Dortmund. Mit einer Not-Elf traf Deutschland in einem Test auf Argentinien. Auf eine gute erste folgte eine schwächere zweite Halbzeit. Endstand: 2:2.
Suat Serdar schlug die Hände über dem Kopf zusammen: Gerade erst war der Schalker eingewechselt worden, hatte gegen Argentinien sein Länderspieldebüt feiern dürfen. Und nun hatte er fünf Minuten vor Schluss im Zentrum den Ball verloren und musste wenig später zusehen wie sich Lucas Ocampos in den Strafraum wühlte, wie sein Schuss abgefälscht wurde, unhaltbar für Marc-André ter Stegen zum 2:2 im Tor landete – und am Ende trotz 2:0-Führung zur Halbzeit nur ein 2:2 in diesem Testspiel heraussprang.
Gnabry war Dreh- und Angelpunkt des Offensivspiels
So wusste man auf deutscher Seite nicht so recht, ob man sich ärgern oder zufrieden sein sollte. Denn es war ja fast so etwas wie ein letztes Aufgebot gewesen, dass Bundestrainer Joachim Löw auf den Platz geschickt hatte: 14 etablierte Spieler fehlten ihm, am Nachmittag hatte sich auch noch der Berliner Niklas Stark abgemeldet – sodass der nachnominierte Robin Koch gleich zu seinem Debüt kam. Und das in verantwortungsvoller Rolle: Der Freiburger lief im Zentrum einer Dreierkette auf, die Niklas Süle und der gelernte Mittelfeldspieler Emre Can vervollständigten.
Und diese neuformierte Abwehr stand lange sehr stabil gegen die Argentinier, die zunächst die Initiative übernahmen – aber nicht entscheidend in den Strafraum kamen. Dass sich die Gäste um die Spielkontrolle bemühten, kam der deutschen Mannschaft durchaus entgegen: So konnte sie jenes Konterspiel über die pfeilschnellen Offensivspieler aufziehen, das zuletzt ihre liebste Herangehensweise war.
Und wieder einmal war Serge Gnabry Dreh- und Angelpunkt des Offensivspiels. Mit einer starken Ballannahme initiierte er einen Angriff über Lukas Klostermann an dessen Ende Julian Brandt aus zwölf Metern am argentinischen Torhüter Augustin Marchesin scheiterte (14.). Wenig später aber war die deutsche Führung fällig: Klostermann jagte Angel Correa den Ball ab, marschierte nach vorne und flankte präzise auf Gnabry. Der ließ mit herausragendem ersten Kontakt drei Gegenspieler ins Leere laufen und spitzelte den Ball mit dem Außenrist an Marchesin vorbei (16.).
Die deutsche Mannschaft hatte das Spiel nun im Griff, stand weiterhin sicher und konterte immer wieder gefährlich – wie in Minute 22: Wieder eroberte Klostermann den Ball und scvhickte Gnabry auf der rechten Seite. Der legte präzise quer auf Kai Havertz, der nur noch zum 2:0 einschieben musste. Es gelang nun fast alles: Gnabry konnte nur durch ein Foul gebremst werden, den fälligen Freistoß setzte Marcel Halstenberg nur Zentimeter zu hoch an: Von der Unterkante der Latte klatschte der Ball zurück ins Feld (31.).
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Argentinien wurde nur einmal wirklich gefährlich: Marcos Rojo wurde nicht angegriffen, zog aus rund 25 Metern ansatzlos ab, traf aber nur den Pfosten (33.). Auf der Gegenseite verzog Gnabry nach einem schnell ausgeführten Freistoß von Joshua Kimmich nur knapp (45.).
Nach der Pause machte die junge Mannschaft zunächst so weiter: Luca Waldschmidt traf nach einem Eckball das Außennetz (47.), Emre Can scheiterte nach einem weiteren blitzsauberen Konter an Marchesin (55.). Doch dann ließ der Schwung ein wenig nach, ebenso der Druck auf den Gegner in der Abwehrarbeit. So konnte Marcos Acuna ungestört flanken und der eingewechselte Bundesliga-Legionär Lucas Alario ebenso ungestört köpfen – und schon stand es nur noch 2:1 (66.).
Die deutsche Überlegenheit war nun dahin, Argentinien drückte – und belohnte sich spät mit Ocampos Treffer (85.). So geht die junge deutsche Mannschaft nun ohne das große Erfolgserlebnis im Rücken ins anstehende EM-Qualifikationsspiel in Estland am Sonntag (20.45 Uhr/RTL).
So spielten Deutschland und Argentinien
Deutschland: ter Stegen - Klostermann, Süle, Koch, Halstenberg - Can, Kimmich, Havertz (83. Rudy) - Gnabry (71. Serdar), Waldschmidt, Brandt (67. Amiri). Trainer: Löw.
Argentinien: Marchesin - Foyth, Otamendi, Rojo (46. Acuna), Tagliafico - Paredes, Pereyra, de Paul, Correa (46. Ocampos) - Dybala (62. Lucas Alario), L. Martinez. Trainer: Scaloni
Schiedsrichter: Turpin (Frankreich)
Tore: 1:0 Gnabry (16.), 2:0 Havertz (22.), 2:1 Lucas Alario (66.), 2:2 Ocampos (85.).