Essen. Die New York Times erzählt den Absturz des Ex-Schalkers Mesut Özils beim Klub Arsenal nach, beginnend mit dessen Tweet zu den Uiguren.

Dass Mesut Özil beim FC Arsenal keine Rolle mehr spielt, ist bekannt. Zuletzt hatte sich der Spieler, wie er das beinahe immer tut, in den Sozialen Medien darüber beklagt, dass seine „Liebe und Leidenschaft“ für den Klub nicht erwidert werde. Damit reagierte der gebürtige Gelsenkirchener darauf, dass er noch nicht einmal mehr im Kader für die Premier League steht, von Trainer Mikel Arteta aussortiert wurde.

Neuer Blickwinkel auf ein Zerwürfnis

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Jetzt gibt es einen neuen Blickwinkel darauf, wie es zu dem Zerwürfnis kam. Die renommierte US-amerikanische Tageszeitung New York Times hat sich des Falls angenommen und schreibt über die „Auslöschung von Mesut Özil“. Auch, wenn die Fakten weitgehend bekannt sind, bietet der Fall aus der Distanz eine neue, eine andere Perspektive.

Begann Mesut Özils Abstieg mit einem politischen Post?

Den Autoren des Textes zufolge begann der Abstieg des Fußballprofis, der einst auch für Schalke und RWE spielte, im Dezember 2019 ebenfalls mit einem Post in den Sozialen Medien – und zwar mit einer Botschaft zur Lage der Uiguren, einer muslimischen Minderheit in China. Damit brachte der 32-Jährige, heißt es in der New York Times, erstens Peking und zweitens auch die Klubführung gegen sich auf, die um einen lukrativen Markt fürchtete.

Unmittelbar nach dem Tweet wurden Spiele von Arsenal bei zwei chinesischen Sendern aus dem Programm genommen, bei späteren Übertragungen verschwiegen die Kommentatoren dann offenbar den Namen Özil bei der Berichterstattung, trägt eine Korrespondentin in China zum Artikel bei. Die New York Times schreibt weiter, dass die Özil-Figur aus entsprechenden Fußball-Videospielen gelöscht wurde und Online-Suchen im Internet in China zu Fehlermeldungen führten. Arsenal wiederum entfernte Özil offenbar von Merchandise-Artikeln, die zum chinesischen Neujahr verschickt werden sollten.

Arsenal distanziert sich früh von Mesut Özil

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Um den Schaden zu begrenzen, distanzierte sich Arsenal von den Äußerungen des ehemaligen deutschen Nationalspielers, forderte ihn auf, bei politischen Äußerungen einen Hinweis auf den Klub zu unterlassen. Die Klubführung fürchtete offenbar wirtschaftliche Folgen, nicht nur für den chinesischen Markt. Erst im Zuge der Solidarität mit der Black-Lives-Matter-Bewegung in diesem Sommer habe Arsenal Solidarität mit Spielern entdeckt und einen Tweet des Mannschaftskapitäns Pierre-Emerick Aubameyang gegen Polizeigewalt in Nigeria in der vergangenen Woche ausdrücklich gebilligt: „An unsere nigerianischen Fans. Wir hören euch, wir sehen euch“, schrieb der Klub auf Twitter. Demach, schreibt das Blatt süffisant, wäre Özils Fehler nicht die politische Botschaft gewesen, sondern, dass "er sich das falsche Thema ausgesucht" habe.

New York Times: Özil nicht nur Opfer

Die Autoren des Texte bemühen sich aber auch darum, den 32-Jährigen Özil nicht als alleiniges Opfer hinzustellen, schreiben ausdrücklich, dass der Spieler in den ersten Monaten nach dem „China-Zwischenfall“ noch eine wichtige Rolle im Team gespielt habe und zitieren den damals noch neuen Trainer, Mikel Arteta, mit dem Satz, dass er versuchen wolle, „mit Özl zu arbeiten“ um das „Beste aus ihm herauszuholen“.

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Spätestens mit seit Streit um einen Gehaltsverzicht - Özil hatte sich nach Ausbruch der Corona-Pandemie geweigert, auf Geld zu verzichten - sei aus dem Riss in der gegenseitigen Beziehung nach der chinesischen Angelegenheit ein Bruch geworden, einer der nicht mehr zu kitten gewesen sei, auch – so folgert die US-Zeitung - weil der Spieler in Diskussionen mit der Klubführung stur weiter auf Provokation gesetzt habe.

Ohne das Geschehen abschließend zu bewerten, konstatiert die New York Times jedenfalls verblüfft die faktische „Auslöschung“ eines Fußballstars.