Essen. Die Politik vertagt die Entscheidung über den Bundesliga-Neustart. Dabei liegen alle Argumente auf dem Tisch. Warum also warten? Ein Kommentar.
Die Politik hat also entschieden, sich erst einmal nicht zu entscheiden. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die 16 Ministerpräsidenten werden frühestens am 6. Mai darüber befinden, ob der Ball wieder rollen, ob die Bundesliga den Spielbetrieb wieder aufnehmen darf. Erst einmal will sie warten, wie sich die vergangenen Montag beschlossenen Lockerungen in der Corona-Pandemie auswirken, ob die Fallzahlen steigen oder die Lage unter Kontrolle bleibt. Und bis man das absehen kann, dauert es eben etwa 14 Tage.
Auf den ersten Blick ist das sehr logisch und nachvollziehbar – auf den zweiten eher nicht. Denn die Entscheidung, ob gespielt werden kann, hat mit der Entwicklung der Corona-Pandemie nur sehr begrenzt etwas zu tun. Ob 18 Mannschaften wieder den Spielbetrieb aufnehmen, dürfte auf das Infektionsgeschehen kaum einen Einfluss haben.
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Denn erstens geht es um eine vergleichsweise geringe Anzahl von Menschen, pro Stadion an einem Spieltag um die 200 - deren Tun aber gewaltige wirtschaftliche Folgen hat. Und zweitens hat die Liga für den Spielbetrieb ein bemerkenswert ausdifferenziertes Konzept vorgelegt, mit dem sie das Risiko von Corona-Infektionen in den Mannschaften möglichst weit minimieren will. Die Sportministerkonferenz hat es ebenso abgesegnet wie das Arbeitsministerium – weil es bei Fußballprofis ja nun einmal um Arbeitnehmer geht, die geschützt werden müssen. Das spricht für das Konzept. Und wenig spricht dafür, dass Geisterspiele zur Verbreitung des Corona-Virus beitragen würden.
Vergleiche mit Kitas sind nicht zielführend
Der Einwand so manches Ministerpräsidenten, dass der Fußball nicht vor den Kindertagesstätten wieder den Betrieb aufnehmen sollte, mag zwar bei vielen Menschen gut ankommen. Sachdienlich ist er aber nicht. Es bringt in Zeiten von Corona wenig, einzelne Branchen gegeneinander aufzurechnen, vielmehr braucht es in jedem Bereich eine Einzelfallprüfung. Können Fußballprofis mit ihrem hochgerüsteten Umfeld einen hohen Infektionsschutz gewährleisten und sich penibel an Regeln halten? Ja, zumindest in der Theorie. Kriegen Kindergartenkinder das mit der Hygiene und dem Abstandhalten hin? Nun ja.
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Wer solche Vergleiche aufstellt, ist nicht an sachdienlicher Argumentation interessiert, sondern am billigen Applaus des Publikums. Denn jedem muss ja klar sein: Kein einziger Kindergarten öffnet früher, bloß weil der Fußball länger pausiert.
Die Argumente werden sich nicht mehr ändern
Worauf also wartet die Politik? Es geht doch nur um die eine Frage: Ist das Konzept der Liga ausreichend, um in Zeiten von Corona Fußball zu spielen? Natürlich kann man der Ansicht sein: Das geht nicht. Man kann kritisieren, dass die Bundesliga 25.000 Corona-Tests in Anspruch nimmt, während Berufsgruppen wie Krankenpfleger kaum getestet werden. Man kann bezweifeln, dass das Quarantäne-Konzept funktioniert.
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All das wären Gründe, aus denen man den Bundesliga-Plan ablehnen dürfte. An all dem aber wird sich in einer Woche nichts geändert haben. Alle Entscheidungskriterien liegen auf dem Tisch. Die Argumente für und gegen das Konzept werden in einer Woche die gleichen sein wie jetzt. Warum also weiter warten?