Essen. Für die Bundesliga-Rückkehr hat die DFL bei der Politik reichlich vorgebaut. Doch die größten Gefahren drohen von anderer Stelle. Ein Kommentar.
Man werde für eine Rückkehr am Tag X bereit stehen und sich auch geduldig erklären lassen, wann besagter Moment gekommen sei. Es waren von Demut geprägte Worte, die Christian Seifert im Anschluss an die DFL-Sitzung bei der Präsentation der Ergebnisse wählte. Die Bundesliga als Bittsteller vor der Politik: keine Sonderrolle einfordernd, sondern auf Verständnis hoffend, den Wirtschaftszweig Profifußball durch die Corona-Krise zu bekommen.
Der Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga achtet – taktisch klug – auf jedes Detail bei der Außendarstellung. Zurecht, denn erlaubt ist ja auch die kritische Frage, ob den Fußballprofis mit der Aussicht auf eine Rückkehr in den Spielbetrieb nicht doch eine zu wohlwollende Behandlung zuteil wird.
Seifert befürchtet bankrotte Klubs als Kollateralschaden der Corona-Krise
Es ist Seiferts Job, die Interessen der 36 Klubs aus der 1. und 2. Bundesliga zu vertreten und einige davon nicht als Kollateralschaden der Pandemie zugrunde gehen zu lassen. Anders als vor wenigen Tagen, als eine unheilige Koalition aus Fußball, Medien und Politik die wirtschaftliche Rettung der Bundesliga-Klubs quasi als beschlossen verkündete, vermeidet es der 50-Jährige immerhin, den rollenden Ball als wichtigsten Lebensfreude-Spender darzustellen.
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Die Politik loben, die Bedeutung der ganzgesellschaftlichen Gesundheit hervorheben, den Drittligisten und Frauen-Bundesligisten Gutes tun – dieser aussichtsreichen Lobbyarbeit könnte aber noch per böser Grätsche die Beine weggezogen werden. Denn weiterhin bestehen teils unbeeinflussbare Risiken.
Werden die Tests nicht doch für systemrelevante Berufsgruppen benötigt? Was passiert, wenn bei einem Spieler Covid-19 nachgewiesen wird? Stellen etwa Teamkollegen und Gegner bei 90 Minuten Kontaktsport keine Risikogruppe dar? Und wenn schon laut DFL-Papier Infektionen verschwiegen werden und Gruppenquarantäne vermieden werden sollen: Wie soll ausgeschlossen werden, dass sich vor dem Stadion Horden Unvernünftiger dem Verbot widersetzen, während drinnen vor Geisterkulisse gespielt wird?
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Seifert betont: Bei erneutem Lockdown stellt sich der Fußball hinten an
Seifert betonte, sollte es in Deutschland zu einem zweiten Lockdown kommen, weil das Virus wieder intensiver bekämpft werden muss, werde sich der Fußball hinten anstellen. Wer sich an diesen sonnigen Tagen das Treiben auf den Straßen, in Einkaufszentren und in Parks anschaut, kommt zu der Erkenntnis: Bei der Politik hat der DFL-Boss seine Arbeit erledigt, an die Bürger – ob Fans oder auch nicht – muss Seifert nun seine Appelle richten. Neu aufkommende Arglosigkeit im Umgang mit dem Virus könnte nämlich noch zur größten Gefahr für den Fußball und seine geplante Rückkehr werden.