Rom. Nach der 1:3-Niederlage des BVB in Rom üben die Verantwortlichen scharfe Kritik – und vermissen bei den Spielern Grundsätzliches.

Um 23.41 Uhr brauste Ciro Immobile davon. Die Scheibe seines gelbem Lamborghini Urus hatte der Stürmer heruntergekurbelt, und bevor er in die Nacht von Rom verschwand, winkte er den Ordnern zu, die ihn mit „Grande Ciro!“-Rufen bejubelten. Sieben Minuten später rollten auch die beiden Mannschaftsbusse, in denen Borussia Dortmund coronabedingt unterwegs ist, davon. Und nun jubelte niemand, warum auch? Die Ordner sahen als Lazio Fans keinen Anlass dazu, die Dortmunder hatten keinen: Sie hatten ihr Champions-League-Auftaktspiel gehörig vermasselt, hatten bei Lazio Rom mit 1:3 (0:2) verloren. Und Immobile war mit einem Tor und einer Vorlage der prägende Mann gewesen. Kein Wunder also, dass die Stimmungslagen derart unterschiedlich waren – und die Dortmunder Verantwortlichen kein gutes Haar am Auftritt ihrer Spieler ließen.

Kehl: "Eine desolate Leistung"

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„Das war eine desolate Leistung in der ersten Halbzeit“, schimpfte BVB-Lizenzspielerchef Sebastian Kehl. „Wir hatten wenige Spieler, die in der ersten Halbzeit annähernd an ihre Leistungsgrenze gekommen sind. So darf man sich in der Champions League nicht präsentieren.“ Und mehr noch: „Wenn wir uns so anstellen, dann wird’s nichts werden.“ Dann nämlich „werden wir es ganz schwer haben, in dieser Gruppe die nächste Runde zu erreichen.“

BVB-Kapitän Marco Reus klang zunächst zurückhaltender, sprach von „Kleinigkeiten, die den Ausschlag gegeben haben“. Doch je länger er redete, desto länger wurde die Liste an Mängeln, die sich bei näherer Betrachtung auch nicht als klein herausstellten: „Wir haben wenige Spieler im vordersten Drittel gehabt. Das Passspiel war nicht gut, unser Gegenpressing auch nicht“, sagte er nach der 1:3-Niederlage bei Sky. „Wir haben als Team heute nicht gut zusammengespielt, nicht gut verteidigt und verdient verloren.“ Sein Fazit: „Eigentlich haben wir heute alles vermissen lassen.“

BVB-Trainer Favre kritsiert seine Mannschaft

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Und selbst der sonst so zurückhaltende Trainer Lucien Favre zählte seine Spieler deutlich an: „Wir waren nicht gut bei Balleroberung, darüber spreche ich nicht zum ersten Mal“, haderte er. „Wir waren immer zu spät in den Zweikämpfen.“ Weitere Kritikpunkte auf der allumfassenden Mängelliste: „Wir hatten nicht viel Präsenz. Es war zu einfach.“ Und: „Wir sind nicht in die Zweikämpfe gegangen.“ Insgesamt stellte Favre seiner Mannschaft ein verheerendes Zeugnis aus, nicht einmal ein „war stets bemüht“ kam ihm so oder so ähnlich über die Lippen. „Wir müssen wissen, dass es ein Kampf ist, alle müssen da sein“, forderte der BVB-Trainer. „Wenn ein, zwei Spieler nicht da sind, um zu kämpfen, Bälle zu erobern und zu laufen, zurückzulaufen – dann wird es schwer. Und das war heute der Fall. Das darf nicht passieren.“

Nur Erling Haaland, Torhüter Marwin Hitz und mit Abstrichen noch Axel Witsel präsentierten sich in ordentlicher Verfassung, der Rest der Mannschaft gab in punkto Leidenschaft ein verheerendes Bild ab – das sich bis zum Derby gegen Schalke 04 am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gewaltig ändern muss. ​