Essen. In Frankreich hat die Regierung die Fußballsaison abgebrochen. Nun will sie einem Medienbericht zufolge erreichen, dass andere Länder nachziehen.
Frankreich soll Vorbild für die anderen europäischen Länder sein - so wünscht es sich zumindest Präsident Emmanuel Macron. Nachdem die Regierung am Dienstag wegen der Corona-Pandemie sportliche Veranstaltungen bis einschließlich August verboten und damit auch den Abbruch der Fußball-Ligen verfügt hat, will Macron nun erreichen, das andere europäische Länder ähnliche Entscheidungen treffen. Das berichtet die Zeitung "Le Parisien". Mindestens die übrigen großen Ligen in Deutschland, italien, Spanien und England sollen es den Franzosen gleichtun.
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Dem Bericht zufolge betreibt die französische Regierung bereits intensive Lobbyarbeit in den betreffenden Ländern. Sportministerin Roxana Maracineanu habe dazu bilaterale Gespräche mit europäischen Kollegen geführt, insbesondere mit jenen aus Italien und Deutschland. An diesem Donnerstag sollen Gespräche mit der spanischen Regierung folgen. Ziel der Gespräche sei einerseits, zu erfahren, wie die Länder planten und was die aktuellsten Entscheidungen seien - aber auch massiv für die französische Position zu werben. Einige Quellen hatten der Zeitung auch berichtet, dass Präsident Macron bereits in dieser Angelegenheit mit anderen Staats- und Regierungschefs gesprochen habe - das allerdings dementierte die französische Regierung. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte am Donnerstag, dass sie mit Macron nicht über dieses Thema gesprochen habe: „Ich bin wirklich ständig mit ihm im Austausch. Aber davon habe ich überhaupt noch nie etwas gehört.“
Italiens Sportminister Vincenzo Spadafora ließ in einer TV-Sendung bereits anklingen, dass auch er über einen Saisonabbruch in Italien nachdenke. "Entscheidungen, die andere Länder wie Frankreich treffen, könnten Italien dazu drängen, dieser Herangehensweise zu folgen, die dann eine europäische Herangehensweise werden könnte", sagte er.
Kritik des italienischen Fußball-Verbands
Der italienische Fußball-Verbandschef Gabriele Gravina allerdings hält davon wenig: "Solange ich Verbandschef bin, werde ich nie einen Meisterschaftsstopp unterschreiben. Denn das wäre der Tod des italienischen Fußballs“, sagte Gravina. "Ich verteidige die Interessen des Fußballs. Bei einem Abbruch würde es zu endlosen Rechtsstreitigkeiten kommen. Wer wird aufsteigen, wer wird absteigen?“, sagte Gravina. Die Regierung allein müsse die Verantwortungen für einen Stopp übernehmen. In diesem Fall werde er sich dem Regierungsbeschluss beugen müssen.
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Zuvor hatte auch Italiens Gesundheitsministerium eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs als schwierig bezeichnet. "Die Wiedereröffnung der Stadien ist sicher auszuschließen, doch auch Spiele sind aus Respekt gegenüber der Gesundheit der Fußballer unrealistisch“, sagte der stellvertretende Gesundheitsminister Pierpaolo Sileri in einem Radio-Interview am Mittwoch: "Fußball ist ein Kontaktsport, es ist unvermeidbar, dass es zu Ansteckungsgelegenheiten kommt.“
Noch keine Entscheidung in Deutschland
In Deutschland steht eine Entscheidung noch aus. An diesem Donnerstag beraten Bundeskanzlerin Angela Merkel und die 16 Ministerpräsidenten der Bundesländer über Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie. Allerdings ist gut möglich, dass noch nicht über einen Neustart der Fußball-Bundesliga gesprochen wird und eine Entscheidung darüber frühestens am 6. Mai fällt.
Im deutschen Fußball allerdings ist man zuversichtlich, dass die Politik grünes Licht für einen Neustart unter strengen Sicherheitsvorkehrungen gibt. Hinter den Kulissen gebe es viele positive Signale, hört man hinter vorgehaltener Hand. Auch die Sportministerkonferenz und das Arbeitsministerium hatten erklärt, ein Wiederbeginn ab Mitte Mai sei denkbar. Ein Konzept, dass die Deutsche Fußball-Liga haben sie für sinnvoll befunden. Dass die deutsche Regierung dem französischen Beispiel folgt, wird im deutschen Fußball nicht erwartet. Zuletzt hatten Vertreter der Liga und einzelner Klubs immer wieder gewarnt, dass dann zahlreiche Klubs vor der Insolvenz stünden, weil vor allem Einnahmen aus den Fernsehrechten fehlten. (sing/dpa)