Essen. Schornsteinfegermeister und Kfz-Mechaniker gegen Bundesliga-Stars: Im DFB-Pokal gibt es immer wieder Sensationen. Hier einige der schönsten.

Getauschtes Heimrecht – was soll das bloß für ein Pokalauftakt-Wochenende werden? Klein gegen Groß, da will man doch nicht auf seine Gewohnheiten verzichten. Erste Runde, das bedeutet doch: Auf die Ränge dörflicher Sportanlagen drängen so viele Menschen wie nie zuvor, der örtliche Metzgermeister feiert den Würstchenverkauf seines Lebens, und Werder Bremen scheidet mal wieder spektakulär aus.

Früher wurde vorher auch noch die Kabinentür der Amateure fürs Fernsehen geöffnet, damit die Motivationsrede des Außenseiter-Trainers übertragen werden konnte („Männer, wir sind nicht hier, um uns auf dem Platz Autogramme zu holen!“). Und ZDF-Reporter Rolf Töpperwien vergaß nie, die Berufe der Amateurspieler zu nennen: „Schornsteinfegermeister Nix dribbelt sich durch, und in der Mitte verpasst Kfz-Mechaniker Kuzoluk knapp das Tor seines Lebens.“

An diese Spiele erinnern wir uns gerne...

Besonders schön, wenn es tatsächlich zu Sensationen kam. Je kleiner das Kaff, desto größer die Blamage für den Bundesligisten. Wir erinnern uns noch gerne ...

… an 1974, an die Mutter aller Pokalwunder: Der VfB Eppingen, erste Amateurliga Nordbaden, kickte in der zweiten Runde den Hamburger SV raus. Im Dress des HSV: gedemütigte Stars wie Kargus, Kaltz, Memering und Volkert.

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… an 1984, als die Nachfolge-Generation beim HSV vergessen hatte, was ein Jahrzehnt zuvor passiert war. In Geislingen, ebenfalls Baden-Württemberg, gab es diesmal mit 0:2 einen Erstrunden-K.o. – wieder in prominenter Besetzung: Stein, Magath, Jakobs, Rolff hatten ein Jahr zuvor den Europapokal der Landesmeister gewonnen. Übrigens auch Manni Kaltz. Der hätte Eppingen noch im Gedächtnis haben müssen.

… an 1990, als Trainer Heyn­ckes und Manager Hoeneß auf einer Holzbank verzweifelten. Der FC Bayern schied in Runde eins beim württembergischen Oberligisten FV Weinheim aus. Augenthaler, Kohler und Reuter waren einen Monat vorher Weltmeister geworden.

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… an 1994, als Bayern-Trainer Trapattoni nicht nur an der Aussprache von Vestenbergsgreuth verzweifelte. Der Dorfklub war ins Frankenstadion nach Nürnberg umgezogen – und siegte 1:0. Eine Superblamage für die Bayern mit ihren Top-Stars wie Kahn, Jorginho, Matthäus und Papin.

… an 1995, an das Erstrundenspiel zwischen dem SV Sandhausen und dem VfB Stuttgart, das der Regionalliga-Aufsteiger mit 15:14 nach Elfmeterschießen gewann. Unter den VfB-Verlierern: Berthold, Balakow, Bobic, Elber.

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… an 1997, das Jahr, in dem Europa aufs Ruhrgebiet schaute. Schalke 04 wurde Uefa-Cup-Sieger, Borussia Dortmund gewann die Champions League. Und dann kam der DFB-Pokal, dann kam Regionalligist Eintracht Trier, dann kam Rudi Thömmes. Er traf beim 1:0 gegen Schalke in der zweiten Runde und beim 2:1 gegen den BVB im Achtelfinale. Ein Pokalheld, unvergessen.

Noch viele ähnliche Sensationen folgten im Laufe der Jahre. Wir wollen sie wieder erleben. Mach dich vom Acker, Corona!