Essen. Unser Autor vermisst den Stadionbesuch. Welche Arenen haben Eindruck auf ihn gemacht? Er hat ein ganz persönliches Ranking erstellt. Eine Kolumne
Ins Stadion kommt man derzeit nicht. Ins Grübeln schon.
Welche Arenen, die ich als Fußballfreund und als Journalist sah, haben mich eigentlich nachhaltig beeindruckt? Eine sehr subjektive Rangliste.
Von Wanne-Süd bis Barcelona
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Platz zehn: Stadion im Sportpark Wanne-Süd, heute Mondpalast-Arena. Was daran schön ist? Nichts. Aber es ist: Heimat. DSC Wanne-Eickel in der Zweiten Liga, Derbys gegen Westfalia Herne vor Tausenden, ein Pokalspiel gegen Werder Bremen. Unvergessen.
Platz neun: World-Cup-Stadion, Seoul. Fernöstlicher, exotischer Kontrast zu Wanne-Eickel: Massen an rot gekleideten, irre lauten Südkoreanern schafften es im Halbfinale der WM 2002 gegen Deutschland nicht, ihr Team ins Endspiel zu brüllen. Ein Erlebnis.
Platz acht: Stade Vélodrome, Marseille. Mittlerweile ist es überdacht, vor dem Umbau 2016 gefiel vor allem die geschwungene Gestaltung der Ränge. Wenn dann noch der Mistral durchs Stadion pfiff – das war schon einzigartig.
Der Oper droht der Abriss
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Platz sieben: Estádio da Luz, Lissabon. Ganz in Rot schafft das Stadion des Lichts in der Stadt des Lichts eine besondere Atmosphäre – bei Sonnenuntergang grandios.
Platz sechs: Bökelberg, Mönchengladbach. Die steilen Ränge. Manolo mit der Trommel auf dem Zaun. Hochgeschwindigkeitsfußball in Weiß. Pure Nostalgie.
Platz fünf: San Siro, Mailand, heute Giuseppe-Meazza-Stadion. Die „Oper des Fußballs“ ist zum Abriss freigegeben. Ein Skandal.
Andi Möllers Napoleon-Pose
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Platz vier: Camp Nou, Barcelona. 99.000 Zuschauer. Das größte Fußballstadion Europas. Der Blick auf die Ränge, der Schauer, der dir über den Rücken läuft, wenn das langgezogene „Meeeeessi“ ertönt: unbezahlbar.
Platz drei: Wembleystadion, London. Natürlich ist hier das alte gemeint, mit seinem schließbaren Dach kann das 2007 fertiggestellte neue einem Schalke-Kenner kaum imponieren. Aber bei der EM 1996 den Halbfinal-Klassiker zwischen England und Deutschland mitsamt Verlängerung, Elfmeterschießen und Andi Möllers Napoleon-Pose miterlebt zu haben, an diesem geschichtsträchtigen Finalort der WM 1966: Das gehört zu den Höhepunkten in einem Reporterleben.
„You’ll never walk alone“
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Platz zwei: Westfalenstadion, Dortmund, heute Signal-Iduna-Park. Als für die WM 1974 in Deutschland Betonschüsseln in die Landschaft gesetzt wurden, die Modernität vorgaukelten, baute Dortmund gegen den Trend. Ein reines Fußballstadion, ohne Laufbahn. Eng am Mann, der Rasen zu riechen: So sollte man Fußball erleben. Der für den BVB gefährlich teure Ausbau auf 81.000 Plätze ließ die Südtribüne zu Beginn des Jahrtausends endgültig zur Legende werden. Eine gelbe Wand, europaweit bestaunt und beneidet.
Platz eins: Anfield, Liverpool. Nicht der Bau an sich bestimmt die Einmaligkeit. Es ist das Gesamtpaket. Liverpool ist...ist...ist: Fußball! Diese typisch englischen Häuserreihen rund ums Stadion, die Pubs, die Gesänge. Am Ende gibt eine Kleinigkeit den Ausschlag für die Spitze im Ranking: In Liverpool kommt „You’ll never walk alone“, die Hymne aller Hymnen, von den Fans. Und nicht von der Stadionregie über die Lautsprecheranlage.