Essen. Darf der Fußball wieder starten? Befürworter und Kritiker haben sich positioniert. Am Donnerstag könnte eine Entscheidung fallen. Ein Kommentar.
Alles ist gesagt. Alle Argumente liegen auf dem Tisch. Jetzt wird es Zeit für eine Entscheidung: Kann, darf, soll der Profifußball in Deutschland ab Mai mit Geisterspielen die Saison zu Ende bringen? Oder gibt es zu viele gute Gründe, die dagegen sprechen?
Befürworter und Kritiker haben sich zuletzt verstärkt positioniert. Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer der Branchengröße Borussia Dortmund, hat bei seinem Plädoyer für den Neustart das drohende Szenario des wirtschaftlichen Zusammenbruchs skizziert: „Wenn wir die nächsten Monate nicht mehr spielen, dann säuft die ganze Bundesliga ab. Dann wird es sie in der Form, in der wir sie gekannt haben, nicht mehr geben.“
Vergleich von Äpfeln und Birnen
Auch interessant
Doch es gibt (sogar unter denen, die dieses Spiel lieben und vermissen,) nicht wenige Menschen, die dem Profifußball vorhalten, er beanspruche eine Sonderrolle. Es falle ihm schwer zu begründen, warum intensiv über die Wiederaufnahme der Bundesliga debattiert werde, die Spielplätze aber geschlossen blieben, erklärte beispielsweise der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte. Ihm wird bewusst gewesen sein, dass er dabei Äpfel mit Birnen verglich, aber er traf einen Nerv – und das war seine Absicht.
Christian Seifert, Chef der Deutschen Fußball-Liga, beeindruckt in diesen Wochen als kompetenter Krisenmanager. Er ist klug genug, um zu wissen, dem Eindruck von der gierigen Geldmaschine nur mit Demut entgegenwirken zu können. Er befürwortet eine Obergrenze für Spielergehälter und kündigte einen Reformprozess an. Aber das betrifft die Zukunft. In der Gegenwart muss über das umfassende DFL-Konzept entschieden werden, das durchaus strittige Fragen offenlässt – wie die nach der Quarantäne im Falle einer Corona-Infektion eines Teammitglieds.
Der Ball liegt nun vor den Füßen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten. Werden sie den Anstoß ausführen? Wir sollten den Entscheidungsträgern vertrauen, sie haben in der Krise überwiegend verantwortungsbewusst gehandelt. Doch welchen Beschluss sie in dieser heiklen Frage auch fassen werden: Das Geschrei wird danach groß sein. So oder so.