Essen. Die deutsche U21 steht im Finale der Europameisterschaft. Das darf über Probleme bei der Nachwuchsarbeit nicht hinwegtäuschen. Ein Kommentar.
Zum zweiten Mal bestreitet Stefan Kuntz als Trainer eine U21-Europameisterschaft. Und zum zweiten Mal hat er seine Mannschaft ins Finale geführt, am Sonntag kann er seinen Titel von 2017 verteidigen. Das ist ohne Frage schon jetzt ein großer Erfolg, noch keinem seiner Amtsvorgänger ist das so gelungen.
Deutschland mit einer guten Truppe bei der U21-EM
Und natürlich ist das auch ein Zeichen dafür, dass Kuntz eine gute Truppe beisammen hat. Der Schalker Torhüter Alexander Nübel, der Leverkusener Innenverteidiger Jonathan Tah, der Rechtsverteidiger Lukas Klostermann, der Bremer Mittelfeldspieler Maximilian Eggestein oder der Freiburger Angreifer Luca Waldschmidt – allesamt Profis, die in der Bundesliga längst etabliert sind und denen auch ein Platz in der A-Nationalmannschaft zuzutrauen ist.
Und dann kommen noch Leroy Sané, Julian Brandt, Thilo Kehrer, Timo Werner und Kai Havertz hinzu – fünf Profis, die auch noch in der U21 spielen dürften, aber schon feste Größen bei Bundestrainer Joachim Löw darstellen.
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Heißt das nun, dass all die Klagen über den schwächelnden deutschen Nachwuchs verfrüht waren? Klare Antwort: nein. Erstens hat die deutsche U21 – bei aller Anerkennung des bisher Geleisteten – einen eher leichten Weg durch das Turnier erwischt. Zweitens hat ja kein Experte behauptet, dass die Jahrgänge 1996 und 1997 schwach seien, die den Kern der U21 bilden.
Beim Unterbau gibt es Mängel
Das Problem beginnt darunter. Die U19-Nationalmannschaft verpasste zuletzt zweimal in Folge die EM-Qualifikation. Die U17 scheiterte in der Vorrunde. In der Uefa Youth League spielen die deutschen Klubs mit ihren U19-Mannschaften seit Jahren nur Nebenrollen. Es fehlen die herausragenden Talente. Havertz, Jahrgang 1999, ist so eines – ansonsten wird es dünn. Deswegen sollte die starke U21 nicht darüber hinwegtäuschen: Der deutsche Nachwuchs hat seine Probleme längst nicht überwunden.