Frankfurt. Fritz Keller wird aller Voraussicht nach beim Bundestag zum Präsidenten gewählt. Der Druck ist hoch. Der Verband will sich erneuern.

Donnerstag hielt sich Fritz Keller noch im Hintergrund, während der Deutsche Fußball-Bund (DFB) den Grundstein für seine neue Akademie legte und dabei sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel vorbeischaute.

2021 soll die rund 150 Millionen Euro teure neue Zentrale für den größten Sportverband der Welt fertiggestellt werden. Bis dahin müssen allerdings nicht nur die Bauarbeiter noch viele Arbeitsstunden investieren, sondern auch die Verantwortlichen des DFB viele Steine in Bewegung setzten. Denn der Verband will sich neu erfinden.

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Deswegen wird sich Fritz Keller heute beim 43. DFB-Bundestag nicht mehr im Hintergrund halten können. Im Gegenteil. Der 62-jährige Winzer und bisherige Chef des SC Freiburg soll zum neuen Präsidenten gewählt werden. Er wäre der 13. in der 119-jährigen Geschichte des größten Sportverbandes der Welt – und er soll ein besonderer werden. Einer, der den DFB nach Jahren der Unruhe, der Skandale, der Mauscheleien wieder beruhigt, ihm in der Öffentlichkeit wieder mehr Ansehen verschafft. Die vergangenen drei Präsidenten Theo Zwanziger (2012), Wolfgang Niersbach (2015) und Reinhard Grindel (April 2019) sind alle zurückgetreten. Nun lastet auf Keller ein enormer Druck. Um ihn zu entlasten, soll die Verantwortung verteilt werden. Die Strukturen werden verändert. Das Machtgefüge wird verschoben. Der DFB will beweisen, dass er nicht unregierbar ist. Wie? Eine Übersicht.

Warum Fritz Keller?

Wirklich transparent war die Auswahl nicht. Eine sechsköpfige Gruppe innerhalb des DFB hat den 62-Jährigen gemeinsam mit der Unternehmensberatung Egon Zehnder gescoutet. Immerhin: Bislang scheinen Profis und Amateure mit dem Kandidaten zufrieden zu sein. Am Votum der 259 stimmberechtigten Delegierten existiert jedenfalls kein Zweifel. Einen Gegenkandidaten gibt es allerdings erst gar nicht.

Wie arbeitet der DFB zukünftig?

„Eine One-Man-Show wird es mit mir nicht geben“, sagt Keller, der aber auch gar keine andere Wahl hat. Da beim Bundestag aus dem Paragrafen 34, der die Aufgaben des Präsidenten definiert, eine entscheidende Passage gestrichen werden soll: „Ihm obliegt die Gesamtverantwortung und die Richtlinienkompetenz.“ Keller hat künftig im Zweifel nicht mehr das letzte Wort, dadurch also weniger Macht. Zudem wird es eine deutlichere Trennung zwischen den wirtschaftlichen und den gemeinnützigen Aufgaben geben. Geld wird künftig in der DFB GmbH verdient. So werden andere Personen im Verband in den kommenden Jahren mächtiger.

Wer werden die wichtigen Männer hinter Keller?

DFB-Generalsekretär Friedrich Curtis soll die DFB GmbH verantworten. Oliver Bierhoff ist als Geschäftsführer Sport vorgesehen. Er muss damit auch mögliche Misserfolge der Nationalelf rechtfertigen. Vizepräsident Rainer Koch wird sich künftig um die internationalen Aufgaben kümmern und will ins Exekutivkomitee der Uefa einziehen, möglicherweise auch in den Fifa-Rat. Koch belastet jedoch eine Anzeige bei der Ethikkommission des Verbandes, weil er im Vorfeld des DFB-Bundesjugendtags 2016 unlauteren Druck ausgeübt haben soll.

Kann der DFB-Plan gelingen?

In den vergangenen Jahren musste sich ein DFB-Präsident für so ziemlich jedes Problem verantworten – vom kaputten Pfosten auf dem Ascheplatz um die Ecke bis zur WM-Blamage 2018. Dies soll sich ändern, indem Keller nicht mehr für alle Bereiche verantwortlich ist. Trotzdem bleibt die Frage, ob bei Problemen am Ende nicht doch vor allem der vermeintlich mächtigste Mann im deutschen Fußball zur Verantwortung gezogen wird.