Essen. Die Münchener haben verdient die Meisterschaft gewonnen. Doch ihr Umgang mit Trainer Niko Kovac ist extrem fragwürdig. Ein Kommentar.

Dem FC Bayern München muss man aufrichtig gratulieren. Er hatte in dieser Saison einen Herbstblues, er lag scheinbar unaufholbare neun Punkte hinter der anfangs berauschend aufspielenden Dortmunder Borussia. Aber er hat nie aufgegeben, nie daran gezweifelt, die gewohnte eigene Stärke zurückgewinnen zu können. Und er hat, welch eine Machtdemonstration, den Konkurrenten im direkten Duell mit 5:0 aus der Arena gefegt.

Dem BVB fehlt Titelreife

Der FC Bayern ist also verdient Deutscher Meister. Die Münchener müssen sich nicht dafür entschuldigen, dass ihnen der Titelgewinn nun sogar in einer Saison gelang, in der sie zwischendurch Schwächen zeigten. Dies sagt eher etwas über die Qualität der Bundesliga aus. Borussia Dortmund hat den Wettbewerb immerhin mal wieder spannend gemacht, das verdient Dank und Anerkennung. Aber dem BVB fehlte die Titelreife. Den Bayern nicht.

Bayern sind mit Kovac unzufrieden

Sie haben das meiste Geld, sie haben die meiste Erfahrung, und sie haben die höchsten Ansprüche. Nicht den BVB sehen sie als Rivalen an, die nationale Meisterschaft verstehen sie als Pflicht. Den Pokal nehmen sie auch noch gerne mit, aber wenn sie in der Champions League nicht ganz vorne mitmischen, sind sie unzufrieden.

Dieses Selbstverständnis bekommt gerade Niko Kovac zu spüren, und zwar mit der ganzen Wucht dieses großen Vereins. Der Kroate hat es geschafft, als Erster nach Franz Beckenbauer den Titel mit diesem Klub sowohl als Spieler als auch als Trainer zu gewinnen. Doch das wird in München allenfalls als statistische Fußnote registriert. Es wird ihm nachgetragen, dass und wie die Mannschaft gegen Liverpool aus der Königsklasse ausschied. Die Fans feierten ihn am Samstag. Die Spieler aber ließen ihn nicht hochleben, auch das sagt etwas aus.

In seiner ersten Saison hat man ihm den unerfahrenen und bisweilen überfordert wirkenden Sportdirektor Hasan Salihamidzic zur Seite und eine überalterte, nicht verstärkte Mannschaft zur Verfügung gestellt. Er liefert den Titel – und wird doch öffentlich demontiert. Die Bayern-Bosse sollten sich schämen.