Essen. . Gag-Feuerwerk statt Fußball-Expertise. Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf sorgen mit ihrem Kommentar eines U21-Länderspiels für Aufsehen.

Die deutsche Nationalmannschaft ist kein Publikumsmagnet mehr. Nach den schwachen Einschaltquoten in den vergangenen A-Länderspielen gegen die Türkei (3:3) und der Ukraine (2:1) in der vergangenen Woche hat das abnehmende Interesse an der Nationalmannschaft eine landesweite Debatte ausgelöst. Jeweils hatten weniger als 8 Millionen Menschen eingeschaltet.

Noch viel geringer war zuletzt das Interesse an der U21-Nationalmannschaft – obwohl ProSieben sein Format #ranFussball in den vergangenen Monat massiv beworben hat. So schalteten etwa beim Sieg der deutschen Elf in Moldau (4:1) im September maximal 220.000 Zuschauer den Sender "ProSiebenMaxx" ein.

U21: Klaas Heufer-Umlauf warf bewusst immer wieder unpassende Bemerkungen ein

Auch interessant

Um diesen schwachen Zuschauerzahlen entgegenzuwirken, hat ProSieben einen kleinen Coup gelandet. Denn die Unterhaltungs-Größen Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf kommentierten am Dienstag das EM-Qualifikationsspiel zwischen der deutschen U21 und Bosnien-Herzegowina an der Seite von Matthias Stach. Der TV-Sender hatte die beiden mit der sportlichen Aufgabe betraut, nachdem sie in der vergangenen Woche in der Show „Joko & Klaas gegen ProSieben“ gegen den Sender verloren hatten. Und sie machten es erwartungsgemäß auf ihre ganz eigene Art.

Während sich Winterscheidt als Fan von Borussia Mönchengladbach noch weitgehend unauffällig aus der Affäre ziehen konnte, hat sein Pendant Heufer-Umlauf bewiesen, dass er weit von einem Fußball-Experten entfernt ist. „Wenn im Sportunterricht Fußball gespielt wurde, habe ich immer mit den Mädchen Geräteturnen gemacht, weil ich dort einfach besser war“, beschrieb der 37-Jährige während der Übertragung seine eigenen Qualitäten am Ball. Dementsprechend ironisch begleitete er das Gesehen auf dem Rasen. Immer wieder warf er bewusst unpassende Bemerkungen ein.

„Das erinnert mich an einen Politiker, viel Text, wenig Ahnung"

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Fußballfans, die Wert auf taktische Analysen oder Hintergründe legen, dürfte diese Art des Kommentierens nicht gefallen haben. Denn nicht das Spiel, sondern die Gags von Joko und Klaas standen im Mittelpunkt. So sprach Heufer-Umlauf mehrfach vom „Stahl-Arsch“ des Jusuf Gazibegovic und witzelte über Tätowierungen („Ist das bei der U21 Pflicht mit den Tattoos? Wie viel muss man zahlen, wenn man nicht tätowiert ist?“) oder machte Namenswitze, etwa über Tim Handwerker: „Hier, der Handwerker kommt in diesem Fall pünktlich.“ Dem eigewechselten Bosnier Andrej Djokanovic bescheinigte er zudem einen siebten Platz beim „Lukas-Podolski-Ähnlichkeitswettbewerb“ als „größten sportlichen Erfolg“.

Auch den typischen Duktus der Sportkommentatoren-Sprache nahm er wiederholt aufs Korn. „Das erinnert mich an einen Politiker, viel Text, wenig Ahnung“, sagte ran-Experte René Adler mit einem Augenzwinkern über die Aussagen von Heufer-Umlauf. Für diesen war das Spiel „zeitweise wie ein Kampf von Henry Maske: elegant, aber langweilig“.

Klaas Heufer-Umlauf beeindruckt von Lukas Nmechas Tor "rückwärts, mit dem hinteren Fuß"

Lukas Nmecha (r.) freut sich mit Teamkollege Florian Krüger über seinen Treffer.
Lukas Nmecha (r.) freut sich mit Teamkollege Florian Krüger über seinen Treffer. © getty Images

Viel Spannung kam beim deutschen 1:0 (1:0)-Sieg tatsächlich nicht auf. Die spektakulärste Szene der Partie war der Siegtreffer von Lukas Nmecha per Hacke. Eine akrobatische Einlage, die Heufer-Umlauf sichtlich beeindrucken konnte. Er sprach von einem Tor „rückwärts, mit dem hinteren Fuß“.

Dass das Spiel sportlich kein Spektakel war, wird sowohl dem DFB als auch dem übertragenden Sender ProSiebenMaxx egal sein. Dem DFB, weil die U21 dank der überraschenden Niederlage Belgiens gegen Moldau (0:1) nun auf dem Spitzenplatz der EM-Qualifikationsgruppe steht, dem Sender, weil die Unterhaltungs-Größen mit ihrem Auftritt für Aufsehen in den sozialen Medien – und somit eine höhere Einschaltquote gesorgt haben werden.