Essen. Ein Meister, der Moral beweist. Eine Pressekonferenz, die ratlos macht. Dortmunder, die begeistern. Schalker, die enttäuschen. Das war die Saison 2018/19.

Das Konfetti ist verschossen, die Meisterschale übergeben – und die Bundesliga-Saison 2018/19 schon wieder Geschichte. Es ging nicht immer hochklassig, dafür aber spannend und meist auch unterhaltsam zu. Wer fiel auf, wer fiel ab – eine Bilanz.

Gewinner

Wer am Ende Meister wird, ist ein Gewinner – deswegen ist kein Vorbeikommen am FC Bayern München. Es lief nicht so glatt wie sonst, es gab weniger Punkte und mehr Zittern – und doch steht am Ende der Titel.

Dass es eng zuging, ist natürlich Borussia Dortmund zu verdanken. Es reichte nicht ganz für die Meisterschaft, aber die Borussia schaffte 21 Punkte mehr als in der Vorsaison, zeigte immer wieder begeisternden Fußball und den Schulterschluss zwischen Fans und Mannschaft nach der schwierigen Vorsaison. Wichtige Faktoren: Kapitän Marco Reus erlebte endlich einmal eine weitgehend verletzungsfreie Saison und glänzte als Anführer und Spielmacher. Jadon Sancho war der Aufsteiger der Saison, verzauberte mit spektakulären Dribblings und den meisten Torvorbereitungen.

Die Bayern Serge Gnabry (mit Schale), Leon Goretzka (rechts daneben) und Joashu Kimmich (vorne) feiern die Meisterschaft.
Die Bayern Serge Gnabry (mit Schale), Leon Goretzka (rechts daneben) und Joashu Kimmich (vorne) feiern die Meisterschaft. © firo

Die erste Saisonniederlage gab es bei Fortuna Düsseldorf, wo Friedhelm Funkel, der erfahrenste Trainer der Bundesliga, sein persönliches Meisterstück schaffte: Den Aufsteiger, von vielen als Abstiegskandidat Nummer 1 eingestuft, führte er auf Platz zehn. Ein Saisonhöhepunkt: das 3:3 beim FC Bayern, nach 1:3-Rückstand. Dodi Lukebakio, auch so eine Entdeckung dieser Spielzeit, schaffte einen Dreierpack – und Funkel kommentierte gewohnt trocken: „Hauptsache, der hebt mir jetzt nicht ab.“

Verlierer

Auch hier führt kein Weg an Bayern vorbei. Denn in Sachen Außendarstellung präsentierte sich der Rekordmeister bestenfalls zweitklassig. Weil im laufenden Betrieb Trainer Niko Kovac stückchenweise demontiert wurde. Und wegen dieser legendären Pressekonferenz, bei der sich die Bayern gegen überzogene Kritik wehren wollten, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sogar das Grundgesetz und die Menschenwürde bemühte – und Präsident Uli Hoeneß das nur Minuten später mit seiner „Scheißdreck“-Attacke gegen den Ex-Münchener Juan Bernat konterkarierte.

Sportlich ist natürlich der FC Schalke 04 zu nennen: 30 Punkte weniger als in der Vorsaison, der Klassenerhalt erst am drittletzten Spieltag – die Saison war eine einzige Enttäuschung. Sportvorstand Christian Heidel verabschiedete sich im Februar, Mitte März musste Trainer Domenico Tedesco gehen. Tiefpunkt: das 0:4 zu Hause gegen Düsseldorf, nach dem die Ultras Benjamin Stambouli die vor der Saison dem Team übergebene Kapitänsbinde wieder abnahmen.

Schalkes Benjamin Stambouli (Mitte, mit Maske) muss den Ultras die Kapitänsbinde zurückgeben.
Schalkes Benjamin Stambouli (Mitte, mit Maske) muss den Ultras die Kapitänsbinde zurückgeben. © Getty Images

Auf spektakuläre Weise gelang es Hannover 96, sportlichen Misserfolg und katastrophale Außendarstellung zu verknüpfen. Klub-Boss Martin Kind ließ kaum einen Tag verstreichen, an dem er nicht Trainer, Sportdirektor oder Mannschaft kritisierte. Auf der wieder einmal turbulenten Mitgliederversammlung wurden ein Präsident und ein Aufsichtsrat gewählt, die Kind kritisch gegenüber stehen. An ruhiges Arbeiten wird auch in der zweiten Liga nicht zu denken sein.

Aufreger

Der Video-Assistent könnte den Gesprächsstoff an den Stammtischen der Fußball-Republik deutlich reduzieren – das war tatsächlich eine Befürchtung, als dieses Hilfsmittel eingeführt wurde. Tatsächlich kamen viele diskussionswürdige Entscheidungen heraus. Vor allem die Handspielregel einerseits und ihre uneinheitliche Auslegung andererseits sorgten für Unmut – und eine Flut an Strafstößen: 11,7 gab es zuvor im Schnitt in 56 Jahren Bundesliga, in dieser Saison waren es über 30. „Der Fußball macht sich lächerlich“, schimpfte BVB-Trainer Lucien Favre. Recht hat er.

Rückkehrer

Peter Bosz war als Trainer in Dortmund krachend gescheitert. Gut ein Jahr später holte Bayer Leverkusen den Niederländer trotzdem. Der Lohn: Spektakulärer, aufregender Offensivfußball dank Jungstars wie Kai Havertz und Julian Brandt – und die Qualifikation für die Champions League.

Obwohl er mit Gladbach das Saisonziel als Fünfter erreicht hat,  muss  Trainer Dieter Hecking nun doch gehen.
Obwohl er mit Gladbach das Saisonziel als Fünfter erreicht hat, muss Trainer Dieter Hecking nun doch gehen. © dpa

Kurzarbeiter

Bosz ist erst seit fünf Monaten im Amt – und wird damit zu Beginn der kommenden Saison mindestens auf Platz neun der dienstältesten Trainer stehen. Auch in diesem Jahr gehörte Geduld mit den leitenden Angestellten nicht zwingend zu den Kerntugenden der Bundesliga: Sechs Klubs wechselten ihre Trainer während der Saison, der VfB Stuttgart gleich zweimal. Bei Borussia Mönchengladbach muss der einigermaßen erfolgreiche Dieter Hecking nach der Saison gehen, weil in Marco Rose ein vermeintlich besserer Trainer kommen soll. Nur Friedhelm Funkel überlebte auch diesen Trend: Als Fortuna-Geschäftsführer Robert Schäfer beschloss, den Vertrag des Trainers nicht zu verlängern, gab es einen Aufschrei – und wenig später musste stattdessen Schäfer gehen.