Essen. Seit Jahren zerbrechen wir uns den Kopf, was uns helfen könnte, ein Fußballspiel zu gewinnen. Die Freistoß-Kolumne befasst sich mit Wissenschaft.

Die Geschichte von Forschung und Wissenschaft ist so alt wie der Mensch selbst. Denn tief in unseren Genen verborgen, liegt unsere ständige Neugier, Antworten darauf zu finden, wie Dinge funktionieren. Irgendwann in grauer Vorzeit zum Beispiel haben unsere Ahnen entdeckt, dass Fleisch viel leckerer ist, wenn man es vorher auf das Feuer legt. Später wurde das Rad erfunden. Und kurz danach kam der Fußball auf unsere Welt. Seit diesem Tag zerbrechen wir uns den Kopf darüber, was uns helfen könnte, das Spiel zu gewinnen. Da gibt es Wissenschaftler...

Physiker Metin Tolan und der perfekte Einwurf

...wie den Dortmunder Physiker Metin Tolan, der sich Gedanken um den optimalen Einwurf gemacht hat. Er fand heraus, dass dem Ball vor dem Abwurf ein Rückwärtsdrall mitgegeben werden sollte. Die sogenannte Magnus-Kraft lenkt den Ball dann nach oben hin ab, er fliegt also weiter. Zweitens sollte der Spieler mächtig Schwung holen, optimal wäre ein Salto vorher. Das Entscheidende aber sei der perfekte Abwurfwinkel des Balls, der zwischen 30 und 35 Grad liegen sollte, was eine eher niedrigere Flugbahn bedeutet. Damit hat Tolan den Beweis einer weiteren Fußball-Grundregel geführt: Haltet den Ball flach.

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..wie das Team der belgischen Universität Leuven. In einer Studie mit Profischiedsrichtern fand es heraus, dass der umstrittene Videobeweis bei Tackling-Fouls nicht alle Regelverstöße aufdeckte. Vielmehr stellten die Forscher fest, dass die Schiedsrichter öfter zu Roten Karten griffen, wenn ihnen die Szenen in Zeitlupe gezeigt wurden. Die Deutung: Schiedsrichter tendieren unbewusst dazu, dem Angreifer eine größere Schuld zuzuweisen, wenn sie sich das Foul in Zeitlupe anschauen. Das übrigens kennen Wissenschaftler aus anderen Versuchen, bei denen Probanden Überwachungsvideos von Raubüberfällen gezeigt wurden. Die Teilnehmer forderten strengere Strafen, wenn sie die Tat in Zeitlupe gesehen hatten.

Mastermind der Bananenflanken

…wie den Physiker Fritz Siemsen von der Universität Frankfurt, der als der moderne Mastermind der Bananenflanken gilt. Er hat die Kraft ausgerechnet, die einen Ball von der normalen, geraden Flugbahn abbringt: drei Newtonmeter. Das sei die Kraft, die notwendig ist, um drei Schokoladen hochzuhalten. Was das auf die Schusstechnik übertragen bedeutet, erschließt sich im ersten Moment nicht. Aber auch hier hat sein Dortmunder Forscherkollege Metin Tolan einen Rat: Für krumme Flanken oder Zauberfreistöße sollte der Spieler den Ball etwa 70 Prozent vom Mittelpunkt treffen. Je wuchtiger, desto krummer. Frag nach bei Roberto Carlos.

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...wie Michael Perkin von der St. George’s Hospital Medical School in London. Er hat nach der Auswertung von Statistiken die Behauptung aufgestellt, dass Torhüter zumeist Einzelkinder sind. Verteidiger hätten im Schnitt 1,8 Geschwister, Stürmer 2,2, die Mittelfeldspieler sogar 2,4 Geschwister. Bei Torhütern hingegen sind es nur 1,1. Das Privileg, in einem eigenen Kinderzimmer aufgewachsen zu sein, könnte möglicherweise erklären, warum Torhüter im Fünf-Meter-Raum keinen Körperkontakt vertragen. Aber das müsste uns Oliver Kahn beantworten.