Hamburg. Timo Werner spielt in der Bundesliga groß auf. Und seinen Vertrag in Leipzig hat er verlängert. Er hatte auch Bundestrainer Löw um Rat gefragt.

Größerer Ärger steht Manuel Neuer vermutlich nicht ins Haus, dabei hat der Torhüter der deutschen Nationalmannschaft in eklatanter Weise gegen ein ungeschriebenes Gesetz für Profifußballer verstoßen: Du sollst nie, nie, aber wirklich niemals über ein anderes Spiel als das nächste reden, zumindest nicht öffentlich. Neuer aber sprach nun nicht über das nächste Spiel, auch nicht über das übernächste, sondern über das darauf folgende, in dem er wieder das Trikot des FC Bayern tragen wird. „Wir spielen ja mit Bayern als nächstes gegen RB Leipzig“, sagte der 33-Jährige. „Da kann sich Timo dann ein bisschen rausnehmen.“

Neuer über Werner: "Für die Mannschaft ist es super, dass er gut drauf ist"

Einstweilen aber bereitet sich Neuer in Hamburg mit der Nationalmannschaft auf die Länderspiele gegen die Niederlande am Freitag und in Nordirland am Montag (beide 20.45/RTL) vor. Und in seiner Funktion als Kapitän dieser Mannschaft denkt Neuer ganz anders über jenen Timo, der auf den Nachnamen Werner hört. „Für die Nationalmannschaft ist es natürlich super, dass Timo so gut drauf ist“, auch weil Leroy Sané ja leider verletzt ist“, sagt er.

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Timo Werner hat sich in den vergangenen Wochen neuen Respekt verschafft im Kreis der besten deutschen Fußballer und auch beim Branchenführer aus Bayern – und dazu hat dieser möglicherweise einiges beigetragen. Lange galt es in der Branche als ausgemacht, dass der Stürmer nach München wechseln würde, entweder in diesem Sommer oder 2020, wenn sein Vertrag in Leipzig ausgelaufen wäre.

In den vergangenen Wochen aber musste Werner dann feststellen, dass die Bayern sehr viel intensiver um seinen Nationalmannschaftskollegen Leroy Sané bemühten und auch breit waren, Beträge von weit über 100 Millionen Euro zu diskutieren. Und weil ihm auch für 2020 der Eindruck fehlte, dass man ihn beim Rekordmeister unbedingt haben wollte, verlängerte der Angreifer stattdessen seinen Vertrag in Leipzig bei 2023. Natürlich mit den branchenüblichen Hintertüren in Form diverser Ausstiegsklauseln, aber die Botschaft war dennoch deutlich: Werner entschied sich für den Emporkömmling aus Leipzig statt den Branchenriesen Bayern – auch Bundestrainer Joachim Löw hatte ihm dazu geraten.

Werners Bilanz: Fünf Tore in drei Bundesligaspielen

Und er spielte in der Folge groß auf: Ein Tor beim 4:0-Sieg gegen Union Berlin, ein weiteres beim 2:1 gegen Eintracht Frankfurt – und gleich drei beim 3:1 gegen Borussia Mönchengladbach. Und als einzige Bundesliga-Mannschaft hat Leipzig alle drei Spiele bislang gewonnen und dabei auch stets fußballerisch überzeugt. „Man fühlt sich immer sehr gut, wenn man trifft“, sagt Werner. „Drei Tore in einem Spiel habe ich als Profi auch noch nie geschafft, das war letztmals in der Jugend.“ Dass er nun befreit aufspielt, weil seine Zukunft geklärt ist, ist Werner als Erklärung aber zu einfach: „Wenn man Zusammenhänge sehen will, wird man die finden“, sagt er. „Aber egal ob mit oder ohne Vertrag, ich will immer mein Bestes geben. Das Thema hat mich vorher nicht beirrt und jetzt nicht besonders beflügelt.“

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Und doch sind es 1,81 Meter geballtes Selbstvertrauen, die sich am Dienstagmittag durch das Millerntor-Stadion bewegen, wo sonst der FC Sankt Pauli seine Heimat hat und nun die Nationalmannschaft trainiert. Dabei war es zuletzt gar nicht so gut gelaufen mit Werner und der Nationalmannschaft: Die jüngsten drei überzeugenden Auftritte mit erfrischendem Offensivfußball hatten weitestgehend ohne ihn stattgefunden, nur zu einem Kurzeinsatz gegen Estland reichte es – und immerhin einem Treffer.

„Natürlich waren die letzten Spiele von den Spielminuten her nicht so gut, aber das Tor gegen Estland hat mir nochmal gut getan zum Ende der Länderspielsaison.“ Und so hebt Werner ganz selbstverständlich den Finger, wenn es darum geht, wie nun die Plätze in der Startelf verteilt werden. „Dadurch, dass Leroy Sane unglücklicherweise verletzt ist, ist ja ein Platz frei geworden“, sagt er. „Natürlich ist der Anspruch, wenn ich so gut in Form bin und es im Klub so gut läuft, dass ich auch hier in der Nationalmannschaft meine Leistung bringe. Dass es möglich ist und dass ich das kann, traue ich mir zu.“

Am Freitag geht es gegen Virgil van Dijk

Auch wenn es am Freitag im Duell mit den Niederlanden gegen den derzeit wohl besten Abwehrspieler der Welt geht: Virgil van Dijk. „Der ist in einem der letzten Spiele zum ersten Mal seit einem Jahr wieder ausgedribbelt worden, das ist schon beeindruckend“, sagt Werner. „Aber er kann die aber Abwehr nicht alleine zusammenhalten, wir haben trotzdem genug Qualität, um gegen einen wie ihn Tore zu schießen.“ Manuel Neuer würde es freuen – auch wenn er es dann beim Wiedersehen in der Liga mit einem wohl noch selbstbewussteren Timo Werner zu tun bekäme.