Düsseldorf. Der FC Bayern hat auch bei Fortuna Düsseldorf 4:0 gewonnen. Hansi Flick ist seit zwei Spielen Trainer – und die Mannschaft steht hinter ihm.

Thomas Müller rieb sich schelmisch das rechte Kinn und versuchte, mit dieser gespielten Nachdenklichkeit direkt zum Münchener Mannschaftsbus durchzustarten. Aber dann blieb der Offensivspieler doch stehen, der starke Auftritt des FC Bayern beim 4:0 bei Fortuna Düsseldorf machte die Statements an diesem Nachmittag ja besonders angenehm. Und als erstes blätterte Müller gedanklich eben zwei Wochen zurück – zur Heimpartie gegen Borussia Dortmund, die der Rekordmeister ebenso 4:0 gewonnen hatte.

Denn dort lag für den 30-Jährigen eine wichtige Parallele – und zugleich ein großer Unterschied. „Vor der Länderspielpause waren wir zu Leistung verdammt. Wer da nicht heiß ist, hat den Job eh verfehlt. Diesmal war die Ausgangslage anders. Dabei haben wir unsere Leistung bestätigt – und das stimmt uns positiv“, betonte Müller. Oder anders ausgedrückt: „Natürlich haben wir mehr Qualität als Düsseldorf. Aber darum geht’s im Fußball ja nicht immer.“

Pochettino ist in aller Munde

Seit Hansi Flick vor drei Wochen den Trainerjob von Niko Kovac übernommen hat, fressen die Bayern ihre Gegner wieder. Am liebsten mit Haut und Haar. Natürlich wurde der 54-Jährige gefragt, ob für ihn eine Festanstellung über die Winterpause infrage käme: „Ich kann mir vieles vorstellen“, sagte Flick, „aber bis dahin ist es ein weiter Weg.“ Obwohl nun viele über den bei Tottenham Hotspur freigestellten Mauricio Pochettino als Nachfolger sprechen: Will das Team, dass Flick bleibt? „Korrekt“, sagte Serge Gnabry.

Unter Flick ist das Bayernspiel deutlich nach vorne verlagert, das erhöht den Druck auf den Gegner. In Düsseldorf bildeten die Innenverteidiger Javi Martinez und David Alaba ein bewegliches Verschiebekommando. Unterstützt wurden sie von Joshua Kimmich, der unter Flick den Job im defensiven Mittelfeld von Thiago übernommen hat. Der Nationalspieler ließ sich häufig ins Abwehrzentrum zurückfallen – und schuf so mit Martinez sowie Alaba Freiräume für die Außenverteidiger.

Kimmich von Defensivarbeit begeistert

Benjamin Pavard und Alphonso Davies wussten diese Möglichkeiten für Vorstöße zu nutzen. Rechtsverteidiger Pavard erzielte ein Tor (11.) und bereitete das 3:0 durch Gnabry (34.) mit vor. Zudem trafen Correntin Tolisso (27.) und Philippe Coutinho (70.) für die Bayern. Kimmich berichtete daher erfreut: „Es macht Spaß, gemeinsam zu verteidigen. Das ist die Basis. Egal, wer sich gerade in einen Schuss wirft. Und vorne haben wir die Qualität, ein, zwei, drei oder vier Tore zu machen.“

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Dass Robert Lewandowski dabei erstmals in dieser Bundesligarunde nicht zu den Torschützen zählte, macht die Sache im Grunde noch wertvoller. Denn die Abhängigkeit von den Treffern des Polen, der in Düsseldorf einige starke Szenen hatte, nimmt ab – ohne dass der ehrgeizige Goalgetter die Lust verliert. „Irgendwann musste das passieren. Und Sieg ist Sieg“, nahm Lewandowski seine aktuelle Torlosigkeit locker.

Auch so spielt der FC Bayern jetzt viel unberechenbarer, das schließt das mutigere Anlaufen im Mittelfeld und Angriff mit ein. Die Abstände der Mannschaftsteile zueinander sind enger, die Abstände zum gegnerischen Tor bei Ballgewinnen geringer geworden. „Wir haben viel Vertrauen zum Neben- und Vordermann, weil die Wege kurz sind. Außerdem hören wir uns so auf dem Platz. Ob man zehn oder 15 Meter auseinander steht oder 20 oder 30 – das ist ein Riesenunterschied“, sagte Torwart Manuel Neuer.

Am Dienstag bei Roter Stern Belgrad

Ende Oktober hatte Friedhelm Funkel noch die vielen Gegentreffer der Bayern als Manko benannt. Nun konnte Fortunas Trainer live beobachten, wie dieser Schwachpunkt nach dem Trainerwechsel von Kovac zu Flick entschlossen beseitigt wurde. In den ersten zehn Ligaspielen kassierte der FCB 16 Tore, in den beiden Partien unter Flick keins. Am Dienstag (21 Uhr/Sky) soll in der Champions League bei Roter Stern Belgrad die Fortsetzung folgen.