Essen. Nach neun Wochen Corona-Unterbrechung rollt am Samstag in der Bundesliga wieder der Ball. Hier ist unser Formcheck der 18 Mannschaften.
Neun Wochen – fast so lange wie eine Sommerpause dauerte die Corona-Unterbrechung in der Fußball-Bundesliga. Und anders als nach einer Sommerpause starten alle Mannschaften nicht mit null Punkten und 0:0 Toren. Wer steht wo? Wie ist inzwischen die Form? Hier ist unser Check:
1. FC Bayern München (55 Punkte)
Wenn Torwart Manuel Neuer mit Diskussionen um Gehaltswünsche nicht den Ärger auf sich gezogen hätte: Der Titelfavorit könnte auf zwei ruhige Monate blicken. Robert Lewandowski ist wieder fit. Trainer Hansi Flick hat seinen Vertrag verlängert und bekommt Miroslav Klose als Assistent – zudem sind Leon Goretzka und Joshua Kimmich mit dem Projekt „We kick Corona“ zu Vorbildern geworden.
2. Borussia Dortmund (51 Punkte)
Und Verfolger BVB? Der startet nicht ohne Sorgen. Marco Reus, Emre Can und Axel Witsel sind verletzt – drei wichtige Spieler. Und kaum ein Bundesligist ist so sehr vom Heimvorteil abhängig, der ohne Fans weitgehend entfällt. Doch klagen darf beim BVB niemand. Denn keiner warb in der Öffentlichkeit so sehr (und manchmal zu laut) für den Restart wie BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
3. RB Leipzig (50 Punkte)
„Die neun Spiele sind wie ein Turnier zu sehen“, sagte Trainer Julian Nagelsmann. Und für dieses „Turnier“ stehen ihm alle Spieler zur Verfügung.
4. Borussia Mönchengladbach (49 Punkte)
Damit sich die Profis der Borussia nicht so einsam fühlen, füllen 12.000 Pappfiguren bei Heimspielen den Nordpark. Trainer Marco Rose formulierte kürzlich das Saisonziel: Champions-League-Teilnahme.
5. Bayer Leverkusen (47 Punkte)
Acht Siege und zwei Unentschieden aus zehn Spielen – das ist Leverkusens Bilanz vor der Pause. Eine gute Form wäre auch neun Wochen später wichtig: Bayer ist noch in der Europa League und im DFB-Pokal aussichtsreich vertreten.
6. FC Schalke 04 (37 Punkte)
Das Wort „Gewinner“ mag auf Schalke wegen Corona niemand aussprechen – aber wohl keine Mannschaft profitiert so sehr von der Unterbrechung. Seit acht Ligaspielen ist Schalke sieglos – eine Statistik, über die aber niemand mehr spricht. Wohl aber darüber, dass von den sieben Langzeitverletzten, die es Anfang März noch gab, Mitte Mai nur noch einer geblieben ist.
7. VfL Wolfsburg (36 Punkte)
Yannick Gerhardt wird sich an den Mai 2020 nicht gern zurückerinnern: Er erlitt bei einem Zusammenprall im Trainingsspiel vor drei Tagen Frakturen im Gesicht. Er fällt genauso aus wie Kapitän Joshua Guilavogui.
8. SC Freiburg (36 Punkte)
Das neue Stadion wird nicht zum Beginn der kommenden Saison fertig. Ende der Nachrichten aus Freiburg.
9. TSG Hoffenheim (35 Punkte)
War da was? Vor der Pause blickten wegen der Proteste gegen den Mäzen Dietmar Hopp viele Fußball-Interessierte auf die TSG – ein inzwischen fast vergessenes Problem. Und es geht wieder um Sportliches: Die erfolgreichsten Stürmer Andrej Kramaric (7 Tore/3 Vorlagen) und Sargis Adamyan (5/2) sind verletzt und fallen aus.
10. 1. FC Köln (32 Punkte)
So viele gute Nachrichten in kurzer Zeit gab es beim FC zuletzt in der Hennes-Weisweiler-Zeit 1978. Fast alle Spieler sind fit, nach einer fulminanten Aufholjagd träumt der FC von der Europa League – und am Montag kam eine Nachricht, auf die der FC seit sechs Jahren wartet: Wahrscheinlich werden Kölns Politiker einem Ausbau des Trainingszentrums zustimmen.
