Basel. Die deutsche Nationalmannschaft kann in der Nations League nicht gewinnen. Auch in der Schweiz reichte es am Sonntag nur zu einem 1:1 (1:0).
Ilkay Gündogan schimpfte wie ein Rohrspatz, fuchtelte wild mit den Armen und wollte sich gar nicht mehr einkriegen: Insbesondere Julian Brandt war Ziel der Schimpfkanone, hatte er doch in den Minuten zuvor eine unrühmliche Rolle gespielt – und den Ausgleichstreffer der Schweiz maßgeblich begünstigt. Und so brachte die deutsche Mannschaft auch im zweiten Nations-League-Spiel eine Führung nicht über die Zeit und spielte abermals 1:1 (1:0).
„Wenn sechs Punkte zu verteilen sind und man nur zwei holt, dann ist das enttäuschend“, sagte Ersatzkapitän Toni Kroos im ZDF. Torschütze Ilkay Gündogan drückte es noch drastischer aus: „Ich bin ein bisschen angepisst. Das geht mir auf den Sack.
Bundestrainer Joachim Löw, der zuletzt immer wieder die übermäßige Belastung seiner Spieler beklagt hatte, hatte sich für eine eigenwillige Form der Belastungssteuerung entschieden: Zur angekündigten Änderung im Tor, wo Bernd Leno anstelle von Kevin Trap spielte, kam gegenüber der Partie gegen Spanien nur ein weiterer Wechsel hinzu: Matthias Ginter ersetzte Emre Can. Das bedeutete auch: Die DFB-Auswahl lieft abermals in einer Dreierkette auf. Die allerdings hatte zunächst vor allem mit dem Spielaufbau zu tun, die Deutschen hatten in der Anfangsphase deutlich mehr vom Ball. Insbesondere Sané stellte die Schweizer Abwehrspieler mit seinen Tempodribblings vor erhebliche Probleme. Und eine ihrer langen Ballbesitzphasen schlossen die Gäste gleich erfolgreich ab: Ginter legte zurück und Ilkay Gündogan schoss von der Strafraumgrenze flach und platziert ein (14.).
Deutschland in der Anfangsphase dominant
Bis dahin war es eine dominante deutsche Vorstellung, die dem Schweizer Aufbauspiel mit einer Manndeckung über den ganzen Platz begegnete. Doch nach einer Weile hatten sich die Hausherren darauf eingestellt, zogen die deutschen Abwehrspieler aus ihren Positionen und stießen lustvoll in die Lücken – insbesondere der Gladbacher Angreifer Breel Embolo.
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Und so wackelte die deutsche Führung recht schnell recht heftig: Silvan Widmer köpfte aus kurzer Distanz genau auf Leno (24.), der auch Renato Steffens Abschluss aus kurzer Distanz parierte (26.). Haris Seferovic kam am Fünfmeterraum ganz frei an den Ball, wusste damit aber nichts anzufangen (28.). Die DFB-Auswahl konnte nur noch eine richtig gute Chance verzeichnen: Gündogan schickte Timo Werner mit einem Traumpass den linken Flügel entlang. Der gab präzise nach innen, Sané ließ durch, doch Draxler scheiterte an Torhüter Yann Sommer (31.).
Dann aber waren wieder die Schweizer am Zug: Ginter lenkte einen Seferovic-Schuss knapp über das Tor (35.), Embolo schoss nach einem Dribbling vorbei (39.), Seferovic entwischte Niklas Süle und schoss an den Außenpfosten (42.) und Leno lenkte Granit Xhakas Fernschuss über das Tor (44.). Auch wenn Sané vor dem Halbzeitpfiff noch eine starke Kontergelegenheit verstolperte: Die deutsche Führung war zu diesem Zeitpunkt eine glückliche.
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Deutschland hat große Defensivprobleme
Löw brachte zur Halbzeit Julian Brandt für den nun ausgepumpten Sané. Die deutsche Mannschaft schien wieder etwas mehr Kontrolle zu gewinnen und hatte auch die erste Chance – doch Draxlers Schuss wurde zur Ecke abgelenkt (52.).
Die Defensivprobleme aber blieben: Brandt spielte einen Fehlpass, die Schweizer konterten, Embolo bediente Widmer – und der schoss trocken ein (57.).Danach war die Luft raus, auf beiden Seiten war nur noch Stückwerk zu sehen, die größeren Chancen aber hatten weiterhin die Schweizer. Gündogans Ballverlust wurde nur deswegen nicht bestraft, weil Embolo im Strafraum einen kapitalen Fehlpass spielte (67.). So war die Punkteteilung am Ende sogar eine glückliche aus deutscher Sicht - und nach dem weitgehend ordentlichen Auftritt gegen Spanien ist klar, dass noch eine Menge Arbeit auf Löw und sein Team wartet.