Köln. Ohne Fans fehlt rund um das Europa-League-Finalturnier die Atmosphäre. Am Endspielort Köln ist man trotzdem zufrieden – dank des Fernsehens
Noch stehen die bunten Liegestühle im Cologne Beach Club einsam im weißen Sand – doch der Soundcheck, der leise aus dem Hintergrund herüberdringt, weist schon auf eine bevorstehende Veranstaltung hin. Von hier, vom Rheinkilometer 689 aus, begleitet RTL an diesem Freitagabend (21 Uhr/RTL, DAZN) das Europa-League-Finale. Knapp sieben Kilometer Luftlinie entfernt duellieren sich dann der FC Sevilla und Inter Mailand in der fast menschenleeren Arena in Köln-Müngersdorf. Doch beim Gedanken an die Übertragung aus dem Beach Club, die er zum Beispiel vom Leverkusener Viertelfinale gegen Inter kennt, reibt sich Jürgen Amann die Hände.
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„Das waren tolle Bilder. Vor dem Spiel, in der Halbzeitpause und nach dem Spiel gab es Experteninterviews. Und im Hintergrund war der Dom zu sehen. Das ist natürlich eine Dauerwerbesendung, bei der Reichweite“, schwärmt der Geschäftsführer von KölnTourismus im Gespräch mit dieser Zeitung.
Erinnerungsfoto mit Dom und Pokal
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Ein bisschen Reklame für ihren kleinen kontinentalen Klubwettbewerb, dessen Finalturnier in den letzten zwei Wochen auch in Duisburg, Düsseldorf und Gelsenkirchen ausgetragen wurde, hat auch die Uefa gemacht: An prominenter Stelle, direkt gegenüber dem Dom, auf der anderen Rheinseite, steht die überdimensionierte Ausgabe des Europa-League-Pokals. Und die in der Sonne glitzernde Trophäe, neben dem Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm I. platziert, erzielt den gewünschten Effekt.
Erinnerungsfoto mit Dom und Pokal
Die meisten Touristen bleiben für ein Erinnerungsfoto mit Dom und Pokal stehen. Eine kluge Entscheidung, denn andere Anzeichen eines Endspiels sind in der Stadt nicht zu entdecken. „Wir haben bewusst vermieden, irgendwo Partys zu inszenieren – und mit diesem Finalturnier groß an die Öffentlichkeit zu gehen“, erklärt Amann. Es sei, erläutert der gebürtige Oberbayer mit Hinweis auf die Corona-Pandemie, gerade nicht die Zeit dafür. „Und ich denke, das ist auch okay so.“
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In Ordnung fanden es in touristisch schwierigen Zeiten auch die Betreiber der auserwählten Hotels in Köln und Düsseldorf, zuletzt einige europäische Fußballklubs mit einem Tross von jeweils 60 bis 70 Personen beherbergt zu haben. Die Kicker von Manchester United etwa logierten bis zum Halbfinal-Aus gegen Sevilla im Zentrum der Domstadt – und schauten zwischendurch auch mal im nahe gelegenen Eiscafé von Lukas Podolski vorbei.
Kein Eis, sondern Bier bevorzugen die acht Männer, die in der Sportbar Italia den Halbfinalsieg von Inter gegen Donezk im Fernsehen verfolgen. Bei WM- oder EM-Auftritten der Squadra Azzurra verwandelt sich das Lokal in der Kölner Südstadt regelmäßig in Klein-Palermo. Nun diskutieren die wenigen Herren eher pflichtschuldig über das 5:0 der Mailänder.
In vielen Restaurants ringsherum bleiben die Bildschirme schwarz. Denn fiebern in den Stadien keine Fans mit, köchelt auch die Euphorie der TV-Fans auf Plätzen und in Eckkneipen maximal auf Sparflamme. Auf den Plakaten in der Stadt sind keine Fußballer oder Werbebotschaften der Uefa zu sehen. Sondern Gesichter und Slogans von Lokalpolitikern – Mitte September sind Kommunalwahlen in NRW.
Keine Fans auf den Straßen
„Unter normalen Umständen wäre das Finale zwischen Sevilla und Inter ein touristisches Highlight – mit Fans aus den beiden Städten“, seufzt Jürgen Amann, betont aber zugleich: „Für Europa-League-Verhältnisse ist das fast ein Klassiker. Das wird schon einige Millionen Zuschauer vor den Fernseher ziehen.“ Auf den Straßen von Köln hat der Tourismus-Chef in den letzten Tagen allerdings keinen Fußballfan gesichtet. „Ich möchte aber nicht ausschließen, dass der eine oder andere im selben Hotel abgestiegen ist wie sein Team“, sagt der Anhänger des FC Ingolstadt noch vorsichtig. „Das gibt es ja manchmal.“