Deutsch-französische Halbfinalspiele in der Champions League – das gab es noch nie. Warum sich Fußball-Fans freuen dürfen. Ein Kommentar.
Europa erlebt in der Königsklasse historische Momente. Leipzig gegen Paris St.-Germain, Bayern München gegen Olympique Lyon – das ist eine deutsch-französische Festwoche, mit der das Finalturnier in Lissabon ausklingt. Nie zuvor in der Geschichte der Champions League waren im Halbfinale ausschließlich Teams aus der Bundesliga und der Ligue 1 vertreten. Spanien, England und Italien – kein Team dieser Nationen ist mehr im Wettbewerb. Das hatte es zuletzt vor drei Jahrzehnten gegeben. Verrückt. Aber was ist schon normal in diesen Corona-Zeiten?
Auch interessant
Macron: In Brüssel wie auf dem Feld die Motoren Europas
Alle Eliteligen des Kontinents waren von den Folgen der Pandemie betroffen. Doch sie zogen unterschiedliche Konsequenzen. Die Bundesliga spielte die Saison im Juni zu Ende, in Frankreich wurde sie Ende April abgebrochen. In Spanien, England und Italien aber wurde die Meisterschaft noch bis vor Kurzem ausgespielt. Möglicherweise ist es die längere Pause, die nun in den K.o.-Spielen des Finalturniers den Ausschlag gab.
Deutschland und Frankreich, Europa – was für eine Steilvorlage für die Politik, um in Krisenzeiten Halt zu vermitteln. „In Brüssel und auf dem Feld – Deutschland und Frankreich sind die Motoren Europas“, twitterte Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron, als die deutsch-französischen Halbfinals feststanden. Und wie der Zufall es will, wird Bundeskanzlerin Angela Merkel, die noch bis Ende des Jahres EU-Ratspräsidentin ist, Macron am Donnerstag besuchen.
Auch interessant
Zerrissen zwischen enger Freundschaft und belasteter Historie
Deutschland und Frankreich, die Nachbarnationen jenseits des Rheins, leben ihre Zerrissenheit zwischen enger Freundschaft und belasteter Historie – auch im Fußball. Schumachers brutaler Bodycheck gegen Battiston 1982 im WM-Halbfinale etwa, oder die Attacke deutscher Hooligans auf den Gendarmen Daniel Nivel 1998 in Lens: Sie zählten zu den hässlichen Szenen. Dem gegenüber stehen viele verbindende Ereignisse, wie etwa 2015 in der Terrornacht in Paris, als die Équipe Tricolore über Nacht im Stade de France an der Seite der DFB-Elf ausharrte.
Historische Tage also, auf die sich die Fußball-Fans freuen dürfen. Corona zum Trotz.