11. 1. FC Union Berlin (30 Punkte)
Ein Spieler der Eisernen kritisierte den Neustart vehement. „In Deutschland sind die Spieler in einer schwachen Position. Es besteht die Angst einer Infektion“, sagte Neven Subotic. Abstiegsangst hat bei Union keiner.
12. Eintracht Frankfurt (28 Punkte / 1 Spiel weniger)
Die reiselustigen Fans der Hessen müssen besonders leiden: Basel, Berlin, zweimal München, Köln, Bremen – in drei Wettbewerben stehen für die Eintracht viele schöne Fahrten auf dem Programm. Womit das Problem benannt wäre: Viel Vorsprung hat die Eintracht nicht, ist aber noch in Liga, Pokal und Europa League unterwegs.
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13. Hertha BSC (28 Punkte)
Eines ist Hertha BSC schon gelungen, seitdem Investor Lars Windhorst viele, viele Millionen in den Klub pumpte: Zuletzt tauchte die Hertha ähnlich oft mit bunten Geschichten auf den Titelseiten auf, als Peter Neururer 1991 Trainer war. Auszüge aus der Corona-Pause? Bruno Labbadia übernahm das Trainer-Amt, Jens Lehmann rückte in den Aufsichtsrat und ein Handy-Video von Stürmer Salomon Kalou demonstrierte die Sorglosigkeit einiger Profis mit den Hygienevorschriften. Ach so, wie ist eigentlich die Form der Spieler? Diese Frage ist bei der Hertha nebensächlich.
14. FC Augsburg (27 Punkte)
66 Tage im Amt – und noch keine Niederlage: Solch einen Start erleben Trainer des FC Augsburg nicht oft. Heiko Herrlich übernahm den FCA drei Tage vor Beginn der Corona-Pause. Und er kann nun nicht behaupten, er hätte zu wenig Zeit gehabt, den Spielern seine Ideen näherzubringen. . .
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15. FSV Mainz 05 (26 Punkte)
Finanziell, so verkündeten die Mainzer, wäre der Klub selbst bei einem Saisonabbruch nicht bedroht. Wirtschaftlich läuft es gut – und sportlich? Trainer Achim Beierlorzer kennt jedenfalls den nächsten Gegner gut: Mainz tritt bei Beierlorzers Ex-Klub Köln an.
16. Fortuna Düsseldorf (22 Punkte)
Ohne Kapitän Oliver Fink geht die Fortuna in den Abstiegskampf. Fink beendete aus familiären Gründen die Quarantäne – er war am 4. Mai erstmals Vater geworden. Geisterspiele hin oder her, Trainer Uwe Rösler verspricht Emotionen: „Die Jungs sind so geil auf die Bundesliga!“
17. Werder Bremen (18 Punkte / 1 Spiel weniger)
Wenn Werder den beträchtlichen Rückstand nicht aufholen sollte – Gründe für einen Abstieg gäbe es genug. Kein Bundesligist bekam von der Lokalpolitik strengere Trainingsauflagen. Und für den Bremer Wunsch, daher erst am 23. Mai zu starten, gab es bei den übrigen 35 Profiklubs keine Mehrheit. Immerhin bekam Werder ein Spiel am Montag geschenkt – aber am 18. Mai, fünf Tage vorher. Trainer Florian Kohfeldt verbreitet, klar, Optimismus: „Ich kann jedem garantieren: Wir werden nicht aufgeben!“
18. SC Paderborn (16 Punkte)
Beim Schlusslicht schepperte es gewaltig – doch so richtig bekam das niemand mit: Der SC ersetzte Sportchef Martin Przondziono durch Fabian Wohlgemuth – der Geschasste konnte das gar nicht nachvollziehen und beschwerte sich. Und sportlich? Der Rückstand ist groß, die Hoffnung vage. Die Paderborner planen mehr für die 2. als für die 1. Bundesliga.