Essen. Nach dem Ende der Bundesliga-Saison wird bereits über die nächste Spielzeit diskutiert. Vor allem über die Zuschauerfrage. Ein Kommentar.

Die einen würden sich schon über eine Stadionbelegung von 50 Prozent freuen, die anderen wollen gleich eine volle Hütte. Niemand kann ernsthaft vorhersagen, wie es zu Zeiten der Corona-Pandemie weitergeht, ob die Lage in Deutschland wie zuletzt einigermaßen entspannt bleibt oder ob sich die Zahl der Infizierten wieder dramatisch erhöht. Deshalb gibt sich die Deutsche Fußball-Liga im Ton zurückhaltend, spricht vom Austausch mit dem Bundesministerium für Gesundheit und verweist auf lokale Konzepte der Klubs, die von den zuständigen Gesundheitsbehörden vor Ort freigegeben werden müssten.

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Nur, dass sich diese Konzepte der Klubs in ihren Ambitionen stark unterscheiden. RB Leipzig plant beispielsweise mit einem halb vollen Stadion, Union Berlin spricht dagegen von voll besetzten Rängen. Auch bei vielen Fangruppierungen lautet die Forderung: ganz oder gar nicht. Wenn schon Zuschauer ins Stadion dürfen, dann bitte alle.

Desinfektionsmittel- statt Bratwurstgeruch

Es ist legitim, sich dies zu wünschen, aber realistischer wird es dadurch trotzdem nicht. Der Gang ins Stadion wird auch bei verminderter Zuschauerzahl zur logistischen Herausforderung: Am Stadioneingang wird Fieber gemessen, Wärmebildkameras erkennen die Körpertemperatur, Masken müssen getragen werden. Es wird nach Desinfektionsmitteln riechen, nicht nach Bratwurst und Bier. Auch die Handballer und die Basketballer hoffen auf volle Hallen, allerdings starten deren Bundesligen deshalb auch erst mit Verspätung im Oktober und November. Das erhöht die Chancen.

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In Zeiten, in denen das Berufsleben vielerorts nur langsam hochgefahren wird, das Homeoffice noch immer zum Alltag gehört und ein funktionierender Schulbetrieb nach den Ferien ohnehin Wunschvorstellung ist, sollte sich auch der Fußball weiter in Geduld üben. Ein halb volles Stadion ist besser als ein leeres, schon die Hälfte der Zuschauerzahl wäre ein Fortschritt im Vergleich zu den vergangenen Monaten. In der Rückrunde werden sich vielleicht neue Perspektiven auftun. Derzeit ist Durchhaltevermögen gefragt, nicht Übermut.