Stuttgart. In Stuttgart demonstrierten Hunderte gegen Corona-Schutzmaßnahmen. Dabei gab es einen prominenten Redner: Fußball-Weltmeister Thomas Berthold.
Gegner der Corona-Schutzmaßnahmen haben sich am Samstag in Stuttgart zu einer "Querdenken"-Demo versammelt. Die Polizei sprach von mehreren Hundert Teilnehmern, die Veranstalter nannten die Zahl 5000. Darunter war auch ein Fußball-Weltmeister von 1990: Thomas Berthold.
Der einstige Fußball-Profi trat gar als Redner auf und begründete seinen Auftritt mit seiner kritischen Haltung zu den Corona-Schutzmaßnahmen. "Die Gesellschaft wird mit Spekulationen von ein, zwei Wissenschaftlern oder Vertretern des RKI (Robert Koch-Institut, Anm. d.Red.) besudelt“, sagte Berthold. Er selbst habe einst unter einer schweren Krankheit gelitten und diese besiegt, "weil ich angstfrei war. Wir müssen wieder dazu kommen, angstfrei zu leben."
"Habe nur meine Meinung gesagt"
Die Corona-Schutzmaßnahmen seien "völlig überzogen", sagte der 55-Jährige und begründete seine Anreise aus Frankfurt: "Es war eine Herzensangelegenheit, diese Plattform zu nutzen und Dinge zu sagen, die mir seit längerem durch den Kopf gehen. Ich wollte dort den Menschen Dinge, die ich wahrnehme und auf dem Herzen habe, mitteilen."
Der Bild am Sonntag erklärte Berthold: "Ich mache mich weder mit Verschwörungstheoretikern noch mit Rechtspopulisten gemein, habe nur meine Meinung über die Maßnahmen der Regierung gesagt."
Als Profi für Frankfurt und die Bayern aktiv
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Als Abwehrspieler spielte Thomas Berthold in seiner aktiven Karriere unter anderem für Eintracht Frankfurt, den FC Bayern München und den VfB Stuttgart. Als Verteidiger absolvierte er 62 Länderspiele, 1990 wurde er mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister in Italien. Berthold vertrat außerhalb des Platzes stets eine eigene Meinung. Dies führte auch dazu, dass er nach einem kritischen Interview im Spiegel, das er Ende 1994 gegeben hatte, nicht mehr in die Nationalmannschaft berufen wurde. Zwischen Juli 2003 und März 2005 war Berthold Manager bei Fortuna Düsseldorf.
Er wolle "definitiv" auch bei der "Querdenken"-Demonstration am 29. August in Berlin auftreten, sagte Berthold. Und falls seine öffentliche Positionierung berufliche Konsequenzen für ihn habe? Es sei ihm egal, sagte der Ex-Fußballer: "Wenn es so sein sollte, wäre das schade, dann bin ich aber bereit, die Konsequenzen zu tragen. Wenn der ein oder andere Programmdirektor oder Redakteur sagt, das können wir nicht vertreten, akzeptiere ich das natürlich. Auch dann geht das Leben weiter."
Demonstranten bleiben friedlich
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Zunächst waren die Teilnehmer am Samstag in Stuttgart auf dem Marienplatz zusammengekommen und zogen dann Richtung Innenstadt. Demonstranten zeigten Transparente mit Aufschriften wie "Mit Maske - Ohne Mich" oder "Wir haben Euch durchschaut". Sie skandierten "Freiheit, Freiheit". Die Polizei sprach von einem insgesamt ruhigen Verlauf. Die Teilnehmer seien bemüht, die geforderten Mindestabstände einzuhalten. In Berlin hatten am vergangenen Wochenende Tausende gegen die Corona-Beschränkungen protestiert. Weil viele Demonstranten weder Abstandsregeln einhielten noch Masken trugen, hatte die Polizei die Kundgebung aufgelöst. (Gold/dpa)