Essen. Die DFL nennt kein Datum für den Neustart. Zwar lassen die TV-Partner Millionen an die Klubs fließen - doch Unsicherheiten bleiben bestehen.
Eines macht Christian Seifert ganz zu Beginn seines Auftritts klar: Einen Termin, wann wieder Fußball gespielt wird, hat der Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga nicht: „Ein Datum zu nennen, wäre anmaßend.“ Und anmaßend will der oberste Vertreter des deutschen Profifußballs in der Corona-Krise nicht erscheinen, zurückhaltendes Auftreten ist das Gebot der Stunde.
„Es bleibt einzig und allein maßgebend, was die politisch Verantwortlichen entscheiden“, sagt Seifert nach der außerordentlichen DFL-Mitgliederversammlung am Donnerstag. Und die entscheiden frühestens am 30. April, dann ist die nächste Versammlung von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten angesetzt.
„Wenn der Tag X kommt, werden wir bereit sein“, sagt Seifert. Auch wenn er das nicht sagt: Wunschtermin der Liga bleibt der 9. Mai. Wenngleich zumindest finanziell der ganz große Druck genommen ist, schnellstmöglich in den Spielbetrieb zurückzukehren: Die DFL hat sich mit den TV-Partnern auf eine vorzeitige Zahlung der letzten Tranche von rund 300 Millionen Euro geeinigt, spätestens Anfang Mai soll das Geld ausgezahlt werden. Nur mit einem Partner hat es noch keine Einigung gegeben. Nach Informationen dieser Redaktion handelt es sich um die Eurosport-Mutter Discovery, die die Rechte an DAZN sublizenziert hat.
VfL-Geschäftsführer Kaenzig: "Ein weiterer Schritt nach vorne"
Für sämtliche Vereine ist die Saison damit erst mal durchfinanziert, das Aufatmen in der Liga ist entsprechend groß. „Das war wieder ein weiterer Schritt nach vorne“, freut sich Ilja Kaenzig, Sprecher der Geschäftsführung des Zweitligisten VfL Bochum. „Wir haben wieder mehr Planungssicherheit in sportlicher und wirtschaftlicher Hinsicht.“ Sollte die Spielzeit allerdings doch abgebrochen werden, muss das Geld zurückfließen.
Auch interessant
Nun gilt es, die Politik zu überzeugen, dass der Neustart vertretbar, dass das Risiko gering ist: Ansonsten „wäre die Bundesliga irgendwann ein Kollateralschaden dieser Corona-Krise“, sagt Seifert. Dazu hat die Liga ein umfassendes Konzept mit vielen Regeln und Maßnahmen beschlossen, über das diese Zeitung bereits berichtete. Klar ist: Der Neustart wird nur mit Geisterspielen möglich sein, so unbeliebt diese bei den Anhängern auch sind. „Unsere Fans haben ein Gespür für die angespannte Situation in unserem Verein und die Wichtigkeit, dass die Saison mit Geisterspielen zu Ende gespielt werden kann“, sagt allerdings Schalkes Marketingvorstand Alexander Jobst dieser Zeitung. „Fakt ist: Geisterspiele sind in dieser Situation alternativlos, auch wenn niemand jemals Gefallen daran finden wird.“
Task Force hat penible Verhaltensregeln erarbeitet
Maximal 213 Menschen werden im Stadion und weitere 105 im Stadionumfeld sein. Auch für die Trainingsanlagen, für Hotels und für die Spieler zu Hause hat die von DFB-Chefmediziner Tim Meyer geleitete Task Force penible Verhaltensregeln erarbeitet. „Wir sind uns der Tragweite aller einzuhaltenden Maßnahmen des DFL-Hygiene Konzepts bewusst“, sagt Jobst. „Eine hundertprozentige Bereitschaft zur Umsetzung ist Voraussetzung für die weitere Entscheidungsfindung zur Fortsetzung der Saison. Schalke 04 wird bereit sein.“
Auch interessant
Es bleibt ein Plan mit Risiken, das weiß auch die DFL. Zwar will sie die Spieler intensiv testen, immer am Tag vor dem Spiel. Aber auch Tests sind fehlbar. Und was passiert bei einem Positiv-Fall? Dank der vielen Hygienevorschriften und Abstandsregeln seien die Mitspieler keine Hochrisikokontakte und kämen um Quarantäne herum, meint DFB-Arzt Meyer. Letztlich aber entscheiden die Gesundheitsämter. Wenn die es anders sehen, bräche der Spielbetrieb wohl zusammen.
Die Politik hängt von der öffentlichen Meinung ab
Der Plan der DFL setzt auf verantwortungsbewusstes Verhalten der Profis – von denen sich einige noch in Kneipen und Clubs herumtrieben, als längst Kontaktbeschränkungen galten. In dem Programm wird vorausgesetzt, dass Fans nicht durch Menschenansammlungen vor den Stadien die Spiele zum Erliegen bringen. Und dass die Politik mitspielt, die wiederum von der öffentlichen Meinung abhängt.
Deswegen tritt Seifert ja so demütig auf, deswegen hat er einige Präsente mitgebracht: 7,5 Millionen Euro schütten die Profiklubs an die Vereine der 3. Liga und der Frauen-Bundesliga aus. 500.000 Euro setzen sie ein, um zusätzliche Testkapazitäten auf Covid-19 für den öffentlichen Gesundheitsdienst einzurichten. Und, das betont Seifert wieder und wieder: Die Labore seien nicht ausgelastet, die Liga nutze nur freie Kapazitäten. Sie hat Vereinbarungen über rund 20.000 Tests getroffen. Sollten diese nicht komplett gebraucht werden, wird der Rest gespendet. Und sollten die Laborkapazitäten knapp werden, stünde der Fußball zurück – das allerdings würde endgültig das Saisonende bedeuten.