Essen. Die Nationalmannschaft muss in der Nations League im Corona-Krisengebiet ran. Dabei hat Bundestrainer Löw schon genug Sorgen. Ein Kommentar.

Es ist ein dienstlicher Ausflug der schwarzrotgoldenen Fußballer, der ihnen kaum Freude bereiten und am Ende nicht lange in Erinnerung bleiben wird. Die deutsche Nationalmannschaft befindet sich zu einem 36-Stunden-Besuch in der Ukraine. Wäre Sightseeing auf Länderspielreisen nicht ohnehin ein verpönter Programmpunkt im Reiseplan, könnte man nun betonen, dass Joachim Löws Auswahl beim Spiel in der Nations League in Kiew nahezu nichts außer dem Flughafen, Hotel und Stadion sehen wird.

Für sie alle gilt ohnehin nur: Hinfahren, Hymne singen, Tore schießen, umziehen – und dann gucken, dass man wegkommt.

Fußball in Kiew, wo sich mehr als 5800 Menschen am Tag mit Corona infizieren

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In der Stadt, in der Spanien 2012 Europameister wurde, herrscht schon lange keine Feierstimmung mehr. Seit sechs Jahren setzen kriegerische Handlungen dem ganzen Land zu. Und nun die Pandemie: Am Donnerstag meldete die Ukraine mehr als 5800 neue Corona-Fälle, 100 Menschen starben an einem Tag, das Gesundheitssystem droht zu kollabieren. Muss man in so einem Risikogebiet überhaupt Fußball spielen?

Bei der Uefa stößt man damit auf taube Ohren. Die Show muss ja auf Teufel komm raus weitergehen, auch die nationalen Verbände wollen wieder Geld verdienen. Für Bundestrainer Löw und seine Spieler gibt es nur ein Ziel: endlich im siebten Anlauf mal in der Nations League zu siegen. Alle sportlichen Sorgen auf dem Weg zur EM 2021 werden ohnehin nicht am Dnjepr beseitigt, nur weil der Bayern-Block wieder dabei ist.

Die Bundesliga hat ein großes Interesse an gesunden Spielern

Den größten Sieg an diesem Wochenende kann Löws Mannschaft jedoch nicht auf dem Rasen erringen: Das wäre der Fall, wenn der gesamte Reisetross gesund zurückkäme, sämtliche Schutzmaßnahmen gewirkt hätten und kein Spieler in Quarantäne müsste. Bundestrainer Joachim Löw hat genügend Baustellen. Da könnte er den verständlichen Aufschrei der Bundesliga-Klubs wegen infizierter Spieler nicht auch noch gebrauchen.