr, sehr taff. Wir sind fast alle drei, vier Tage unterwegs“, hatte Flick erklärt und verfügt: „Deswegen ist es auch mal wichtig durchzuatmen und den Kopf freizubekommen. Dafür haben sie jetzt zwei Tage Zeit.“

Die Freizeit zu Ostern war auch eine Belohnung für den gewonnenen Ligagipfel in Sachsen gewesen, bei dem Leon Goretzka mit seinem entscheidenden Tor in der 38. Minute seinem neuen Spitznamen „Scoretzka“ alle Ehre gemacht hatte. Bedacht eingeschoben hatte der Mittelfeldspieler nach Joshua Kimmichs öffnendem Pass sowie Thomas Müllers Haken samt Rückgabe auf Goretzka. Müller, mit zehn Toren und 15 Vorlagen der beste Scorer beim FC Bayern nach Robert Lewandowski (35 Tore und acht Vorlagen) und der beste Torvorbereiter der Liga, hatte Goretzka vorm Spiel in Leipzig umbenannt und damit gewissermaßen prophezeit, dass dieser einspringen werde für den verletzten, nun ja, Lewangoalski. „Thomas hatte wohl Langeweile in der Länderspielpause“, witzelte Goretzka nach seinem fünften Ligator über den von Bundestrainer Joachim Löw noch unberücksichtigten Namensschöpfer Müller.

Nagelsmann gratuliert bereits

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Auch wenn sie es noch nicht ganz offen aussprechen: Einig sind sie sich beim FC Bayern in dem Gefühl, dass ihnen in Leipzig mit ihrem ungewohnt defensiven Vortrag der entscheidende Schritt zur erfolgreichen Titelverteidigung im Wortsinne gelungen war. Sieben Punkte Vorsprung hat jedenfalls noch kein Tabellenführer verspielt an den letzten sieben Spieltagen, schon gar kein Tabellenführer, der FC Bayern heißt. „Wir haben gesagt: Das ist ein Endspiel, ein Finale“, erzählte Flick, „und wir haben in den letzten neun Monaten immer bewiesen, dass wir die gut können.“ Mit der Erinnerung an die zurückliegenden Titelgewinne beim jüngsten Sextuple war auch viel über sein Empfinden erzählt, nun die nächste Meisterschale klargemacht zu haben, die zweite mit ihm als Cheftrainer und die neunte für den FC Bayern in Serie. Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann wollte keinesfalls widersprechen. „Glückwunsch an Hansi und den FC Bayern“, sagte er, „der Titel ist weg.“

Für den FC Bayern ist diese vorgezogene Entscheidung auch deshalb praktisch, weil sie sich beim Abo-Meister nun wieder ganz jener Trophäe widmen können, über die sich inzwischen hauptsächlich definieren. Die nationale Vorherrschaft ist schön und gut, aber auch längst üblich. Die Bundesliga mag zwar das „Brot-und-Butter-Geschäft“ (Vorstandschef Rummenigge) sein, doch der Lachs-und-Lecker-Belag wird bei den Festtagen auf der großen Bühne der Champions League abgesahnt. Entsprechend schnell abgehakt haben sie die Vorentscheidung in Leipzig. In Gedanken sind sie beim FC Bayern längst bei Paris, bei Kylian Mbappé und Neymar, und dem erneuten Treffen nach dem 1:0-Sieg im Finale von Lissabon im August. „Ich denke, dass es zwei ganz andere Spiele werden“, sagte Torwart Manuel Neuer, zumal „Paris gerade in den Champions-League-Spielen gut drauf ist“. Der Kapitän verwies darauf, dass sich PSG im Achtelfinale gegen den FC Barcelona klar durchgesetzt hatte (4:1/1:1) und sagte: „Dementsprechend wird es keine leichte Aufgabe für uns.“ Allerdings läuft es bei Paris gerade nicht rund. In der Liga verlor die Mannschaft von Trainer Mauricio Pochettino 0:1 gegen Tabellenführer Lille 0:1. Zudem fallen die Stammkräfte Marco Verratti und Alessandro Florenzi nach ihren positiven Corona-Tests fürs Viertelfinale gegen die Bayern aus.

Müller weiterhin EM-Kandidat

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Einig sind sich die Münchner derweil übrigens auch in dem Gefühl, dass Müller bald wieder weniger Freizeit haben wird, jedenfalls während der EM im Sommer. Müller hatte sich zuletzt bereits als „Nationalspieler im Wartestand“ bezeichnet. Flick lobte nun, der 31-Jährige spiele „eine sensationelle Saison“ und empfahl: „Er ist wichtig für uns, kann wichtig für andere Mannschaften sein, aber das muss Joachim Löw entscheiden.“ Müllers Kollegen sowie das Publikum rechnen ebenfalls fest damit, dass Löw Müllers Ausbootung vom März 2019 im Mai 2021 rückgängig machen wird. Die Münchner Triangel im Mittelfeld – Kimmich, Goretzka, Müller – könnte dann auch in der Nationalelf mit Gemeinschaftswerken dafür sorgen, dass es „bing“ macht wie beim Tor in Leipzig. Doch zunächst geht es für sie um die nächste erfolgreiche Titelverteidigung in der Champions League nach jener in der Bundesliga.