Essen. Der einstige französische Serienmeister Olympique Lyon ist gegen den FC Bayern Außenseiter. Der Coach ist erst seit Herbst da - und polarisiert
Was macht der Vereinschef von Olympique Lyon nach dem schlechtesten Liga-Start seit über 20 Jahren und einer 0:1-Niederlage gegen den verhassten Erzrivalen? Richtig. Er wählt die Nummer jenes Trainers, der gerne verbal in Richtung Lyon ausgeteilt hat – und gibt ihm einen Job.
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Das ist die Geschichte von Rudi Garcia (56), deren nächstes Kapitel an diesem Mittwoch (21 Uhr/Sky und DAZN) geschrieben wird. Dann spielt Garcia mit Lyon gegen Bayern München um den Einzug ins Champions-League-Finale.
Rudi Garcia betreute zunächst Marseille
Damit war im Oktober 2019 keineswegs zu rechnen. Garcia übernahm den Posten nach der Pleite gegen AS Saint-Étienne vom erfolglosen Sylvinho. Lyon dümpelte im Mittelfeld herum – viel zu wenig für die Ansprüche des extravaganten Klubchefs Jean-Michel Aulas. Und weil der Trainermarkt im Herbst für gewöhnlich brach liegt, fiel eben die Wahl auf den verfügbaren Garcia, der zuvor den Lyoner Rivalen Olympique Marseille trainiert hatte. „Wir wollten einen Kämpfer, der schnell Spiele gewinnt“, sagte Aulas.
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Geklappt hat das bedingt. Lyon verpasste als Tabellensiebter den Europapokal deutlich. Dafür überzeugte Olympique in der Champions League. Im Achtelfinale warf die junge Mannschaft Juventus Turin mit Starspieler Cristiano Ronaldo aus dem Turnier. Und im Viertelfinale musste auch der Startrainer dran glauben: 3:1 gegen Pep Guardiolas Manchester City. „Wir können mittlerweile jeden schlagen“, kündigte Sportdirektor Juninho an. Also nun die Bayern?
Lyon hatte große Zeit Anfang der 2000er-Jahre
Juninho weiß, wie es geht. Der Brasilianer prägte die große Zeit Lyons Anfang der 2000er. Als Olympique zu Frankreichs Serienmeister aufstieg, machte man auch international auf sich aufmerksam, schlug 2003 sogar die Bayern in München.
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Das ist 2020 deutlich schwieriger. Die Bayern sind in einer Überform, Lyon ist Außenseiter, hat aber durchaus eine Offensive, die München gefährlich werden kann. „Zu keinem Zeitpunkt werden ich oder meine Mannschaftskameraden dieses Team unterschätzen“, sagt Bayern-Profi Corentin Tolisso über seinen Ex-Klub. Da wäre natürlich Kapitän Memphis Depay, der in der Königsklasse schon sechsmal traf. Oder das wuchtige Stürmerduo Karl Toko Ekambi und Moussa Dembélé, von denen einer als Joker parat steht – so wie Dembélé, zweimaliger Torschütze gegen City. Dreh- und Angelpunkt des Lyoner Spiels ist der dribbelstarke Houssem Aouar. In Maxence Caqueret und vor allem Rayan Cherki hat Olympique zwei Ausnahmetalente in der Hinterhand, wackelt dafür des Öfteren in der Abwehr.
Depay, Dembélé und Aouar vor dem Absprung
Garcia hat das Team im Vergleich zu seinem Vorgänger offensiver ausgerichtet, ist dabei, eine Einheit zu formen. „Die Mannschaft trainierte anders, die Spieler wirkten reifer, hatten mehr den Wunsch, füreinander zu spielen“, sagte Juninho.
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Doch die Geschichte könnte am Mittwochabend ein rasches Ende nehmen. Depay, Dembélé oder Aouar können wohl nur von einem Verbleib überzeugt werden, wenn Lyon auch im nächsten Jahr international vertreten wäre. Dafür müsste Olympique die Champions League gewinnen.