Dortmund. Marc-André ter Stegen erhält gegen Argentinien den lange erwünschten Einsatz. Er kann Konkurrent Neuer unter Druck setzen.

Marc-André ter Stegen hatte am Dienstag keine Zeit für einen Gang durch das deutsche Fußballmuseum. Ansonsten hätte der Torhüter nicht nur die Erinnerungen an die vergangenen Erfolge der deutschen Nationalmannschaft bestaunen können, sondern sich auch mit anderen großen Duellen im deutschen Tor befassen können. Eike Immel gegen Bodo Illgner. Toni Schumacher gegen Uli Stein. Oliver Kahn gegen Jens Lehmann.

Stattdessen hatte der 27 Jahre alte Torhüter nur Zeit, um die Fragen der anwesenden Journalisten zu beantworten, die sich natürlich um das bevorstehende Duell drehten, das ebenfalls dabei ist, sich zu einem großen zu entwickeln. Ter Stegen gegen Manuel Neuer.

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Im Vergleich zu der aufgeregten Debatte, die sich zuletzt rund um diesen Kampf um die Nummer eins drehte, wirkte ter Stegen gelassen. „Ich fühle mich nicht mehr unter Druck gesetzt“, sagte der Torhüter des FC Barcelona vor dem Testspiel an diesem Mittwoch (20.45 Uhr/RTL) gegen Argentinien im Dortmunder Stadion. Hier bekommt ter Stegen seine Chance zwischen den Pfosten.

Freunde, Bekannte und Familie auf der Tribüne

Bundestrainer Joachim Löw hatte schon bei der Nominierung festgelegt, dass ter Stegen gegen die Südamerikaner beginnen darf. Neuer soll am Sonntag im EM-Qualifikationsspiel in Tallinn gegen Estland auflaufen. „Es ist ein Spiel, in dem ich mein Bestes geben werde“, meinte ter Stegen. Für den es natürlich etwas besonderes sei, unweit der Heimat Mönchengladbach auf dem Rasen zu stehen. Freunde, Bekannte und Familienangehörige werden anreisen. Sie sollen dort einen ähnlich herausragenden ter Stegen sehen wie beim 0:0 des FC Barcelona in der Champions League beim BVB vor drei Wochen. „Für jeden ist es eine Möglichkeit, jeder möchte sich präsentieren. So ist es bei mir auch.“

Dass das Duell um die deutsche Nummer eins überhaupt so eine Brisanz entwickelt hat, hängt mit ter Stegens Aussagen nach der vergangenen Länderspielreise zusammen. „Sie war ein harter Schlag für mich“, hatte er da zu seiner Reservistenrolle gesagt. Der Münchener Neuer antwortete mit einem Verweis auf den Teamgedanken. Die Bayern-Bosse – insbesondere Uli Hoeneß – tobten gegen ter Stegen, den DFB und Löw.

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„Ich beschäftige mich nicht so viel mit anderen Aussagen“, sagte ter Stegen nun. „Wir sind im Leistungssport, jeder möchte spielen.“ Ähnlich sachlich blieb auch der Bundestrainer, als er nach ter Stegen zur Pressekonferenz erschien. „Bei den Torhütern sehe ich das allerkleinste Problem im Moment“, erklärte Löw. Neuer und ter Stegen würden seit Jahren „sehr respektvoll“ miteinander umgehen. Sein Verhältnis zu Neuer sei „professionell“, betonte auch ter Stegen: „Wir haben ein gutes Verhältnis, keine großartigen Aussetzer. Wir werden uns unterstützen, egal in welcher Konstellation.“

13 Ausfälle - und Reus plagen Knieprobleme

Heute wird Marc-André ter Stegen allerdings vor allem seine Vorderleute unterstützen müssen. Denn durch die vielen Ausfälle muss Löw bei der Aufstellung improvisieren.

„So viele Absagen hat es in der Vergangenheit selten oder nie gegeben“, sagte der Bundestrainer. Gleich 13 Ausfälle muss Löw beklagen, nachdem sich am Vormittag auch noch Jonathan Tah (erkältet), Ilkay Gündogan (muskuläre Probleme) und Timo Werner (grippaler Infekt) für das Spiel an diesem Abend abgemeldet hatten. Zudem dürfte Löw auch BVB-Kapitän Marco Reus schonen, den Knieprobleme plagen.

Bei Argentinien fehlt dafür Superstar Lionel Messi, der mit ter Stegen gemeinsam bei Barcelona spielt, wegen einer Sperre. „Für mich und ihn wäre es schön gewesen, mal gegenein­ander zu spielen“, erklärte der Torhüter. Dann verließ er das Fußballmuseum. Zeit, selbst Geschichte zu schreiben.