Essen. Unser Autor macht sich Gedanken, wen er bei der Wahl zu den Fußballern des Jahres wählt. Bei den Trainern hat er einen klaren Favoriten.

Seit vielen Jahren ist es Tradition, dass das Fußballmagazin Kicker nach Abschluss einer Saison Deutschlands Sportjournalisten dazu aufruft, den Fußballer des Jahres, die Fußballerin des Jahres und den Trainer des Jahres zu wählen. In dieser Woche hat die Abstimmung begonnen.

Peter Müller
Peter Müller

Einige Kollegen haben bereits über die sozialen Netzwerke ihre Wahl verkündet. Mehrmals las ich den Namen Kai Havertz. Kann man machen, für den Senkrechtstarter zu stimmen, muss man aber nicht. Mehrere haben sich auch schon auf Dzsenifer Marozsan festgelegt. Das verwundert mich. Ohne Frage ist die Spielmacherin von Olympique Lyon eine herausragende Fußballerin, wahrscheinlich Deutschlands beste. Aber es ist WM, und sie war bisher nur an einer von drei Partien beteiligt, weil sie nach der ersten verletzt ausfiel. Es gilt also zumindest abzuwarten, welche Verdienste sich andere Spielerinnen bei diesem Turnier erwerben.

Kommen wir zu den Trainern. Klarer Fall, werden Sie sagen: Es kann nur einen geben – und der heißt Jürgen Klopp. Natürlich: Ein deutscher Trainer, der den Champions-League-Pokal in die Luft reißt, wird mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auch als Trainer des Jahres ausgezeichnet werden. Und wenn es so kommen wird, wird man auch nicht darüber streiten müssen.

Die Stimme geht an Friedhelm Funkel

Und trotzdem. Gerade weil ich mir sicher bin, dass Klopp sowieso gewinnen wird, werde ich meine Stimme einem anderen geben. Ich votiere für Friedhelm Funkel.

65 Jahre alt ist er mittlerweile, er arbeitet mit größtmöglicher Gelassenheit bei ungebremstem Ehrgeiz – und mit der klaren Haltung eines Mannes, der nichts mehr fürchten muss. Funkel nimmt kein Blatt vor den Mund. Es ist an der Zeit, ihn ausgiebig zu würdigen.

Mit Liverpool die Königsklasse zu gewinnen, das war kein Ding der Unmöglichkeit. Aber dass Friedhelm Funkel mit dem Aufsteiger Fortuna Düsseldorf die Liga aufgemischt hat, das kam unerwartet, das war bewundernswert. Aus dem vermeintlich sicheren Abstiegskandidaten machte er einen Favoritenschreck, der früh die Klasse hielt und respektabler Zehnter wurde.

Schäfer verlor den Machtkampf

In Düsseldorf hatten sie im Winter tatsächlich vor, zur neuen Saison einen neuen Trainer zu holen. Erst nach heftigen Fan-Protesten wurde Funkels Vertrag verlängert. Vorstands-Chef Robert Schäfer verlor den Machtkampf, er kostete ihn das Amt. Die Idee war auch zu beknackt. Trennen sich die Stones von Mick Jagger? Trennt sich RTL von Günther Jauch?

Friedhelm Funkel war schon Trainer in Duisburg, in Köln, in Frankfurt, in Berlin, in Bochum. Zu gerne hätte ich mal erlebt, dass er Trainer des FC Bayern geworden wäre. Ich bin mir sicher: Er hätte auch diesem Verein gutgetan.