Köln. Aufschwung: Der 1. FC Köln holt innerhalb von sieben Tagen neun Punkte. Abschwung: Werder Bremen stürzt in den Tabellenkeller.

Leichtfüßig wie ein junges Reh sprang Ismail Jakobs die fünf Stufen vor dem Eingang zur Mannschaftskabine hinunter. Der Mittelfeldspieler des 1. FC Köln trug noch seine Stollenschuhe, klackerte entsprechend die kurze Treppe hinunter. Das klang gefährlich, doch der 20-Jährige schaffte es ohne Sturz an sein Ziel – wo er dann unverletzt den 1:0 (1:0)-Erfolg gegen Werder Bremen feiern konnte. Beschallt von lauter Musik, die durch die Wände drang, als Rafael Czichos über den erstaunlichen Aufschwung des Bundesliga-Aufsteigers in der Woche vor Weihnachten sprach.

Köln erinnert an Düsseldorf

Innerhalb von sieben Tagen holte das Team von Trainer Markus Gisdol mit Siegen über Leverkusen, in Frankfurt und gegen Werder neun Punkte. In den 14 Partien zuvor hatten die Rheinländer insgesamt nur acht Zähler geschafft. „So schnell geht das im Fußball“, sagte Innenverteidiger Czichos – zum Hinrundenfinale Bester seines Teams und das lebende Synonym für den Kölner Herbst 2019. „Ich war einer der Spieler, dem die Bundesliga am wenigsten zugetraut wurde. Ich habe auch Lehrgeld gezahlt, aber im Großen und Ganzen kann ich mit meinem ersten Halbjahr in der Bundesliga zufrieden sein“, sagte der 29-Jährige, der im Sommer 2018 aus Kiel zum gerade in die 2. Liga abgestiegenen 1. FC Köln gewechselt war.

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Die Fähigkeit, sich in eine Saison hineinzubeißen und mit begrenzten spielerischen Möglichkeiten nach oben zu arbeiten, zeichnete vor einem Jahr auch den Lokalrivalen Düsseldorf aus. Die Fortuna – damals, so wie jetzt die Kölner, Aufsteiger – gewann nach schwachem Start plötzlich ebenfalls die letzten drei Spiele vor der Winterpause und legte damit den Grundstein für den späteren, sehr soliden Klassenerhalt. „Er wächst mit der Liga, in der er spielt“, sagte FC-Trainer Markus Gisdol passend dazu über Czichos – und lobte dessen mutige Art, auf und neben dem Platz: „Er will den Ball und spielt ihn so nach vorne, wie wir uns das wünschen. Außerdem ist er auch in der Kabine tatsächlich eine unserer Stützen.“

Das Erstaunen über die eigene sportliche Entwicklung verbindet die beiden Kontrahenten vom Samstag. Wobei der Trend bei den Bremern, die den Kölnern das entscheidende Tor durch Jhon Cordoba durch doppelte Schlafmützigkeit im Abwehrzentrum (Niklas Moisander, Milos Veljkovic) schenkten, in die entgegengesetzte Richtung weist. Noch Mitte November, nach dem 1:3 in Gladbach, wähnten sich die Hanseaten vorrangig in einer Ergebnis- und nicht in einer Leistungskrise. Nun aber erleben sie die Feiertage auf dem vorletzten Tabellenplatz – weswegen Aufsichtsratsboss Marco Bode nach Werders bisher schlechtester Hinserie ohne größere Umschweife einräumte: „Wir sind in einer sehr bedrohlichen Situation.“

Werder mit Kohfeldt ins neue Jahr

Der Europameister von 1996 („Wir steigen alle zusammen ab und wir bleiben alle zusammen drin“) betonte aber zugleich, man werde mit dem jetzigen Führungspersonal ins neue Jahr gehen. Neben Sportchef Frank Baumann, der zuletzt für seine Kaderzusammenstellung Kritik einstecken musste, also auch mit Florian Kohfeldt. Werders in Köln schon bemitleidenswert verzweifeltem Cheftrainer, der seinerseits trotzig versprach: „Wir werden in der Rückrunde kämpfen – und wir werden nicht absteigen.“