Essen. Eurosport soll sich laut einem Medienbericht weigern, für die Bundesliga-Rechte zu zahlen. Andere Anbieter könnten davon profitieren.

Die Meldung war brisant: "Freitagsspielen droht der TV-Blackout!", schrieb die Sport Bild am Mittwoch. Eurosport weigere sich, die letzte Rate an die Deutsche Fußball-Liga zu zahlen. Die Folge: Die Freitagsspiele der Bundesliga sowie mögliche Relegationspartien, im gesamten 14 Spiele, würden nicht zu sehen sein. Denn der Streamingdienstanbieter DAZN, Inhaber einer Sublizenz von Eurosport, dürfte die Partien nicht übertragen.

Eurosport und DAZN wollten den Bericht auf Nachfrage dieser Redaktion nicht kommentieren. Auch die Deutsche Fußball-Liga äußert sich zu diesem Thema nicht. Am vergangenen Donnerstag hatte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert berichtet, dass man sich mit „fast allen“ Medienpartnern auf eine Vorauszahlung der noch ausstehenden TV-Prämien geeinigt habe.

Eurosport ist unter Spar-Druck

Es geht um viel Geld für die Klubs in der Corona-Krise. Größter TV-Partner der DFL ist Sky. Der Pay-TV-Sender zahlt durchschnittlich 876 Millionen Euro an die Liga. Eurosport hat für das Rechtepaket der Bundesliga weitaus weniger gezahlt. Etwa 75 Millionen Euro sollen pro Jahr an die DFL fließen. Eurosport wiederum bezieht Geld von DAZN. Wie viel ist nicht bekannt.

Die Sportsender ächzen derzeit unter der Corona-Krise. Vor allem Sky und Eurosport bekommen die Auswirkungen der Pandemie zu spüren. Die Olympischen Spiele, Tennis-Turniere sowie die Radsport-Events wurden wegen der Ausbreitung des Virus verschoben. Angeblich soll der Mutterkonzern Discovery deshalb einen Kredit aufgenommen haben. Dass Eurosport keine Vorauszahlung an die DFL leisten will, erscheint in diesem Zusammenhang logisch. Der TV-Sender ist unter Spar-Druck. Von der Bundesliga hat er nichts, da sie bei DAZN übertragen wird. Laut Sport Bild beläuft sich die letzte Rate an die DFL auf zehn Millionen Euro. Nicht gerade viel Geld für jeden einzelnen der 36 Profiklubs, aber viel Geld für ein Geschäftsfeld, von dem sich Eurosport längst verabschiedet hat.

Bundesliga-Projekt floppte

Der Ableger des amerikanischen Mutterkonzerns Discovery hatte sich vor dieser Saison von der Bundesliga getrennt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem "Eurosport-Player" erhielten aber vor allem die Spieltagsanalysen mit Matthias Sammer gute Kritiken. Dennoch dürften die Quoten die Sender-Chefs kaum überzeugt haben: Nach nur zwei Jahren begrub Eurosport das Projekt Bundesliga wieder und verkaufte die Rechte an DAZN. Wie groß die Einschaltquoten dort sind, ist nicht bekannt. Der Streamingdienst nennt keine Abozahlen.

Amazon könnte profitieren

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Tatsache ist: Weil DAZN eine sogenannte Sublizenz besitzt, ist der erste Ansprechpartner Eurosport. Allerdings bleibt man in der Zentrale in Ismaning entspannt. Wahrscheinlicher als dass die Bundesliga ohne Zuschauer und ohne TV-Präsenz läuft, gilt ein Szenario, bei dem die DFL das Rechtepaket neu vergibt. Profitieren könnten dann DAZN, "t-online" mit "MagantaSport" oder Amazon. Der Internet-Riese hatte sich zuletzt Rechte an der Champions League und der Premier League gesichert. Auch die von vielen Fans gewünschte Übertragung im Free-TV könnte eine Option sein. Sky käme aufgrund das Kartellrechtes nicht infrage. Die ausbleibende Zahlung von Eurosport wäre abschließend ein Fall für die Gerichte.