Essen. . Der Zweitligist aus Sachsen muss in Quarantäne. Die Bedenken vor dem Liga-Start in dieser Woche nehmen zu. Und der Druck steigt.

Hans-Joachim Watzke bleibt entspannt, als der Geschäftsführer von Borussia Dortmund am Sonntag mit dieser Redaktion über den Fall spricht, der die Deutsche Fußball-Liga (DFL) kurz vor der geplanten Wiederaufnahme des Spielbetriebs kräftig durchrüttelt. Nach zwei positiven Coronavirus-Tests beim Zweitligisten Dynamo Dresden hatte das Gesundheitsamt aus der sächsischen Landeshauptstadt am Samstag die gesamte Mannschaft in Quarantäne geschickt. Die Partien des Tabellenletzten in der 2. Bundesliga gegen Hannover 96 (17. Mai) und Greuther Fürth (24. Mai) müssen vorschoben werden.

„Wir mussten damit rechnen, dass die Rest-Saison nicht störungsfrei bleibt“, erklärt Watzke, daher seien Nachholspieltage eingeplant worden. Den Bundesliga-Wiederbeginn sieht der 60-Jährige nicht gefährdet. Sein BVB tritt am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) zum Revierderby gegen Schalke an. „Die Tests und die Ergebnisse sind auch ein Zeichen für unsere Transparenz“, meint Watzke.

DFL-Chef Seifert verteidigt den Plan

Ähnliche Worte formulierte am späten Samstagabend auch DFL-Chef Christian Seifert im ZDF-Sportstudio. „Ich interpretiere das nicht als Rückschlag. Mir war völlig klar, dass das jederzeit passieren kann“, sagte er.

Dabei verdeutlicht die Quarantäne von Dynamo Dresden, wie fragil der erst am vergangenen Mittwoch von der Politik abgesegnete Plan der 36 Lizenzvereine der 1. und 2. Bundesliga daherkommt, die restlichen neun Spieltage der Spielzeit trotz der Corona-Krise ab dem 16. Mai bis Ende Juni durchzuführen. Durch ein medizinisches Konzept mit regelmäßigen Covid-19-Tests, strengen Hygiene-Vorschriften und einer einwöchigen Quarantäne vor dem Start am kommenden Wochenende sollen die gesundheitlichen Risiken minimiert werden.

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Vor allem aber wollen die Klubs erreichen, dass bei positiven Corona-Test einzelner Profis nicht die gesamte Mannschaft für zwei Wochen aus dem Spielbetrieb gezogen werden muss. Letztlich entscheiden darüber jedoch die Gesundheitsämter vor Ort, die nun einen enormen Einfluss auf das Milliardengeschäft Profifußball haben. „Wir haben stets darauf verwiesen, dass die zuständigen Behörden den Takt vorgeben“, erklärte Christian Seifert. „Genau so ist es im Leitfaden angelegt.“

Reagieren allerdings künftig noch mehr lokale Gesundheitsämter auf positive Fälle so wie in Dresden, könnte sich geregelter Profifußball im Mai oder Juni schnell zu einer Utopie entwickeln. Denn sobald die Profis in Spielen wieder um den Ball grätschen, müssten dann bei einem positiven Test möglicherweise zwei Mannschaften 14 Tage pausieren. So wie jetzt die Dresdener Spieler.

Zwei aus dem Kader waren im Rahmen der insgesamt dritten Testrunde am Freitag positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden, die Namen der Betroffenen veröffentlichte der Klub nicht. Bereits in der ersten Testreihe gab es ein positives Ergebnis bei einem Spieler, der Betroffene befand sich seitdem in Quarantäne. Zu diesem Zeitpunkt schwitzte Dresden beim Training noch in Kleingruppen. Seit Donnerstag rennen alle Fußballer wieder gemeinsam über den Rasen. Das zuständige Gesundheitsamt in Dresden bewertete die neuen Fälle offenbar vor diesem Hintergrund anders als den positiven Test aus der ersten Runde und ordnete die Quarantäne an.

Profis tragen das größte Risiko im DFL-Plan

„Wir haben in den zurückliegenden Wochen sowohl personell als auch logistisch einen enormen Aufwand betrieben, um alle vorgeschriebenen medizinischen und hygienischen Maßnahmen strikt umzusetzen“, sagte Dresdens Geschäftsführer Ralf Minge. Doch dies war offensichtlich nicht genug.

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Zum einen erhöht sich dadurch nun der Termindruck auf die DFL. „Die Saison soll weiterhin bis 30. Juni beendet werden“, erklärte Seifert. Aber: „Wir haben Puffer, auch darüber hinaus, weil wir davon ausgegangen sind, dass es zu Verschiebungen kommen kann.“ Zum anderen wird der öffentliche Rechtfertigungsdruck auf die Liga wachsen. Der stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD, Kevin Kühnert, warnte am Sonntag im Sport1-Doppelpass vor der Debatte, ob der „Fußball in Deutschland Sonderrechte genießt“.

Und natürlich wird all dies nicht spurlos an den Profis vorbeigehen. Sie sind es, die sich in Zweikämpfen dem größten gesundheitlichen Risiko aussetzen. „Die Ängste und Sorgen muss man absolut ernst nehmen“, sagte Seifert. „Ich werde nie versuchen, sie jemandem auszureden.“ Gespielt werden soll aber weiterhin.