Essen. Im Ruhrgebietsfußball verändert sich gerade vieles. Und der VfL Bochum klopft an die Bundesligatür. Ein Kommentar.
Die Machtverhältnisse im Ruhrgebietsfußball waren viele Jahre lang zementiert. Nachdem sich Borussia Dortmund von der existenzbedrohenden Krise der Jahre 2004 und 2005 erholt hatte, wurde der BVB schon 2011 und 2012 wieder Deutscher Meister. Schalke 04 war ein Herausforderer, konnte die Schwarz-Gelben immerhin in manchen Spielzeiten hinter sich lassen. Doch das ist vorbei. Der BVB will auch in dieser Saison noch oben mitmischen, der 2:0-Sieg am Sonntag gegen Wolfsburg hat den Dortmundern gutgetan. Ein Rivale im Revier aber ist nicht mehr auszumachen.
„Grundsätzlich wünsche ich schon, dass Schalke 04 die Klasse hält“, sagt BVB-Sportdirektor Michael Zorc. „Diese Konkurrenz in unmittelbarer Nachbarschaft hat Tradition“. Aber Schalke liegt am Boden, in Berlin missglückte auch das Debüt des neuen Trainers Christian Gross. Die Mannschaft ergibt sich. So ist ein Abstieg nicht zu verhindern. Ob die in den kommenden Wochen vorgesehenen Reparaturarbeiten dafür sorgen, dass aus einer schrottreifen Rostlaube zumindest wieder ein fahrtüchtiger Alltagswagen wird, darf aufgrund der begrenzten finanziellen Möglichkeiten bezweifelt werden.
Nun hat sich zwar der ehemalige Aufsichtsrats-Vorsitzende Clemens Tönnies als möglicher Geldgeber ins Gespräch gebracht, aber dadurch kommt wohl mehr Emotionalität als Rationalität ins Spiel. Rund 240 Millionen Euro Verbindlichkeiten belasten den Verein. Logisch, dass sich Schalke nicht endlos weiterverschulden darf, wenn zuletzt ein Darlehen durch eine Landesbürgschaft über 31,5 Millionen Euro abgesichert wurde. Oder hat Tönnies etwas zu verschenken?
VfL Bochum darf sich zarte Hoffnungen auf einen Bundesliga-Aufstieg machen
Welchen Rettungsplan Schalke 04 hat, wird bisher nicht deutlich. Das ist allerdings kein Wunder: Vorstand und Aufsichtsrat waren es in der Vergangenheit gewohnt, auf das Wort des großen Entscheiders Tönnies zu warten und erst dann zu handeln.
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Und so taumelt Schalke weiter der Zweiten Liga entgegen, und das ausgerechnet in einer Saison, in der ein anderer Ruhrgebietsklub den Finger hebt. Der VfL Bochum, der – kaum zu glauben – 2004 mal die Nummer eins im Revier war, darf sich zarte Hoffnungen machen auf eine Rückkehr in die Erstklassigkeit, die er so lange schon herbeisehnt. Seit zehn Jahren klebt der VfL in der Zweiten Liga fest, zwischen den beiden Großen fühlte er sich oft erdrückt.
Bochum rauf und Schalke runter: In diesen verrückten Zeiten ist auch das nicht mehr undenkbar.