Essen. Bundestrainer Löw warnt vor dem Länderspiel gegen Tschechien erneut vor Überlastung. Doch sein Arbeitgeber will Geld verdienen. Ein Kommentar.

Joachim Löw traut sich was. Der Bundestrainer hat ja recht, wenn er die Terminhatz beklagt, diese ständig hohen physischen Anforderungen, die auch professionell gepflegte Körper gesunder junger Männer nicht in dermaßen hoher Schlagzahl aushalten können. Aber wenn Löw darauf verweist, dass die Auswirkungen des eng gefassten Rahmenkalenders bis ins nächste Jahr hinein zu spüren sein werden, kritisiert er vor allem seinen eigenen Arbeitgeber. Denn der Deutsche Fußball-Bund hat sich für dieses Motto entschieden: Geldverdienen geht vor Gesundheit.

Welchen Sinn hat derzeit ein Länderspiel ohne Wettbewerbs-Charakter?

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Oder wie sonst könnte der Sinn eines Länderspiels ohne Wettbewerbs-Charakter inmitten der Pandemiezeit erklärt werden, wenn direkt anschließend noch zwei Nations-League-Spiele folgen? Niemand braucht das Spiel an diesem Mittwoch gegen Tschechien - außer dem DFB, der seine Finanzen durch die Nationalmannschaft stärkt und deren Betrieb unbedingt am Laufen halten will. Fernseh- und Sponsorengelder fließen nur, wenn auch gespielt wird. Also werden Testspiele ins ohnehin überfüllte Programm gequetscht. Gut, dass wenigstens Löw Vernunft walten lässt und die Belastung durch ein vergrößertes Aufgebot verteilt.

Wenn aber seine Improvisationen sportlich nicht von Erfolg begleitet werden wie zuletzt im Oktober beim 3:3 gegen die Türkei in Köln, dann muss er sich von altinternationalen Experten wie Lothar Matthäus auch noch eine falsche Aufstellung vorhalten lassen.

Löw macht das einzig Richtige: Er verheizt die Stars nicht

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Ausgerechnet Löw wird mit dem Vorwurf konfrontiert, die Nationalelf weiter zu entwerten, weil er in den unwichtigen Partien B-Teams auflaufen lässt. Dabei macht er das einzig Richtige in dieser auch für ihn komplizierten Lage: Er verheizt die Stars nicht. Weil er weiß, dass sie schon in ihren Vereinen, von denen sie bezahlt werden, ununterbrochen zu Höchstleistungen angetrieben werden. Und weil er sie im nächsten Jahr braucht, falls die Europameisterschaft wie erhofft stattfinden kann.

Joachim Löw ist aus hinlänglich bekannten Gründen umstritten, sein Prozess der Runderneuerung läuft nur schleppend. Aber die Frage, wie er als Bundestrainer Spieler schützen kann, beantwortet er vorbildlich. Und das, obwohl ihm der DFB den Job erschwert.